EXKLUSIV: So gelingt die Altersvorsorge ab 50

Olaf Neuenfeldt
Foto: Initiative Ruhestandsplanung
Olaf Neuenfeldt

Viele Menschen vernachlässigen die private Altersvorsorge in ihren 30ern und 40ern. Cash. fragte Olaf Neuenfeldt, Vorstand der Initiative Ruhestandsplanung e.V., nach Strategien für eine erfolgreiche Altersvorsorge ab 50.

Ist es auch im Alter von 50plus noch möglich, für die Rente vorzusorgen?

Neuenfeldt: Das die Wichtigkeit der Vorsorge für den Ruhestand nicht verstanden oder nicht ausreichend umgesetzt wird, ist leider viel zu häufig Realität. Das ist das Kernproblem, nicht die individuelle Lösung für den Bürger. Lösungen gibt es viele, eigentlich schon zu viele, die dann je nach Situation relevant sein können. Je mehr der Haushalt an Einkommen hat, desto größer ist häufig die Problematik dieser Lücken. Ja, es gibt zwei Lücken. Historisch, in der Altersvorsorge, geht es häufig um die Lücke in der Höhe, d.h. wieviel Einkommen fehlt im Ruhestand. Dies ist aber nur ein Teil des Problems und leider der einfache Teil der Betrachtung. Die zweite Lücke hängt mit der wachsenden Lebenserwartung zusammen, da das angesparte Vermögen auch bis zum Tod reichen muss, d.h. es gibt auch eine Lücke in der Länge, für die man vorsorgen muss. Auch mit 50 bis 55 kann und muss man noch aktiv werden. Hier gibt es einige Werkzeuge: Erhöhung der Sparrate, Überprüfung der Performancechancen der gewählten Anlagen, Nutzung von Themen wie Rürup und betriebliche Vorsorgelösungen, ein späterer Ruhestand, zusätzliche Einkommen generieren. Je mehr man Richtung Ruhestand kommt, desto schwieriger werden die Themen, hier kann man Lösungen in der Familie suchen (Schenkungen usw.), Ausgaben/Lebensstandard reduzieren, Umzug in günstigere Regionen (Der Unterschied zwischen den Lebenshaltungskosten in der teuersten und der günstigsten Gegend in Deutschland ist mehr als 30 Prozent), Nutzung der Immobilie usw. Sie sehen, ein komplexes Thema mit einigen Lösungsansätzen.


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Wie sollte man vorgehen, um seine persönliche Rentenlücke zu ermitteln?

Neuenfeldt: Der Prozess ist relativ klassisch, komplex und sollte aber dann auch umgesetzt werden. Der Bürger sollte sich einen oder mehrere Experten suchen. Man braucht hier Versicherungs-, Investment-, Immobilien und auch Steuerexpertise. Dann erfolgt die Analyse der Situation, also welche gesetzliche, betriebliche und private Vorsorge hat der Bürger schon. Dann eine Analyse der Lebenshaltungskosten jetzt und zum Ruhestand. Hier spielen auch Themen wie Erbschaften eine Rolle. Bitte Steuern und die Inflation nicht vergessen. Dann eine Analyse des Risikoappetits, um die relevanten Produkte zu finden. Dann die Umsetzung und wichtig: eine regelmäßige Überprüfung.

Häufig werden ETF-Sparpläne wie der „MSCI World“ empfohlen, auch von Verbraucherschützern. Ist das der „Königsweg“ ab 50?

Neuenfeldt: Den Königsweg gibt es nicht. Hier benötigt jeder Bürger eine andere Lösung. Für die Basisausgaben (wohnen, leben, mobil sein etc.) – d.h. Ausgaben, die ganz sicher immer wiederkehren – benötigt man auch garantierte Einnahmen, das sind dann gesetzliche, betriebliche und private Rentenlösungen. Für die Komfortausgaben (Hobbies, Urlaub, Kultur etc.) – die Themen, die den gewünschten Lebensstandard ausmachen – geht man dann, nach der Risikoanalyse des Bürger, in Themen wie die genannten ETFs, aber auch andere Investments und natürlich auch Immobilien. Man definiert hier klassische Portfolios für jeden Bürger angepasst.

Wie sieht es mit Tages- oder Festgeld aus?

Neuenfeldt: Auch hier gibt es klassische Lösungen und Modelle, die auch im Ruhestand relevant sind. Für den Topf der „kurzfristige Liquidität“, des “Notgroschen“ oder für konservative Anleger sind diese Produkte sicher eine Lösung. Auch hier sollte man sich Experten suchen, die einen durch den Dschungel der Möglichkeiten helfen.

Lohnt sich eine bAV jenseits der 50?

Neuenfeldt: Grundsätzlich ja, aber auch hier hängt es immer von der Situation im Haushalt ab. Die Lösungen in der bAV sind vielschichtig, teilweise laufen hier schon Lösungen. Wichtig sind hier häufig auch Steuerthemen, da braucht man dann wieder Experten, die den Bürger unterstützen.

Die Fragen stellte Kim Brodtmann, Cash.

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