Frankreichs Regierungskrise: Was Anleger jetzt im Blick behalten sollten

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Frankreich ist aufgrund der Regierungskrise im Anlegerfokus.

Die Regierungskrise in Frankreich sorgt für Unsicherheit in Paris, doch die Reaktionen an den Finanzmärkten fallen bislang verhalten aus. Während Aktien bestimmter Branchen Stabilität zeigen, geraten vor allem Finanzwerte und Staatsanleihen unter Druck. Wie lange bleibt die Ruhe trügerisch?

Frankreich steht vor einer entscheidenden politischen Bewährungsprobe. Eine Vertrauensabstimmung am 8. September sowie ein landesweiter Streik zwei Tage später erhöhen den Druck auf die Minderheitsregierung. Präsident Emmanuel Macron könnte, anstatt Neuwahlen anzusetzen, einen neuen Premierminister ernennen und diesen mit der Ausarbeitung eines neuen Haushaltsplans beauftragen. Damit ließe sich eine Wiederholung der Marktpanik aus dem Sommer vermeiden, als Investoren eine von Extremisten geführte Regierung befürchteten.

Bislang haben die Märkte jedoch deutlich weniger heftig reagiert, als viele erwartet hatten. Französische Aktien entwickelten sich stabiler als die Renditeunterschiede zu Staatsanleihen vermuten ließen. „Die Zusammensetzung des Index mildert das inländische Risiko“, beobachten Nenad Dinic, Equity Strategy Research, und Dario Messi, Head of Fixed Income Analyst bei Julius Bär. Finanzwerte, die rund zwölf Prozent des Referenzindex ausmachen, verloren innerhalb von zwei Tagen 8,5 Prozent und belasteten die Stimmung. Konsum- und Gesundheitsaktien hingegen gaben weniger als ein Prozent nach und erwiesen sich damit als widerstandsfähiger.

Nach Einschätzung von Julius Bär dürfte die Volatilität in den kommenden Wochen hoch bleiben. Bevorzugt werden daher multinationale Unternehmen mit geringer fiskalischer Abhängigkeit, insbesondere aus den Bereichen Konsumgüter und Industrie, die zusammen mehr als die Hälfte der Marktkapitalisierung des Index stellen. Politische Unruhen dürften zwar weiter auf Finanzwerte drücken, dennoch verweisen die Analysten darauf, dass große französische Banken weiterhin attraktive Renditeprofile aufweisen.

Auch die Anleihemärkte haben auf die erneuten Turbulenzen reagiert. Der Spread zwischen deutschen und französischen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit kletterte auf fast 80 Basispunkte. Damit liegt er zwar unter den Höchstständen von Ende 2024, jedoch über den Werten Spaniens und Griechenlands.

Frankreich profitiert nach wie vor von einer langen Phase niedriger Finanzierungskosten sowie von der vergleichsweise langen Laufzeit seiner Staatsschulden. Diese Faktoren begrenzen das Risiko eines abrupten Ausverkaufs. Dennoch dürfte der zusätzliche Risikoaufschlag auf französische Staatsanleihen nicht so schnell verschwinden.

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