Gesundheitskosten im Fokus: Welche Rolle Arbeitgeber-Benefits künftig spielen

Seminarteilnehmer über Vorteile, Benefits, bKV
Foto: Smarterpix / Rawpixel
Seminarteilnehmer über Vorteile, Benefits, bKV

Die medizinischen Kosten steigen weltweit – und Deutschland bildet keine Ausnahme. Der Global Medical Trend Rates Report 2026 von Aon zeigt, wie stark der Kostendruck wächst und warum Unternehmen verstärkt auf arbeitgeberfinanzierte Gesundheitsleistungen setzen. Der Blick auf die kommenden Jahre offenbart eine strategische Neuausrichtung.

Der neue Global Medical Trend Rates Report 2026 von Aon prognostiziert weltweit steigende Kosten für arbeitgeberfinanzierte Gesundheitsleistungen. Die medizinische Trendrate fasst Preisentwicklungen, technologische Fortschritte, die Nutzungshäufigkeit medizinischer Leistungen sowie steigende Medikamentenkosten zusammen. Sie dient als Frühindikator für die Kostenentwicklung und basiert auf Einschätzungen von Expertinnen und Experten aus mehr als einhundert Ländern.

Für das Jahr 2026 erwartet Aon global einen Kostenanstieg von 9,8 Prozent. Die Spannbreite reicht von 8,2 Prozent in Europa bis zu 15,3 Prozent im Mittleren Osten und Afrika. „Auch wenn die Inflation in einigen Märkten nachlässt, stehen die Gesundheitskosten weiterhin unter erheblichem Druck, was Unternehmen weltweit vor Herausforderungen stellt und proaktive Maßnahmen erfordert“, heißt es von Tanja Löhrke, Head of Health Solutions und Global Benefits für die DACH-Region. Sie betont, dass Predictive Analytics und neue Kostenstrategien helfen können, langfristige Benefits-Konzepte tragfähiger zu machen.

Kostentreiber und regionale Besonderheiten

Zu den zentralen Treibern zählen laut Bericht weltweit die Inflation, eine höhere Inanspruchnahme, medizinische Innovationen und die alternde Bevölkerung. In Europa steht die demografische Entwicklung an erster Stelle, gefolgt von chronischen Erkrankungen und einer steigenden Nachfrage nach neuen Behandlungsmethoden. Diese Faktoren belasten die medizinischen Systeme zunehmend und machen strategische Entscheidungen für Arbeitgeber unvermeidlich.


Das könnte Sie auch interessieren:

Für Deutschland prognostiziert Aon im kommenden Jahr einen Anstieg der medizinischen Kosten um 7,2 Prozent. Damit steigen die Kosten für Gesundheitsleistungen deutlich schneller als die allgemeine Inflation. Zu den wichtigsten Kostentreibern gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Bluthochdruck. Diese Entwicklung macht deutlich, dass Unternehmen ihre Gesundheitsstrategien zunehmend unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten überdenken müssen.

Während Arbeitgeber in vielen Ländern verpflichtet sind, Gesundheitspläne anzubieten, besteht eine solche Pflicht in Deutschland nicht. Gleichzeitig wächst die Unsicherheit durch politische Diskussionen über mögliche Leistungskürzungen in der gesetzlichen Versorgung. Unternehmen sind daher stärker gefordert, eigene Angebote zu schaffen, um Versorgungslücken zu schließen und die Gesundheit ihrer Beschäftigten zu stabilisieren.

Steigender Kostendruck fördert betriebliche Gesundheitsangebote

Der Bericht zeigt zudem, dass weltweit die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen steigt. Neben der demografischen Entwicklung treiben chronische Erkrankungen, neue Behandlungsmethoden und höhere Medikamentenkosten die Ausgaben. Auch in Europa nimmt die Nachfrage nach privaten Gesundheitsleistungen zu, da öffentliche Systeme vielerorts an ihre Grenzen geraten.

Für Unternehmen in Deutschland entsteht daraus ein klarer Handlungsanreiz. Arbeitgeberfinanzierte Leistungen wie Präventionsprogramme, Zugang zu Fachärzten oder Employee Assistance Programme schaffen nicht nur einen gesundheitlichen Mehrwert, sondern stärken auch die Produktivität und reduzieren Ausfallzeiten. Zusätzlich sind sie ein wichtiger Faktor im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.

„Wer hier strategisch investiert, reduziert nicht nur Kostenrisiken, sondern steigert auch die Bindung und Produktivität seiner Belegschaft“, betont Löhrke. Vor dem Hintergrund der absehbaren Kostensteigerungen entwickelt sich ein proaktiver Umgang mit Gesundheitsrisiken damit zu einem zentralen Bestandteil der Personalstrategie.

bKV als Baustein moderner Gesundheitskonzepte

Im Rahmen ganzheitlicher Gesundheitsstrategien rückt die betriebliche Krankenversicherung stärker in den Fokus. Gruppenverträge mit Arbeitgeberfinanzierung verschaffen Beschäftigten schnelleren Zugang zu medizinischen Leistungen und verbessern die Versorgungssicherheit. Ergänzende Services wie Zweitmeinungen können zudem dazu beitragen, Fehldiagnosen zu vermeiden und Behandlungen effizienter zu gestalten.

Der Trend zu solchen Angeboten zeigt sich auch im internationalen Vergleich. Unternehmen, die Mitarbeitende ins Ausland entsenden, spüren den Effekt der medizinischen Inflation besonders deutlich. Die steigenden Kosten in der internationalen Krankenversicherung verdeutlichen, wie wichtig eine systematische Analyse von Leistungsinanspruchnahme und Versorgungspfaden wird. Aon empfiehlt, ergänzende Services wie Krisenmanagement, sprachliche Unterstützung oder Hilfen bei der Arztwahl einzubeziehen, um Kosten und Qualität besser auszubalancieren.

„Ein ganzheitliches Paket von Leistungen im Krankheitsfall, Zusatz-Services wie Krisenmanagement, sprachliche Unterstützung, Unterstützung bei Krankenhaus- und Arztwahl oder die Betrachtung der Leistungsinanspruchnahme für die optimale Kosten-Nutzenbetrachtung sind unabdingbar“, resümiert Löhrke.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments