Gold stabil, Silber überhitzt? Julius Bär bewertet die Marktreaktionen

Silber- und Goldbarren
Foto: SmarterPix
Ungesunde Preisentwicklung bei Gold und Silber?

Nach der jüngsten Zinssenkung in den USA haben Gold und Silber zunächst nachgegeben, bevor die Ankündigung eines Anleihekaufprogramms für eine deutliche Gegenbewegung sorgte. Die Reaktion erinnert an frühere QE-Phasen und zeigt, wie sensibel die Märkte auf geldpolitische Signale reagieren. Warum sich Silber deutlich stärker bewegt als Gold, erläutert eine aktuelle Analyse.

Auch an den Gold- und Silbermärkten waren alle Augen auf die Zinsentscheidung der Fed gerichtet. Angesichts der weithin erwarteten Senkung der Leitzinsen reagierten die Anlegerinnen und Anleger zunächst negativ, was die Uneinigkeit der Fed und mangelnde Klarheit für die Linie im nächsten Jahr verdeutlicht. Als die US-Notenbank jedoch ein Anleihekaufprogramm ankündigte, um die Spannungen am Geldmarkt zu glätten, legten Gold und Silber wieder zu – um bis zu 1,6 % bzw. 4,6 %.

Diese Reaktion erinnert an die QE-Programme der Fed im Zuge der Finanzkrise. Damals wurden Anleihekäufe als Antwort auf die Furcht vor Inflation und einer Abwertung des US-Dollars getätigt. Und auch heute spiegelt dies weitgehend die Stimmung der Gold- und Silber-Investoren wider. Zwar verstärken solche Programme die ohnehin schon optimistische Marktstimmung, haben aber gemäß historischer Daten keine inflationären Auswirkungen.

Auch das Narrativ eines „Debasement Trade” – also der Verschiebung der Kapitalflüsse weg vom Dollar und hin zu Gold und Silber – hatte bereits Anfang des Jahres die Edelmetall-Rallye angeheizt. Unserer Ansicht nach fehlt es hierfür jedoch an Belegen. Wir rechnen zwar mit einer weiteren Schwäche des US-Dollars, führen dies aber eher auf zyklische und strukturelle Faktoren zurück als auf eine aktive Abwertung durch die Politik. Die Reaktion am Silbermarkt auf die Fed-Ankündigung war aus unserer Sicht übertrieben. Gegenüber Gold ist die Silber-Outperformance damit seit November auf mehr als 20 Prozentpunkte gestiegen.

Angesichts der recht ähnlichen fundamentalen Rahmenbedingungen für Gold und Silber halten wir eine derart deutliche Outperformance für nicht vollständig gerechtfertigt. Nach unserer Einschätzung ist diese weniger auf Fundamentaldaten zurückzuführen als vielmehr Ausweis der starken Dynamik spekulativer Händler und Trendfolger am Silbermarkt. Kurzfristig gibt es aufgrund dieser Dynamik zwar noch Aufwärtspotenzial. Wir meinen aber, dass die Preise zu schnell zu stark gestiegen sind, und bekräftigen daher unsere neutrale Positionierung bei Silber. Im Vergleich dazu wird Gold weiter durch die anhaltend starke Investitionsnachfrage und die Käufe der Zentralbanken gestützt. Hier bleiben wir positiv.

Autor Carsten Menke ist Head Next Generation Research bei Julius Bär.

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