„Goldpreis legt erst bei erkennbaren systemischen Risiken zu“

Der starke US-Dollar drückte in den vergangenen Wochen auf den Goldpreis. Hintergrund: Legt der Greenback zu, kann sich das gelbe Metall außerhalb des Dollarraums verteuern. Mit der Folge, dass die Nachfrage sinken kann – und damit auch der Goldkurs.

Viele Anleger fragen sich, wann die Durststrecke für Gold beendet sein wird.

„Unseres Erachtens wird der Goldpreis erst anziehen, wenn an den Märkten ein systemisches Risiko erkennbar wird“, sagt Joe Foster, Portfoliomanager und Stratege für die Gold-Fonds von VanEck. Erst dann würde das Edelmetall seinem Ruf als „sicherer Hafen“ gerecht. Ein zweiter Faktor, der den Goldpreis unter Druck setzt, sind die angekündigten Leitzinserhöhungen der US-Notenbank (Fed). Da Gold keine Zinsen abwirft, kann das Metall bei steigenden Zinsen im Vergleich zu festverzinslichen Papieren unattraktiver werden.

Förderunternehmen haben Luft nach oben

Die Lage der Förderunternehmen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Die Nettoverschuldung wurde reduziert und das Management besser aufgestellt. Hinzu kommt, dass die Kosten der Bergbauunternehmen im Schnitt weltweit seit 2012 um rund 25 Prozent gesunken sind. Gleichzeitig konzentrieren sich die Unternehmen auf die Minen mit den attraktivsten Wertschöpfungspotentzal. Folglich erscheinen die Aktienbewertungen für Unternehmen aus der Goldindustrie derzeit attraktiv. Allerdings zeigen nur wenige Investoren Interesse. Die Narben der Anleger sind aufgrund der negativen Entwicklungen zwischen 2011 und 2015 immer noch tief.

„Wir glauben, dass die Aktionäre nach den schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre noch wachsamer geworden sind, was das Management der Unternehmen betrifft, die Gold fördern und produzieren“, betont Foster. Ein aktuelles Beispiel für die kritische Aufmerksamkeit der Anteilseigner sei ein öffentlicher Brief der Aktionäre an „Detour Gold“ – der größten Tagebau-Goldmine in Ontario in Kanada. An dem Unternehmen äußerten viele Anteilseigner ihre Unzufriedenheit mit dem Management.

Zahl aktiv verwalteter Gold-Fonds sinkt

Hinzu kommt, dass passive Gold-Fonds die Kapitalstruktur der Unternehmen verändert haben. Während im Jahr 2011 das verwaltete Vermögen von Edelmetall-Aktienfonds zu 94 Prozent aktiv gemanagt wurde, sind dies laut den Experten vom Investmenthaus CIBC World Markets heute nur noch 33 Prozent. Der Rest, 67 Prozent, wird passiv gemanagt. Passive Fonds sind nicht in der Lage, an Sekundärplatzierungen oder Börsengängen (Initial Public Offerings, kurz: IPOs) zu partizipieren. Dadurch hat die Goldindustrie weniger Möglichkeiten, Kapital zu beschaffen. „Wir glauben, dass die Unternehmen auf Dauer keine andere Wahl haben, disziplinierter zu arbeiten, um die interne Finanzierung zu optimieren“, so Foster. Der Portfoliomanager geht davon aus, dass der Goldpreis bald einen neuen Anlauf nehmen wird, um das Preishoch aus 2014 (1.365 Dollar) zu erreichen. „Wahrscheinlich ist ein erfolgreicher Test dieser Kursmarke notwendig, um das Anlegerinteresse für Gold wieder zu wecken“, bemerkt Joe Foster. (fm)

Foto: Shutterstock

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