Geringe Großschäden und geglückte Finanzgeschäfte haben dem weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück 2015 seinen ersten Milliardengewinn beschert. Trotz der Niedrigzinsen und des Preiskampfs in der Branche verdiente der kleinere Rivale der Munich Re unter dem Strich 1,15 Milliarden Euro und damit fast 17 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Aktionäre können sich auf die höchste Dividende der Konzerngeschichte freuen: Vorstandschef Ulrich Wallin kündigte eine weitere Sonderausschüttung an – die vierte und höchste in der Geschichte der Hannover Rück.
Am Aktienmarkt kamen die Neuigkeiten gut an. Zum Handelsstart gewann die Aktie des MDax-Unternehmens 3,1 Prozent an Wert. Analysten hatten bei Überschuss und Dividende geringere Steigerungen erwartet. Der Vorstand hatte bis zuletzt offiziell nur einen Gewinn von rund 950 Millionen Euro in Aussicht gestellt, auch wenn Finanzchef Roland Vogel bereits im Herbst ein höheres Ergebnis für möglich hielt.
Starkes Wachstum bei Bruttoprämien-Einnahmen
Insgesamt will die Hannover Rück für das abgelaufene Jahr 4,75 Euro je Aktie an die Anteilseigner auszahlen, 50 Cent mehr als im Vorjahr. Die reguläre Dividende soll von 3,00 auf 3,25 Euro und die Sonderdividende von 1,25 auf 1,50 Euro steigen. Damit schüttet die Hannover Rück die Hälfte ihres Jahresgewinns aus – deutlich mehr als ihre übliche Quote von 35 bis 40 Prozent.
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Rückversicherer sitzen wegen geringer Großschäden und Kursgewinnen bei hochverzinsten Anleihen seit Jahren auf immer dickeren Kapitalpolstern. Wegen eines anhaltenden Preiskampfs im Schaden- und Unfallgeschäft können sie das zusätzliche Kapital aber kaum rentabel zur Absicherung weiterer Risiken einsetzen. Auch deshalb geben Rückversicherer wie Weltmarktführer Munich Re und die Hannover Rück immer mehr Geld an ihre Aktionäre zurück und verzichten auf mehr Geschäft. Die Münchner kämpfen zudem mit sinkenden Gewinnen, während die Hannoveraner den vierten Rekordgewinn in Folge hinlegen.
Dabei weitete die Hannover Rück ihr Geschäftsvolumen im vergangenen Jahr weiter aus. Zusätzlich getrieben vom starken US-Dollar, legten die Bruttoprämien-Einnahmen um fast 19 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro zu. Nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb blieb von den Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft mehr übrig als im Vorjahr: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 94,7 auf 94,4 Prozent.
Seite zwei: Großschäden um mehr als ein Drittel höher als im Vorjahr