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Bauzinsen sinken: Bleibt Betongold der sichere Hafen für Anleger?

Ricardo Tunnissen
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Ricardo Tunnissen

Die Immobilienmärkte stabilisieren sich, die Bauzinsen geben leicht nach, das Angebot bleibt knapp – das eröffnet Perspektiven. Gleichzeitig darf niemand die Herausforderungen unterschätzen. Kolumne von Ricardo Tunnissen, Baufi Deutschland

Die vergangenen drei Jahre waren nach einer langen Phase stetig steigender Immobilienpreise von einem deutlichen Rückschlag am Immobilienmarkt geprägt. Die Preise gaben zum Teil merklich nach. Für diese Entwicklung waren vor allem zwei Ursachen verantwortlich: die geldpolitische Kehrtwende der Europäischen Zentralbank (EZB) infolge eines Inflationsschocks – Stichworte: Ukraine-Krieg, Nachwirkungen der Corona-Pandemie – führte zu einem starken und schnellen Anstieg der Zinsen. Baufinanzierungen verteuerten sich entsprechend deutlich. Darüber hinaus bewirkte die erratische Politik der Ampelkoalition eine erhebliche Verunsicherung beim Immobilienpublikum. Viele potenzielle Käufer verschoben ihr Vorhaben.

Inzwischen hat sich die Stimmung am Markt spürbar aufgehellt. Die Talsohle bei den Immobilienpreisen scheint durchschritten, und der Markt zeigt erste Anzeichen einer Erholung. Einer Analyse des renommierten Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zufolge sind die Preise für Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser im ersten Quartal 2025 erstmals seit über zwei Jahren wieder deutlich gestiegen. Grundlage ist der quartalsweise ermittelte IW-Wohnindex, der auf mehreren Millionen Immobilieninseraten basiert und ein zuverlässiger Frühindikator für Preistrends ist.

Konkret stiegen die Preise für Eigentumswohnungen im Vergleich zum Vorquartal um 1,1 Prozent, bei Ein- und Zweifamilienhäusern sogar um 2,3 Prozent. Auf Jahressicht ergibt sich ein Preiszuwachs von 1,1 Prozent bei Eigentumswohnungen und 2,9 Prozent bei Häusern. Bemerkenswert ist, dass sich die Preisentwicklung je nach Region unterschiedlich darstellt. Die IW-Analysten untersuchten dazu nicht nur die sieben größten Städte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart), sondern auch andere Großstädte und den ländlichen Raum.

In den Top-7-Städten legten die Preise für Eigentumswohnungen im Jahresvergleich um 1,8 Prozent zu, im Umland um 1,0 Prozent. In anderen Großstädten betrug das Plus ebenfalls 1,8 Prozent, im jeweiligen Umland dagegen nur 0,1 Prozent. In ländlicheren Regionen fielen die Preissteigerungen mit 0,6 Prozent vergleichsweise moderat aus.

Bei Ein- und Zweifamilienhäusern ergibt sich ein etwas anderes Bild. In den Top-7-Städten stagnierten die Preise mit einem minimalen Plus von 0,1 Prozent. Besonders stark war der Anstieg hingegen in anderen Großstädten (+3,0 Prozent) sowie deren Umland (+2,7 Prozent). Auch in der Fläche verzeichneten die Preise mit einem Plus von 3,4 Prozent eine deutlich positive Entwicklung.

Die Analysten des IW warnen jedoch vor zu viel Euphorie: Ob es sich um eine nachhaltige Trendwende handelt, sei noch unklar. Viele Marktakteure agieren weiterhin vorsichtig, was angesichts globaler wirtschaftlicher Unsicherheiten verständlich ist. Zwar scheint eine Bodenbildung erreicht, doch eine neue Preisrallye wie in den Jahren vor 2020 zeichnet sich bislang nicht ab.


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Dennoch: Für langfristig orientierte Immobilieninvestoren sind das ermutigende Nachrichten. Die aktuelle Preisentwicklung unterstreicht einmal mehr die Stabilität und Wertbeständigkeit von Wohneigentum – besonders in wirtschaftlich unruhigen Zeiten. Immobilien gelten nicht nur als inflationssicher, sondern bieten auch einen wirksamen Schutz vor Geldwertverlust und eine attraktive Ergänzung zur Altersvorsorge.

Ein zusätzlicher Impuls könnte von der Geldpolitik kommen: Die Inflation in der Eurozone hat sich zuletzt spürbar abgeschwächt, weshalb die EZB bereits einige Zinssenkung vorgenommen hat. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten auch die Bauzinsen weiter sinken – was die Nachfrage nach Wohneigentum zusätzlich ankurbeln dürfte. Bereits jetzt bieten viele Banken wieder flexiblere Konditionen an.

Auf der Angebotsseite bleibt die Lage angespannt. Der Wohnungsneubau ist weit hinter den politischen Zielen zurückgeblieben. Gründe sind unter anderem gestiegene Baukosten, hohe regulatorische Hürden, Fachkräftemangel und lange Genehmigungsverfahren. Die Zahl neu geplanter Wohnbauprojekte befindet sich aktuell auf einem historischen Tiefstand. In Kombination mit einer stabilen oder sogar wachsenden Nachfrage – etwa durch Zuwanderung, demografische Effekte und den Trend zu kleineren Haushalten – entsteht ein strukturelles Ungleichgewicht.

Insbesondere in urbanen Zentren sind die Wohnungsmärkte vielerorts überlastet. Während die Mieten weiter steigen, wird Wohneigentum für viele zur attraktiven Alternative. Das erhöht mittel- bis langfristig den Druck auf die Kaufpreise. Die IW-Studie betont: Vor allem dort, wo kaum gebaut wird, wird sich der Markt am schnellsten erholen.

Hinzu kommt die Entwicklung auf dem Mietmarkt: In vielen Städten ziehen die Mieten weiter deutlich an – besonders bei Neuvermietungen. Für Kapitalanleger verbessert sich dadurch die Mietrendite, vor allem bei Bestandsimmobilien mit energetisch guter Ausstattung. Während in der Niedrigzinsphase viele Investoren allein auf Wertzuwächse setzten, rücken nun wieder stabile Mieteinnahmen in den Vordergrund.

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt: Auch andere Länder kämpfen mit den Folgen der Zinswende. In den USA und Schweden beispielsweise sind die Immobilienpreise in den letzten Jahren deutlich stärker gefallen als in Deutschland. Das liegt unter anderem an der dort häufigeren Nutzung variabler Finanzierungen. Der deutsche Markt hingegen zeigt sich vergleichsweise robust – auch dank konservativer Kreditvergabe, hoher Eigenkapitalquoten und einer stabilen Mietnachfrage.

Mit Augenmaß investieren

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Immobilienmarkt in Deutschland hat den Boden erreicht und befindet sich auf einem vorsichtigen Erholungspfad. Die Preissteigerungen im ersten Quartal 2025 sind ein Indiz dafür, dass die Talsohle durchschritten ist. Ob dies jedoch bereits den Beginn eines neuen Aufschwungs markiert, bleibt abzuwarten. Vieles hängt von der weiteren Zinsentwicklung, der wirtschaftlichen Gesamtlage und politischen Rahmenbedingungen ab.

Für langfristige Investoren bietet sich dennoch eine gute Gelegenheit: Immobilien bleiben ein solides Investment – wertbeständig, inflationsgeschützt und renditestark. Wer heute in gute Lagen, energieeffiziente Bausubstanz und zukunftssichere Wohnformen investiert, dürfte mittelfristig profitieren.

Als Geschäftsführer von Baufi Deutschland beobachte ich täglich, wie stark Unsicherheit und Orientierungslosigkeit potenzielle Käufer und Eigentümer verunsichern – nicht nur beim Kauf, sondern auch bei der Finanzierung. Umso wichtiger ist es, aktuelle Daten richtig einzuordnen, individuelle Chancen zu erkennen und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Die IW-Analyse zeigt: Die Grundlage für diese Entscheidungen verbessert sich wieder. Die Immobilienmärkte stabilisieren sich, die Bauzinsen geben leicht nach, das Angebot bleibt knapp – das eröffnet Perspektiven. Gleichzeitig darf niemand die Herausforderungen unterschätzen. Jede Investition will gut durchdacht und solide finanziert sein.

Unser Anspruch bei Baufi Deutschland ist es, genau das möglich zu machen: Orientierung geben, transparent beraten und Finanzierungslösungen finden, die auch in schwierigen Zeiten tragen. In dieser neuen Marktphase gilt mehr denn je: Wer informiert und vorbereitet ist, kann profitieren – nicht spekulativ, sondern strategisch. Und damit bleibt Wohneigentum auch künftig ein Fundament für Vermögensaufbau und Sicherheit.

Der ehemalige Banker Ricardo Tunnissen ist Finanzblogger und Content Creator. Seine besten Videos wurden millionenfach geklickt. Inzwischen ist er zudem Geschäftsführer bei Baufi Deutschland.

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