Interview: „Vertrauen muss man sich erarbeiten“

Cash.: Glauben Sie an eine weitere Konsolidierung im Vertriebs- oder Poolmarkt? Viele Versicherer gehen jetzt den Weg, sich direkt an Vertrieben zu beteiligen.

Schwarzer: Daran ist abzulesen, dass die Versicherer Vertriebskraft brauchen. Das ist Fakt. Die Versicherer erkennen, dass sie den Produktumsatz mit dem eigenen Außendienst allein nicht mehr stemmen können. Aus diesem Grund versuchen sie, in entsprechenden Vertrieben einen Fuß in die Tür zu bekommen, um dort ihre Produkte zu platzieren. Das passiert insbesondere im Kranken- und Lebens-Bereich, wo ja auch das Geld verdient wird – der Sachbereich ist da nicht so betroffen. Die Versicherer versuchen also, ihre Felder in Deutschland abzustecken und ihre Vertriebskapazitäten zu erweitern.

Cash.: In der Finanzdienstleistungsbranche wird vielfach ein Nachwuchsproblem beklagt. Sie bilden selbst aus und übernehmen die Lehrlinge dann. Funktioniert das Prinzip?

Schwarzer: Bis jetzt ja. Zurzeit haben wir 15 Auszubildende im Vertrieb. Pro Jahr stellen wir ungefähr fünf neue ein, die wir dann als Nachwuchs in der Regel bei uns integrieren und die wir auch zukünftig brauchen werden. Wir schaffen uns unseren Nachwuchs, weil wir hier im hohen Norden in Kiel auch nicht so viel Möglichkeiten haben, Leute vom Markt zu holen. Wir haben für unseren Nachwuchs ein kleines Unternehmen gegründet, die Perspektiva, in dem wir die Mitarbeiter während der Ausbildung ab dem zweiten Lehrjahr ganz konzentriert auf die Arbeit vor Ort schulen. Die Perspektiva hat ausschließlich den Zweck, unsere Auszubildenden mit dem Kunden vertraut zu machen.

Cash.: Welche Rolle nimmt Informationstechnologie in Ihrem Unternehmen ein?

Schwarzer: Die IT hat für mich immer eine wesentliche Rolle eingenommen. Als ich 1980 meine Firma gründete, habe ich meinen ersten und bisher einzigen Kredit aufgenommen und mir damit die erste Netzwerkanlage gekauft. Im Laufe der Jahre haben wir die IT kontinuierlich weiterentwickelt und viel Geld in die ganze Prozessabwicklung und das gesamte Datenmanagement investiert. Und wir haben unsere Versicherungsfabrik gebaut, die jetzt in die zweite Generation geht. Für uns als Assekuradeur ist die ordnungsgemäße verwaltungstechnische Abwicklung natürlich unabdingbar, weil wir eben wie ein Versicherer arbeiten. Allerdings habe ich die IT immer als Hilfsleis­tung gesehen. Letztlich muss sie dem Makler und Vermittler und nicht als Selbstzweck dienen.

Cash.: Wie sieht die Zukunft der Domcura aus?

Schwarzer: Wir werden das Kerngeschäft im Assekuradeur-Bereich weiter ausbauen. Hierbei wollen wir auch neue Wege gehen. Es gibt beispielsweise ernsthafte Überlegungen, unter anderem Zusatztarife im Rahmen der Krankenversicherung anzubieten, um so unser Portfeuille zu vergrößern. Außerdem haben wir die Effizienzsteigerung im Rahmen der Antrags- und Schadenbearbeitung sowie Policierung auf der Agenda, um so unsere bereits erstklassigen Servicestandards auf ein noch höheres Niveau zu heben. Es ist unstrittig, dass Qualität nicht nur im Produkt, sondern auch in den vorgenannten Verarbeitungsprozessen einen Wettbewerbsvorteil bedeuten.

Interview: Thomas Eilrich

Foto: Anna-Lena Cordts

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