Kfz-Versicherung: Preissteigerungen auf historischem Niveau

Bildagentur PantherMedia / Andriy Popov
Die Beiträge für die Kfz-Versicherung steigen deutlich.

Aufgrund der hohen Inflation hatten Rückversicherer es bereits gefordert – jetzt wird es sichtbar: Die Kfz-Versicherer starten mit stark erhöhten Preisen in die Wechselsaison. Die Prämien liegen bis zu 16 Prozent über dem Vorjahr.

Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox steigt der Beitrag für die Vollkasko-Versicherung im günstigen Preissegment um 16 Prozent. Haftpflicht-Tarife verteuern sich um 12 Prozent gegenüber Oktober 2022, Teilkasko-Tarife liegen 11 Prozent über dem Vorjahr. 

„Wir erleben Preissteigerungen in historischem Ausmaß“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Für die Versicherer sind diese Prämienanpassungen dringend notwendig. Eine inflationsbedingte Verteuerung der Reparaturkosten und gestiegene Schadenquoten schicken die Sparte in diesem Jahr in tiefrote Zahlen.“

Prämiensteigerungen bleiben auch im mittleren Preissegment nicht aus: Um 13 Prozent steigen die Preise in der Vollkaskoversicherung, bei der Kfz-Haftpflicht sind es 10 Prozent. Teilkaskotarife steigen um 8 Prozent.

Auf Anfrage von Cash. bestätigt auch die Allianz, dass die jährlich notwendigen Beitragsanpassungen tendenziell höher ausfallen als in der Vergangenheit. Die aktuell hohe Schadeninflation und die Anpassung an Marktindizes spielten derzeit eine große Rolle. „Wir sehen einen deutlichen Anstieg der Kosten für Ersatzteile und Reparaturen, die den Schadenaufwand deutlich in die Höhe treiben.“

Vor diesem Hintergrund hatte die Munich Re sich bereits im Rahmen der Erneuerungsgespräche in Monte Carlo zur eigenen Erwartung an das Pricing – auch unter Berücksichtigung höherer Inflation – geäußert: „Aus unserer Sicht haben manche Erstversicherungsmärkte noch Nachholbedarf, die Preise bei Kfz-Versicherungen zu erhöhen.“

Der GDV hatte im Juli eine Hochrechnung vorgestellt, laut der die deutschen Kfz-Versicherer in diesem Jahr voraussichtlich einen Verlust von mehr als 2,5 Milliarden Euro machen. Als Hintergrund wurde im Sommer ebenfalls die hohe Inflation genannt. „Im Vergleich zum Vorjahr dürften die Einnahmen der Kfz-Versicherer um 3,7 Prozent steigen, die Ausgaben jedoch um rund zwölf Prozent – insbesondere wegen höherer Reparaturkosten.“

Günstigere Preise für Neukunden

Um ihren Kundenstamm weiter auszubauen, bieten Versicherer nach Angaben von Verivox auch in diesem Jahr wieder für Neukunden deutlich günstigere Preise. Die Differenz zwischen dem mittleren und günstigen Preissegment liege für Versicherungswechsler im Gesamtschnitt bei 27 Prozent. Am größten sei das Sparpotenzial mit 31 Prozent bei der Haftpflicht-Versicherung. 

„Wir erwarten für dieses Jahr eine spannende Wechselsaison, von der Versicherungswechsler profitieren werden“, so Wolfgang Schütz.

Verbraucherschützer raten von Kurzschlussentscheidungen ab

Der Bund der Versicherten rät den Versicherten allerdings, sich nicht durch die gestiegenen Preise verunsichern zu lassen. Im Einzelfall würden sehr individuelle Faktoren in die Prämienkalkulation mit einfließen: unter anderem der Fahrerkreis, der Schadenfreiheitsrabatt oder die Typ- und Regionalklasse. „Vorschnell den Kfz-Tarif zu wechseln, ist nicht empfehlenswert. Zumal die vermeintlich günstigeren Tarife oft nicht die bessere Alternative sind. Wichtiger als die Höhe der Prämie sind die versicherten Leistungen, um bei einem Schaden nicht auf möglichen Restkosten sitzen zu bleiben“, sagt BdV-Vorständin Bianca Boss.

Das bestätigt auch die Allianz: „Flächendeckende Prämienerhöhungen für alle Kfz-Kunden gibt es nicht.“ Die Allianz Versicherungs-AG überprüfe regelmäßig die Prämien ihrer Versicherten in der Kfz-Versicherung und passe sie unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Einflussfaktoren laufend an. Dazu gehören neben individuellen Merkmalen wie Schadenverlauf, Jahreskilometerleistung oder Änderungen im Versicherungsumfang. Wie dynamisch sich die kommende Wechselsaison gestalten wird, könne das Unternehmen jetzt noch nichts sagen.

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