Wie bewerten Sie die aktuelle Lage im Technologiesektor – vor allem nach der starken Erholung der großen US-Tech-Werte?
Ward: Der Technologiesektor befindet sich derzeit wohl in einer seiner bedeutendsten Entwicklungsphasen überhaupt: Die Weltwirtschaft nutzt die Potenziale der Künstlichen Intelligenz, um Geschäftsmodelle grundlegend zu transformieren, die Effizienz von Unternehmen zu steigern und bestehende Innovationsbarrieren durch die weitreichende Demokratisierung von Informationen und Hochleistungs-Rechenkapazitäten weiter zu senken. Wir sind überzeugt, dass wir erst ganz am Anfang dieses generationenübergreifenden Investitionsthemas stehen – bildlich gesprochen befinden wir uns erst in den ersten fünf Minuten eines Fußballspiels, in dem KI als neue universelle Wissens- und Rechenplattform auftritt. Die zu Jahresbeginn aufgetretene Volatilität, die durch makroökonomische Unsicherheiten im Zuge der neuen US-Regierung sowie Zweifel an der Tragfähigkeit von KI-Investitionen in frühen Anwendungsphasen ausgelöst wurde, hat zuletzt einem wiederauflebenden Optimismus Platz gemacht – eine Entwicklung, die wir für gerechtfertigt halten.
Inwieweit beeinflussen makroökonomische Faktoren wie Zinsen, Inflation oder geopolitische Spannungen Ihre Einschätzung des Tech-Marktes?
Ward: Grundsätzlich ist zu beachten, dass die kurzfristige Stimmung immer auch von makroökonomischen Faktoren abhängt. Ebenso wird das tatsächliche Nachfrage-Angebots-Verhältnis am Markt von solchen Faktoren beeinflusst, aber etwas seltener. So entsteht zwar Volatilität im Anlageumfeld, allerdings sind auf lange Sicht überdurchschnittliche Renditen klar erkennbar. In den vergangenen 20 Jahren – bis Ende 2024 – erzielte etwa der MSCI ACWI IT im Schnitt eine jährliche Rendite von 16 Prozent. Das übertrifft den breiteren MSCI ACWI Index um das Doppelte und ist nahezu ausschließlich auf überdurchschnittliches Gewinnwachstum zurückzuführen, nicht auf eine Neubewertung der Multiplikatoren, wie häufig suggeriert wird. Trotz der unterschiedlichen geopolitischen, inflations- und zinspolitischen Rahmenbedingungen der letzten zwei Jahrzehnte bleibt das innovationsgetriebene Wachstum der Technologiebranche der entscheidende Faktor für langfristige Renditen – weitaus bedeutender als makroökonomische Einflüsse.
Gibt es innerhalb des Technologiesegments erkennbare Gewinner und Verlierer? Welche Sub-Sektoren zeigen momentan besondere Dynamik oder Schwäche?
Ward: Besonders dynamisch entwickelt sich derzeit die Infrastrukturebene des Tech-Sektors, mit Nvidia als Aushängeschild. Zugleich erstrecken sich diese Fortschritte entlang der gesamten Lieferkette – von Halbleiter- und Netzwerkdesignern über Hersteller bis hin zu Eigentümern von Hyperscale-Infrastrukturen, die Unternehmen und Privatpersonen Zugang zu KI-Rechenleistung und -Modellen ermöglichen. Bei den Anwendungsanbietern, insbesondere im Bereich der Unternehmenssoftware, zeigt sich hingegen ein uneinheitlicheres Bild. Viele Softwareanbieter können noch nicht nachweisen, dass KI ihre technologische Führungsposition tatsächlich stärkt, statt sie zu gefährden – hier gibt es also noch häufig Fragezeichen. Da wir uns weiterhin in einer sehr frühen Phase der Entwicklung groß angelegter KI-Anwendungen jenseits von ChatGPT befinden, erwarten wir, dass diese Unsicherheiten noch einige Zeit bestehen bleiben. Klare Gewinner und Verlierer werden sich jedoch nach und nach herauskristallisieren.
Welche langfristigen Technologietrends sehen Sie derzeit als besonders investitionswürdig?
Ward: KI ist der Trend, den Anleger unserer Ansicht nach besonders im Blick behalten sollten. Denn sie eröffnet neue Geschäftsmodelle und verleiht zahlreichen Branchen – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Technologiesektors – Investitionsimpulse sowie disruptives Potenzial. Wir sind überzeugt, dass im Laufe der Zeit nahezu alle Unternehmen branchenübergreifend KI einsetzen werden. Dennoch werden nicht alle Unternehmen und Sektoren gleichermaßen von dieser Entwicklung profitieren. Unter der Prämisse eines gezielten Fokus auf Investitionen in die KI-Infrastruktur sowie die klaren Gewinner bei der praktischen Anwendung von KI sehen wir für Investoren in diesem Bereich ein breites und stetig wachsendes Spektrum an Anlagemöglichkeiten.
Wie stark fließen Themen wie Digitalisierung, Cloud Computing oder Green Tech in Ihre Sektorstrategie ein?
Ward: Bei Axa IM verwalten wir den Core-Technologiefonds („Axa Framlington Global Technology Fund“), der Investoren ein gezieltes Engagement in einer Vielzahl dieser Themen ermöglicht. Darüber hinaus setzen wir bei einigen zentralen Technologiethemen einen besonders tiefgehenden analytischen Fokus an – mit jeweils spezialisierten Fonds in Bereichen, wo wir attraktive Anlagechancen für unsere Investoren sehen: künstliche Intelligenz, Robotik, digitale Wirtschaft sowie Fintech.
Wie schätzen Sie die Rolle der Emerging Markets im Technologiebereich ein?
Ward: Obwohl die Mehrheit der führenden Technologieunternehmen ihren Sitz in den USA hat, sehen wir den Technologiesektor weiterhin als einen globalen Markt. Dementsprechend identifizieren wir zahlreiche innovative Technologieführer und Pioniere innerhalb eines weltweiten Anlageuniversums. Deshalb investieren wir auch gezielt in Technologieunternehmen aus Schwellenländern, insbesondere in den Bereichen Fintech, E‑Commerce und weiteren digitalen Online-Dienstleistungen.
Rechnen Sie mit einer Fortsetzung der Dominanz großer US-Tech-Konzerne – wenn ja, warum?
Ward: Durch erhebliche Investitionen in Innovationen haben die großen Player technologisches Potenzial erfolgreich nutzbar gemacht und so ihre Wettbewerbsvorteile gesichert. Die anfängliche Herangehensweise mit KI bei einigen dieser Unternehmen deutet darauf hin, dass sie auch künftig erfolgreich bleiben könnten. Gleichzeitig befinden wir uns noch in einer sehr frühen Phase der KI-Entwicklung innerhalb dieses neuen Technologiezyklus. Mit der Weiterentwicklung des Marktes eröffnen sich zunehmend Innovationsmöglichkeiten für kleinere oder völlig neue, disruptive Unternehmen, die bestehende und neue Märkte erschließen können. Daher sind wir überzeugt, dass der Technologiesektor weiterhin attraktive Anlagechancen über alle Marktkapitalisierungsgrößen hinweg bietet – sowohl im Lager der etablierten Innovationsführer als auch bei disruptiven Newcomern.
Welche Kriterien sind für Sie bei der Titelauswahl entscheidend – eher fundamentale Bewertung, Wachstumsperspektiven oder technologische Führungsposition?
Ward: Im Mittelpunkt unseres Ansatzes stehen die führenden Unternehmen und die Disruptoren im Technologiesektor. Im Auswahlprozess setzen wir dabei auf vier klare Kriterien:
- Erstens muss echte Innovation im Zentrum der Geschäftstätigkeit stehen – also Produkte oder Dienstleistungen, die für Kunden kostengünstiger sind oder das Preis-Leistungs-Verhältnis verbessern.
- Zweitens muss das Unternehmen in der Lage sein, den Wert dieser Innovation langfristig in Renditen umzusetzen.
- Drittens ist ein Management erforderlich, das eine klare Vision verfolgt und eine nachweisbare Erfolgsbilanz bei deren Umsetzung vorzeigen kann.
- Viertens stützen wir uns auf grundlegende quantitative Nachweise, wie etwa Marktanteilsgewinne bei disruptiven Unternehmen oder starke, nachhaltige Renditen bei etablierten Marktführern.
Darauf aufbauend entscheiden weitere Faktoren, ob und mit welcher Gewichtung eine Aktie ins Portfolio aufgenommen wird: die grundsätzliche Überzeugung von der strategischen Ausrichtung, eine Analyse der kurzfristigen Impulsgeber und Bewertungsaspekte.
Wie balancieren Sie Ihr Portfolio zwischen etablierten Tech-Giganten und innovativen Small- oder Mid-Caps?
Ward: Mit der Zeit wird sich die Gewichtung zwischen etablierten Technologiegiganten und innovativen Small- und Mid-Cap-Unternehmen verschieben, je nachdem, wie sich die jeweiligen Anlagechancen bei einzelnen Unternehmen entwickeln. Wir sind der Ansicht, dass Anleger langfristig profitieren können, wenn sie ihr Kapital über die großen Indexpositionen dieser Technologieführer hinaus diversifizieren.
Was unterscheidet Ihre Fondsstrategie von anderen Technologiefonds am Markt?
Ward: Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal unseres Ansatzes ist der Fokus auf Innovation als zentraler Renditetreiber – insbesondere im Technologiebereich. Wir verbinden die gezielte Identifizierung der innovativsten Technologieführer und Disruptoren mit einem tiefgehenden Verständnis zentraler Technologiethemen aus unseren spezialisierten Fonds in den Bereichen KI, Robotik und digitale Wirtschaft. Auf dieser Grundlage bieten wir zudem einen einzigartigen Core-Technology-Fonds an.