EXKLUSIV

Mediolanum International Funds: „Wir bleiben bei Anleihen zuversichtlich“

Daniel Loughney
Foto: Mediolanum International Funds
David Loughney, Mediolanum International Funds

Nach Jahren hoher Zinsvolatilität und hartnäckiger Inflation sieht Daniel Loughney, Head of Fixed Income bei Mediolanum International Funds, die Anleihemärkte vor einer Phase der Stabilisierung. Warum er trotz globaler Unsicherheiten besonders in Großbritannien Chancen erkennt – und wo er derzeit bewusst defensiv bleibt.

Herr Loughney, wie beurteilen Sie das aktuelle Umfeld für Fixed-Income-Investments vor dem Hintergrund der Zinsentwicklung und Inflation?
Loughney: Wenn man etwa zwölf Monate zurückblickt, war unser Fokus klar auf Europa gerichtet. Wir gingen damals davon aus, dass die europäische Wirtschaft an Dynamik verlieren, die Inflation zurückgehen und die Märkte entsprechend reagieren würden. Deshalb hatten wir Positionen im kurzfristigen europäischen Bereich aufgebaut. Die Inflationszahlen schwächte sich tatsächlich ab, und die Zentralbanken senkten die Zinsen auf ein Niveau, das wir als angemessen betrachten. Deswegen haben wir diese Positionen vor einer Weile aufgelöst. Eine ähnliche Entwicklung sahen wir in den USA, wo wir zunächst ebenfalls auf fallende Zinsen gesetzt hatten. Der Arbeitsmarkt zeigte Zeichen der Abschwächung, und die Märkte haben in sehr schnell deutliche Zinssenkungen eingepreist. Die Fed Funds Rate liegt derzeit bei rund 4,25 Prozent, und die Märkte erwarten, dass die Fed Funds Rate im Laufe des nächsten Jahres auf 3,0 Prozent fällt. Wir halten das aktuelle Niveau für fair bewertet und nehmen in den USA daher eine zunehmend neutrale Haltung ein. Insgesamt hat die Zinsvolatilität stark abgenommen, was eine Phase vorsichtiger Stabilisierung einleitet.

Wie sieht Ihre Positionierung in Großbritannien aus?
Loughney: Zwar ist das wirtschaftliche Umfeld schwach – vor allem die Verbraucher – , aber der Markt preist unserer Ansicht nach zu wenig Zinssenkungen ein. Aktuell wird mit rund 50 Basispunkten gerechnet, wir halten 100 für realistischer. Die Bank of England ist in zwei Lager gespalten – die Falken und die Moderaten. Wir glauben, dass sich die moderatere Linie durchsetzen wird. Darüber hinaus sehen wir am zehnjährigen Ende attraktive Chancen, da viele negative fiskalische Nachrichten eingepreist sind. Die fiskalische Lage hat sich zuletzt leicht verbessert: Die Regierung hat erkannt, dass Vertrauen in fiskalische Solidität entscheidend ist, um die Märkte zu beruhigen und Finanzierungskosten zu senken. Das hat die Attraktivität von Gilts zuletzt deutlich erhöht. Insgesamt hat die Zinsvolatilität deutlich abgenommen, was die Stimmung in am Markt für langlaufende Staatsanleihen aufgehellt hat.


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Und wie positionieren Sie sich in Japan?
Loughney: Japan ist ein Sonderfall. Dort steigen sowohl die wirtschaftliche Aktivität als auch die Inflation, und die Bank of Japan befindet sich in einem Zinserhöhungszyklus. Deshalb sind wir bei zehnjährigen japanischen Staatsanleihen leicht untergewichtet.

Welche Trends und Risiken sehen Sie derzeit in den Staats- und Unternehmensanleihemärkten?
Loughney: Zwei Entwicklungen prägen die Märkte: Zum einen das kurze Laufzeitende, das mittlerweile größtenteils fair bewertet ist – diese Phase haben wir gut genutzt. Zum anderen bleiben die fiskalischen Bedenken groß, was die Renditen auf Staatsanleihen nach oben getrieben hat. Allerdings sind wir der Meinung, dass die Sorgen etwas übertrieben sind, und sind bei langlaufenden Staatsanleihen zuversichtlich. Bei Unternehmensanleihen sind die Spreads derzeit historisch betrachtet eng, insbesondere im Investment-Grade-Bereich. Viele Investoren argumentieren, dass die Gesamtrenditen im historischen Vergleich attraktiv seien, doch die Spreads selbst bieten kaum Puffer. Deshalb sind wir dort eher defensiv positioniert – leicht untergewichtet bei Investment Grade, neutral bei High Yield. Sollte es zu einer Korrektur an den Aktienmärkten kommen, würden sich daraus wieder Chancen ergeben. Ein Anstieg der Risikoaversion könnte dann die Bewertungen im Unternehmensanleihesegment normalisieren.

Welche Rolle spielt Fixed Income in der Gesamtstrategie von Mediolanum International Funds?
Loughney: Anleihen bleiben der klassische Stabilitätsanker in einem Portfolio. Nach den starken Jahren an den Aktienmärkten sehen wir jetzt wieder die Zeit für Balance. Wenn sich Risikoanlagen schwächer entwickeln, sollte die Anleihekomponente als Gegengewicht wirken. Dabei setzen wir verstärkt auf Qualität – lieber Staatsanleihen als Unternehmensanleihen, weil sich bei steigender Risikoaversion die Spreads von Unternehmensanleihen schnell ausweiten.

Wodurch unterscheidet sich Mediolanum von anderen Asset Managern, etwa bei ESG-Integration, Research oder Produktinnovation?
Loughney: Mediolanum ist ein sehr unternehmerisches Haus. Produktinnovation ist Teil unserer DNA. Darüber hinaus integrieren wir ESG-Aspekte systematisch in unseren Anlageprozess. Für jede Position gibt es ein detailliertes Template, in dem auch ESG-Faktoren bewertet werden – nicht nur qualitativ, sondern auch in Bezug auf den Einfluss auf den fairen Wert. Wir kombinieren fundamentale und quantitative Analysen, um Chancen und Risiken im Portfolio zu identifizieren. Unser Team verfügt über jahrzehntelange Erfahrung, was uns erlaubt, Marktbewegungen richtig einzuordnen und Chancen gezielt zu nutzen. Erfahrung, Disziplin und Flexibilität machen für uns den Unterschied.

Wie stehen Sie zu Emerging Markets und was erwarten Sie für die kommenden 12 bis 24 Monate?
Loughney: In den Schwellenländern sind wir konstruktiv. Wir bevorzugen lokale Währungen gegenüber Hartwährungen, da wir eine Abschwächung des US-Dollars erwarten. Viele Zentralbanken in den Emerging Markets haben die Inflation unter Kontrolle und beginnen, die Zinsen zu senken. Das schafft attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Zusammengefasst: Wir sind untergewichtet in Investment Grade, neutral bei High Yield, übergewichtet in Emerging Markets – insbesondere in Lokalwährungen. Für die Zinsmärkte gilt: neutral in den USA und Europa, übergewichtet in Großbritannien, leicht untergewichtet in Japan. Die größten Chancen sehen wir am längeren Ende der britischen Kurve.

Interview: Frank O. Milewski, Cash.

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