Metaverse-Studie: KI schlägt den Metaverse-Hype

Frau mit Virtual Reality Brille
Foto: PantherMedia / Yuri Arcurs
"Aktuell sind den Tech-Konzernen Kostensenkungen und KI-Entwicklungen wichtiger als AR/VRBrillen."

Nach großer Anfangseuphorie verläuft die Entwicklung des Metaversums inzwischen deutlich langsamer. Dies könnte sich aber aus Sicht des LBBW Research sogar als Vorteil erweisen.

„Das Metaversum als ‚vernetztes, immer verfügbares Internet in 3D‘ wird zwar mindestens noch zehn Jahre dauern. Aber bereits heute ist klar: Die Zukunft gehört auch im Metaversum der Künstlichen Intelligenz (KI)“, urteilt Digitalisierungsexperte Guido Zimmermann.

Der Begriff Metaversum tauchte zwar bereits vor 30 Jahren erstmals in einem Science-Fiction-Roman auf. „Aber bis heute wissen viele Verbraucher nicht, was das Metaversum eigentlich ist“, warnt Zimmermann. Der Begriff steht für ein ‚immer verfügbares Internet zur sozialen Interaktion in 3D‘, bei dem eine Vielzahl von Computeranwendungen nahtlos ineinandergreifen, sodass die Verbraucher übergangslos von einem virtuellen Ökosystem ins nächste wechseln können. Zentrales Charakteristikum des Metaversums ist die Dreidimensionalität der virtuellen Erfahrung.

Metaverse-Entwicklerteams entlassen

Hardware für die Nutzung virtueller Realitäten ist daher für das Metaversum von zentraler Bedeutung. Seit Kurzem steht die Idee eines derartigen universalen digitalen Raumes aber deutlich unter Druck. Die Entwicklung des Metaversums hat sich verlangsamt, seitdem richtungweisende Großunternehmen wie Meta und Microsoft zu Jahresbeginn ihre Entwicklerteams entlassen haben. Google stellte zudem vergangene Woche den Vertrieb der Augmented-Reality-Brille Glass endgültig ein. „Aktuell sind den Tech-Konzernen Kostensenkungen und KI-Entwicklungen wichtiger als AR/VRBrillen“, urteilt der Experte. Dauerhaft geplatzt sind auch zahlreiche Hoffnungen, die mit dem Einsatz von Kryptowährungen verbunden waren. „Der Skandal um die große Krypto-Börse FTX hat das Thema schwer beschädigt“, urteilt der Analyst. Wie sich der Zahlungsverkehr im Metaversum entwickeln wird, sei daher noch offener als vor dem Skandal.

KI ist der Antriebsmotor des Metaversums

Lebhaft wird unterdessen aber an einzelnen Anwendungen weitergearbeitet, die innerhalb des Metaversums stattfinden sollen. Zimmermann vergleicht sie mit einzelnen digitalen Galaxien des geplanten Metaversums. „Sie existieren teilweise bereits im Alltagsbetrieb und einige kommerzielle Anwendungen werfen sogar bereits Gewinn ab“, sagt Zimmermann. Die Vernetzung dieser Galaxien werde aber noch sehr lange dauern. Denn alle Beteiligten müssen sich auf gemeinsame Schnittstellen und Industriestandards einigen, die die Vernetzung der verschiedenen virtuellen und echten Lebenswelten zu einem universalen Raum später stark beschleunigten.

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) wird eine Lücke schließen, mit der es in den Galaxien sehr einsam bleiben dürfte: das Fehlen digitaler Inhalte. Denn mit Hilfe von KI wird es den Nutzern ermöglicht, auf einfache Art und Weise digitale Inhalte gemeinschaftlich zu kreieren. Um die aktuelle Trendwende zu beschreiben, wählt Zimmermann ein Bild aus dem Automobilbau: „Jahrelang haben die Unternehmen des Silicon Valley um die schönste Karosserie gewetteifert. Nun haben sie alle Karosseriebauer und -designer entlassen, weil sie plötzlich merkten, dass sie bislang überhaupt keinen Motor haben.“

Die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz als Antriebsmotor des Metaversums werde deshalb in den kommenden Jahren das dominierende Thema der Tech- Branche sein, sagt Zimmermann voraus. „KI wird 2023 das nächste Hype-Thema, denn hierfür brauche ich weder VR-Brille noch eine Krypto-Wallet“, sagt der Analyst voraus: „Das hat ChatGPT bereits gezeigt.“

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