Herr Kroll, Sie ermöglichen erstmals ein reguliertes Investment in strategische Technologiemetalle. Was ist die Idee dahinter?
Kroll: Wir wollten institutionellen Investoren und Family Offices den Zugang zu Seltenen Erden und Technologiemetallen ermöglichen – ein Markt, der bislang nur schwer zugänglich war. Nach drei Jahren Vorbereitung haben wir nun die Genehmigung für ein Wertpapier mit ISIN erhalten. Damit bringen wir Liquidität in einen geopolitisch und wirtschaftlich hochrelevanten Sektor. Über dieses genehmigte Wertpapier schaffen wir erstmals regulierten Zugang.
Was unterscheidet Ihr Produkt von klassischen Rohstoffinvestments?
Kroll: Anders als bei Öl, Gold oder Kupfer handelt es sich bei unseren Metallen um knappe Rohstoffe mit sehr geringen Fördermengen – und damit ohne liquiden Börsenhandel. Der Markt ist kleiner, aber strategisch extrem wichtig, weil die Nachfrage das Angebot langfristig übersteigen wird.
Wie passt Ihr Produkt in eine strategische Portfolioallokation?
Kroll: Unser Papier hat ein Zielvolumen von zehn Millionen Euro und eignet sich gut als Beimischung. Es ist allerdings nicht täglich handelbar. Wir planen für dieses Finanzprodukt eine Laufzeit von vier bis sechs Jahren – danach wird ausgeschüttet. Für Anleger mit langfristigem Horizont und einem Mindestinvestment von etwa 50.000 Euro ist es eine interessante Möglichkeit, Rohstoffe physisch ins Depot zu holen – bei einer überschaubaren Laufzeit.
Wie sieht die Renditeerwartung aus?
Kroll: Die Entwicklung der letzten drei Jahre lag bei rund 100 bis 160 Prozent – je nach Metall. Aktuell gibt es in den USA neue Vorgaben für Mindestpreise bei Seltenen Erden – teils doppelt so hoch wie unsere Einkaufspreise in China. Das wirkt wie eine eingebaute Preissteigerungsgarantie. China wird die Preise künftig weniger stark subventionieren – davon profitieren unsere Anleger direkt.

Wie wichtig war regulatorische Akzeptanz bei der Strukturierung Ihres Wertpapiers?
Kroll: Sehr wichtig – und gleichzeitig herausfordernd. Mit nur zehn Millionen Euro Volumen war ein klassisches Zertifikat keine Option. Um dennoch eine Wertpapierkennnummer zu erhalten, haben wir eine liechtensteinische Aktiengesellschaft gegründet, über die Investoren stimmrechtslose Aktien erwerben können. Wir setzen bewusst auf Effizienz: Keine Clearstream-Abwicklung, sondern ein blockchain-basiertes Aktienbuch – das spart Kosten. Die Gesamtkostenquote (TER) liegt bei nur 2,1 Prozent, inklusive Lagerung und Versicherung. So bleibt das Modell auch bei kleinerem Volumen marktfähig.
Warum sind physisch hinterlegte Investments in Seltene Erden für institutionelle Investoren so interessant?
Kroll: Weil es kaum Alternativen gibt. Viele Fonds, die mit „Seltenen Erden“ werben, enthalten Aktien von Minenunternehmen – viel volatiler und riskanter als ein Wertpapier, welches physisch mit Rohstoffen gedeckt ist. Unsere Lösung ist vergleichbar mit Euwax Gold – nur eben nicht für ein Metall, sondern für zehn. Gerade für Family Offices und mittelständisch geprägte Investoren ist das hochrelevant: Sie denken langfristig, strategisch und wir industriell. Die Nachfrage ist aktuell riesig – unser Berliner Lager könnten wir mehrfach an die Industrie verkaufen. Vor drei Jahren hätte sich kaum jemand dafür interessiert. Heute, in Zeiten chinesischer Exportrestriktionen, suchen viele nach Absicherung. Strategische Lager wirken wie eine Versicherung. Aber eine Versicherung gibt es nicht mehr, wenn das Haus schon brennt. Es wird höchste Zeit, jetzt die Lager zu füllen.
Sie setzen auf digitale Transparenz mit der sogenannten Finomet-Technologie. Was bringt das konkret?
Kroll: Anders als bei klassischen ETCs zeigen wir genau, was tatsächlich eingelagert ist. Unsere Investoren erhalten eigene Wallets und volle Einsicht. Die Blockchain-basierte Struktur schafft Vertrauen – auch bei Industriekunden. Wir sind zudem im Gespräch mit staatlichen Stellen: Sollte es jemals ein deutsches Rohstofflager geben, könnten wir die technische Infrastruktur dafür liefern.

Welchen strategischen Beitrag kann Ihr Modell zur Rohstoffunabhängigkeit Europas leisten?
Kroll: Realistisch betrachtet: Mit zehn Millionen Volumen allein? Einen kleinen. Aber besser als nichts. Unser Lager ist aktuell rund 35 Millionen Euro wert, darunter vier Tonnen Gallium – ein Bruchteil des deutschen Jahresbedarfs. Wenn die Lieferketten reißen, wird jeder Zugriff auf Material entscheidend. In solchen Szenarien können auch kleine Strukturen große Wirkung entfalten. Am Ende zählt: Wer hat Zugriff auf das, was wirklich knapp ist?
Spüren Sie aktuell konkretes Interesse der Industrie an Ihren Lagerbeständen?
Kroll: Ja, sehr deutlich. Die aktuelle Knappheit hat viele wachgerüttelt. Selbst Unternehmen, die mittelfristig auf Entspannung hoffen, beginnen mit uns strategische Lager aufzubauen. Sie sichern sich Metalle für die kommenden Monate, geben uns Abnahmegarantien – und wir geben die Liefergarantie. Für diese Sicherheit zahlen sie, und genau das ist unser Geschäftsmodell.
Die Preise für Metalle wie Dysprosium und Terbium sind zuletzt stark gestiegen. Wie nachhaltig ist diese Entwicklung?
Kroll: Sehr nachhaltig. China hat neue Exportauflagen erlassen – nur noch bei klar nachgewiesener ziviler Endverwendung wird geliefert. Für viele Unternehmen ist es aber kaum umsetzbar, solche Nachweise zu erbringen, ohne Geschäftsgeheimnisse offenzulegen. Gleichzeitig ist die Rüstungsindustrie de facto von chinesischen Lieferungen abgeschnitten. Und obwohl China die Möglichkeit hätte, mit vollen Lagern die Preise zu drücken, tut es das Gegenteil. Man zeigt deutlich, wer derzeit die Kontrolle über den Markt hat.
Was bedeutet das geopolitisch?
Kroll: China fährt eine klare Strategie: Noch hat es einen Vorsprung von wenigen Jahren, danach kann sich der Westen bei Schlüsselrohstoffen – insbesondere für Rüstung – selbst versorgen. Warum nutzt China dieses Zeitfenster so intensiv? Ich befürchte, es hängt mit Taiwan zusammen. Es wirkt, als wolle China verhindern, dass die NATO sich mit chinesischen Rohstoffen aufrüstet – eine bewusste Verzögerung westlicher Verteidigungsfähigkeit.
Wohin entwickeln sich die Preise?
Kroll: Nach oben. Die US-Regierung garantiert bereits Preise, die doppelt so hoch sind wie aktuell in China. Warum sollte ein chinesisches Unternehmen noch zu Dumpingpreisen verkaufen? Unsere Kunden sichern sich deshalb jetzt noch Lieferungen zu heutigen Konditionen – aber dieses Fenster wird sich bald schließen.

Die Grafik zeigt den prognostizierten Anstieg des globalen Bedarfs an strategischen Technologiemetallen (insb. Seltene Erden, Gallium, Germanium etc.) in den wichtigsten Zukunftsbranchen. Alle Werte sind auf das Ausgangsjahr 2025 normiert und spiegeln die erwartete Vervielfachung des Bedarfs bis 2040 wider.
Sie verfolgen eine doppelte Strategie: Versorgungssicherheit für die Industrie und Wertentwicklung für Investoren. Wie funktioniert das in der Praxis?
Kroll: Wir schließen Lücken, wo andere nicht liefern können. Erst gestern haben wir 250 Kilogramm einer Metalllegierung verkauft – zu einem Vielfachen des chinesischen Preises. China liefert derzeit nicht, wir hatten die Ware auf Lager.
Viele Unternehmen hätten längst eigene Reserven aufbauen müssen, aber das wurde über Jahre versäumt. Heute agieren wir als seriöser Marktteilnehmer – und bieten gleichzeitig eine Art Versicherung. Wie jede Absicherung kostet das Geld. Deshalb ist unser Modell kein Widerspruch, sondern die Verbindung von Stabilität und Rendite.
Welche Rohstoffe sehen Sie aktuell als besonders unterbewertet?
Kroll: Die Entwicklung steht erst am Anfang. Materialien wie Hafnium, Gallium, Germanium oder Gadoliniumoxid sind künftig zentral – etwa für Energiespeicher, KI-Systeme oder Robotertechnik.
Human Robotics wird ein Massenmarkt. Roboter benötigen viele Motoren – und damit Magnete. Diese werden künftig so wichtig sein wie heute Computerchips. Die Finanzwelt hat das noch nicht erkannt. Bisher gab es kein strukturiertes Finanzprodukt – wir sind jetzt die Ersten. Weitere werden folgen. Die Nachfrage nach diesen Rohstoffen wird explodieren.
Rechnen Sie mit einem dauerhaften Ausfall chinesischer Lieferungen?
Kroll: Ja, das ist möglich – und wir bereiten uns vor. Unser nächstes Produkt wird ein Genussschein, der uns feste Abnahmeverträge mit Minen und Recyclingbetrieben sichert.
Ein Projekt in Südafrika ist bereits weit fortgeschritten, ebenso Gespräche mit Raffinerien und einem Magnet-Recycler. Momentan produziert dieser noch nicht – die Preise sind schlicht zu niedrig. Doch das dürfte sich ändern, auch durch politische Impulse aus den USA und bald auch Europa.
Was sind Ihre nächsten Schritte?
Kroll: Wir planen ein neues Produkt. Ein Wertpapierprojekt mit 50 Millionen Euro Zielvolumen: einen Genussschein ab 100.000 Euro Einstieg.
Zudem wollen wir Partner des Bundes werden, falls ein staatliches Rohstofflager entsteht. Unsere Technologie und Lagerkapazitäten wären dafür ideal geeignet. Wir möchten bei der Rohstoffsicherung in Europa ganz vorne mitspielen.

Interview: Frank O. Milewski, Cash.