Eine angespannte wirtschaftliche Lage prägt derzeit den Alltag vieler kleiner und mittlerer Unternehmen. Laut dem aktuellen KMU-Stimmungsbarometer der BarmeniaGothaer sehen sich 81 Prozent der befragten Unternehmen mit einer schwachen Konjunktur konfrontiert, 76 Prozent nennen Regulatorik und Bürokratie als zentrale Belastungsfaktoren.

Vor diesem Hintergrund rückt das Thema Nachhaltigkeit für viele Betriebe in den Hintergrund, auch wenn es grundsätzlich präsent bleibt.„Unsere Studie zeigt: Das Thema Nachhaltigkeit ist im deutschen Mittelstand weiter präsent, wird jedoch von anderen akuten Sorgen überlagert – etwa durch die konjunkturelle Lage und Inflation“, sagt Harald Epple, Finanzvorstand der BarmeniaGothaer und für das Thema Nachhaltigkeit zuständig. Viele Unternehmen verfügten über ein Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels, kurzfristige wirtschaftliche Herausforderungen beanspruchten jedoch einen großen Teil der Aufmerksamkeit.
Einstellung zur Nachhaltigkeit bleibt stabil
Die grundsätzliche Haltung zur Nachhaltigkeit hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. 43 Prozent der Unternehmen stehen dem Thema eher positiv gegenüber, 45 Prozent bewerten die Stimmung im eigenen Haus als neutral. Eine eher negative Einstellung geben lediglich zwölf Prozent an. Damit bleibt Nachhaltigkeit für einen Großteil des Mittelstands ein bekanntes Thema, ohne aktuell strategisch im Fokus zu stehen.
Gleichzeitig machen sich die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend bemerkbar. Unwetterschäden, steigende Kosten und neue Anforderungen entlang der Lieferkette wirken direkt auf den wirtschaftlichen Alltag ein. „Auch wenn Nachhaltigkeit für viele mittelständische Unternehmen strategisch aktuell nicht im Vordergrund steht, zwingt die Realität des Klimawandels zunehmend zum Handeln“, sagt Epple.
Klimafolgen wirken sich auf Unternehmensstrategien aus
Bei 45 Prozent der befragten Unternehmen schlägt sich der Klimawandel vor allem in gestiegenen Kosten nieder. Darüber hinaus nennen 34 Prozent den Umstieg auf erneuerbare Energien als relevanten Einflussfaktor, 31 Prozent verweisen auf die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen.

Nachhaltigkeit wird damit weniger als freiwilliges Gestaltungsfeld wahrgenommen, sondern zunehmend als Reaktion auf äußere Zwänge.
Neben ökonomischen Effekten spielen regulatorische Anforderungen eine zentrale Rolle. Insgesamt fühlen sich 44 Prozent der KMU im Bereich Nachhaltigkeit gut oder sehr gut informiert, 41 Prozent äußern sich neutral. 15 Prozent geben an, schlecht oder sehr schlecht über die Vorgaben informiert zu sein.
Berichtspflichten gewinnen an Bedeutung
Als besonders herausfordernd gelten das Energieeinsparungsgesetz, Nachhaltigkeitsberichtspflichten sowie CO₂-Emissionsvorschriften. Vor allem die Berichtspflichten bereiten den Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten. Rund ein Drittel stuft sie aktuell als herausfordernd ein, im Vorjahr waren es noch 28 Prozent. „Für KMU zeichnen sich auf politischer Ebene glücklicherweise Erleichterungen in der Berichtspflicht ab“, sagt Svetlana Thaller-Honold, Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements der BarmeniaGothaer. Sie rät dennoch zu einer reduzierten standardisierten Berichterstattung nach dem VSME-Standard, um Transparenz gegenüber Kreditinstituten, Geschäftspartnern und Kunden sicherzustellen und Mehrfachanfragen zu vermeiden. Bei Umweltauflagen in der Lieferkette zeigt sich hingegen eine leichte Entspannung. Nur noch 23 Prozent der Unternehmen empfinden diese als schwierig, sechs Prozentpunkte weniger als im Jahr zuvor.
















