Institutionelle Investoren rechnen nicht mit längerfristigen, fundamentalen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf den Immobilieninvestmentstandort Deutschland. Andere europäische Märkte hingegen sind zunehmend betroffen.
Dies ist das Ergebnis einer Mitte Dezember 2008 abgeschlossenen Umfrage von Union Investment unter rund 100 Immobilienunternehmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Benelux.
Während der seit 2005 von der Hamburger Fondsgesellschaft erhobene Investitionsklima-Index seit der Zuspitzung der Finanzkrise im vierten Quartal in allen untersuchten Märkten signifikant gefallen ist, zeigt sich Deutschland bei den langfristigen Indikatoren „Rahmenbedingungen“ und „Marktstruktur“ gegenüber der ersten Messung in 2006 bemerkenswert stabil.
Laut Union Investment lassen die Umfragewerte darauf schließen, dass die für die Investitionsentscheidung maßgeblichen Rahmenbedingungen in Deutschland als intakt angesehen werden. Tiefere Spuren, wie sie Investoren für den britischen Immobilienmarkt erwarten, werde die globale Finanzkrise aus Sicht der Profiinvestoren auf dem deutschen Immobilienmarkt nicht hinterlassen.
„In den gefallenen Indexwerten spiegelt sich die Schärfe des Konjunktureinbruchs bei den großen europäischen Volkswirtschaften wieder. Offensichtlich haben aber die deutschen und französischen Investoren ein ungleich größeres Vertrauen in die Marktmechanismen ihrer Märkte als es in Großbritannien in Folge der Verwerfungen vorhanden ist“, kommentiert Dr. Reinhard Kutscher, Vorstandssprecher von Union Investment Real Estate, die Umfrageergebnisse.
Während sich die befragten britischen Investoren auf längerfristige Effekte der Finanzkrise einstellen, werten die deutschen Immobilienexperten laut Umfrage die Auswirkungen als vorbeiziehendes Zwischentief. Aufgefangen wird der dramatische Stimmungseinbruch bei den deutschen Immobilieninvestoren durch das Vertrauen in das Potenzial des heimischen Marktes: 58 Prozent der Befragten gehen für 2009 von einem gleichbleibenden beziehungsweise steigenden Interesse ausländischer Investoren am deutschen Immobilienmarkt aus.
Passend dazu ist der Anteil der europaweit befragten Investoren, die Deutschland eine große Rolle in ihrer Investitionsplanung für 2009 beimessen, gegenüber der Frühjahrsumfrage um zehn Punkte auf 62 Prozent gestiegen. Einen besonderen Investitionsfokus auf Großbritannien und Frankreich wollen demgegenüber nur 29 beziehungsweise 32 Prozent legen.
Auf die Stimmung der Marktteilnehmer drücken in allen untersuchten europäischen Märkten vor allem die gedämpften konjunkturellen Erwartungen und die massive Unsicherheit hinsichtlich der Finanzierungskonditionen. Fast 50 Prozent der befragten Immobilieninvestoren gehen von einer weiter sinkenden Investitionsbereitschaft in den nächsten zwölf Monaten aus. Die eigenen Immobilieninvestitionen gegenüber 2008 zu reduzieren, beabsichtigt rund jedes dritte Unternehmen. (te)