Wasser als Investment: Profite mit der Privatisierung von Wasser oder Schutz der Ressource?

Wassertropfen
Foto: PantherMedia
Wasser als Gegenstand hat viele Gesichter.

Jedes Jahr am 22. März rufen die Vereinten Nationen (UN Water) den Welt- wassertag aus. Es ist das erklärte Ziel, das Bewusstsein für die weltwei- ten Herausforderungen im Bereich Wasser zu erhöhen, die internationale Zusammenarbeit zu stärken und konkrete Projekte aufzusetzen. Mittler- weile wird jährlich ein Weltwasserbericht veröffentlicht, der den Stand der Herausforderungen und das Erreichte beleuchtet. Ein Kommentar von Mathias Pianowski, Head of Sustainability Research bei Ökoworld.

Vom 22.-24. März findet dieses Jahr zudem eine UN Water Conference in New York statt, auf welcher die Halbzeitziele der Wasserdekade (2018-2028) überprüft werden sollen. Das Motto der diesjährigen Konferenz lautet „Accelerating Change“. Denn seit der ersten weltweiten UN Wasserkonferenz im Jahr 1977 sind die Probleme ungelöst.

Große Herausforderungen: Trinkwasser und Sanitätsversorgung

Derzeit haben 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 4,2 Milliarden Menschen fehlt es an einer angemessenen Sanitärversorgung. Weltweit verfügen 40 Prozent aller Schulen über keine Toiletten und ein Drittel aller Menschen auf der Welt hat keine Möglichkeit, sich zu Hause die Hände zu waschen – in Zeiten von Pandemien besonders problematisch. Bis zum Jahr 2050 wird erwartet, dass die Nachfrage nach Wasser um 55 Prozent steigt – bei derzeit sinkendem
Angebot. 700 Millionen Menschen könnten bis zum Jahr 2030 gezwungen sein, wegen Wassermangel ihre Heimat zu verlassen. UNICEF warnte bereits vor Jahren davor, dass jedes vierte Kind der Erde bis 2040 in Regionen leben wird, in denen Wasser knapp werde. Angesichts der extremen Knappheit sind Krieg und Kampf um diese Ressource Wasser in vielen Ländern Realität geworden.

Mathias Pianowski, Ökoworld

Extreme Wetterlagen in Europa

Wir Menschen neigen dazu, Dinge weniger wahrzunehmen, wenn sie weiter weg sind. Allerdings verstehen immer mehr Menschen auch hierzulande, worum es beim Thema Wasser geht. Wir haben zwar Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, aber andere Herausforderungen. In Europa sanken die Pegelstände der Flüsse im letzten Jahr erheblich. In einigen Regionen ist so wenig Regen gefallen, dass sogar kleinere Flüsse komplett ausgetrocknet sind. Streckenweise waren sogar große Flüsse betroffen, wie etwa die Loire in Frankreich.

Wassermangel und mangelnde Resilienz ökologischer und technischer Systeme bei Extremwetterereignissen sind zum wirtschaftlichen und finanziellen Risiko geworden. Beispielsweise führten die niedrigen Wasserstände im Sommer 2022 an fünf Kraftwerksstandorten in Frankreich zu Problemen, da einerseits kaltes Wasser aus den Flüssen zur Kühlung fehlte und andererseits das aus den Kernkraftwerken geleitete Wasser Temperaturgrenz- werte überschritt. Auf der anderen Seite haben die Menschen im Ahrtal im Sommer 2021 leidvoll erfahren, was Extremwetter und Überschwemmungen anrichten können.

In den Erhalt der Ressource Wasser investieren. Was macht Ökoworld anders?

Als Privatperson kann man einiges für den Schutz von Wasserressourcen tun – bewusst mit Wasser umgehen, Lebensmittel und Textilien in Bioqualität kaufen, das Klima mit nachhaltiger Energie und Mobilität schützen und vieles mehr. Die wenigsten Menschen denken dabei an ihre Finanzen. Es ist aber möglich, für die eigene Zukunft vorzusorgen und gleichzeitig notwendige Wasserinfrastrukturen und Technologien weltweit zu finanzieren und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.

Die Ökoworld legt mit dem Ökoworld Water for Life einen speziellen Wasserfonds auf, der darauf fokussiert. Ökoworld hat ein umfassenderes und oft völlig anderes Verständnis von einem Wasserfonds als andere Marktteilnehmer. Wir investieren das Geld unserer Kundinnen und Kunden nicht in „Profite mit Wasser“. Nestlé, PepsiCo oder Coca Cola im Ökoworld Wasserfonds? Mitnichten!
Mit Ökoworld investieren Anleger in den Schutz natürlicher und gesellschaftlicher Ressourcen, in Gesundheit und in die Zukunft und Lebensqualität von Menschen sowie in widerstandsfähige und resiliente Wasserinfrastrukturen der Zukunft. Dabei geht es nicht nur darum, die Symptome zu lindern, sondern vor allem auch die Ursachen zu bekämpfen.

EXTRABLATT_MAR2023_WATER_VS.indd

GEWINN MIT SINN: AUF DIE RICHTIGEN UNTERNEHMEN SETZEN – DIE ÖKOWORLD-MAXIME

Die Ökoworld investiert global zunächst in Unternehmen, welche Produkte und Dienstleistungen zur Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Wasseraufbereitung und Wasserinfrastruktur anbieten – wenn sie es ethisch, ökologisch und sozial angemessen tun.

Ein vorbildliches Unternehmen ist beispielsweise der brasilianische Wasserversorger und Abwasserbehandler SABESP. Das Unternehmen bietet – unüblich in Brasilien – neue Wasseranschlüsse nur noch in Verbindung mit Abwasseranschlüssen an, was die Gewässerverschmutzung verringert. Konsequent werden Ursachen für Wasserverluste gemanagt.

Wichtig sind zudem smarte Lösungen am Markt, welche die Effizienz der Wassernutzung verbessern, z.B. durch optimierte Verbrauchsmessung und geschlossene Nutzungskreisläufe in der Industrie. Das US-amerikanische Unternehmen XYLEM bspw. ist einer der weltweit größten Hersteller von Infrastrukturkomponenten, insbesondere für Abwasser- und Frischwassertransport, Wasseraufbereitung, Abwasserklärung sowie Verbrauchsmessung und -steuerung. Die Produkte des Unternehmens, wie Sensoren zur Bestimmung der Wasserqualität und Smart Meter zum Aufspüren von Leckagen, sind für eine sichere und effiziente Wasserversorgung unerlässlich.

Die versteckte Ursache von Wasserstress: Beispiel Konventionelle Landwirtschaft

Anlegerinnen und Anleger können bei der Wahl ihres Fonds allerdings noch weit mehr tun. Denn weitsichtig ist es, Wasserstress gar nicht erst entstehen zu lassen. Hier stellt sich daher die Frage, in welche Unternehmen oder gar Branchen ein Nachhaltigkeitsfonds besser nicht investiert. Industrien versteckter Wasserdegeneration sind beispielsweise in weiten Teilen der Rohstoffabbau und die Chemieindustrie, die fossile Energieversorgung, die konventionelle Textilbranche oder die Intensivlandwirtschaft.

Die aktuelle Form unserer Landwirtschaft verbraucht und belastet ihre eigenen Ressourcen, weil sie auf völlig falsche Produktionsmethoden setzt – was zwar kurzfristig zur einer höheren Ausbeute, aber eben auch zur Ausbeutung des Bodens und der Ökosysteme und damit zur Zerstörung des eigenen Investitionsgutes Boden führt.

Diese Art der Landwirtschaft hat Folgen für das Grundwasser und den Hochwasserschutz: Mehr
als 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Europa sind mit Pestizidrückständen belastet und drei Viertel weisen zu viele Nährstoffeinträge auf, die von dort aus in das Grundwasser versickern und schließlich in Oberflächengewässer gelangen können. Hauptquelle der diffusen Verunreinigungen mit problematischen Folgen für die Ökosysteme ist die Landwirtschaft.

Industrielle synthetische Mineraldünger beeinträchtigen wichtige Organismen im Boden (Mykorrhiza als Symbiose von Pilzen und Pflanzen), was u.a. zu einer Verdichtung des Bodens und damit zu mehr Überschwemmungen führt. Böden speichern schlechter Wasser für Trockenzeiten, degenerieren und laugen aus:

Im Ökolandbau versickert Niederschlagswasser fast 40 Prozent schneller. Öko-Flächen können doppelt so viel Wasser im Boden speichern wie konventionelle Flächen. Agroforst- und Permakultursysteme stabilisieren den gesamten Landschaftswasserhaushalt.

Die falschen Strategien fallen heute auf uns zurück. Allein die deutsche Landwirtschaft verursacht jährlich Umweltkosten in Höhe von 90 Milliarden Euro. Das sind Kosten, welche die Erzeuger nicht tragen und die Konsumenten vorerst nicht zahlen müssen, da sie in den Preisen von Lebensmittel nicht enthalten sind. Aber wir alle müssen diese Kosten schließlich doch zahlen. Es wird nur teurer für uns – Schäden müssen mit vielen Steuergeldern beseitigt werden.

Mittel- und langfristig ist Ökolandwirtschaft unstrittig der bessere und kostengünstigere Weg. Allein die derzeitige deutsche Öko-Agrarfläche von rund 1,8 Millionen Hektar entlastet uns alle um 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.

WASSER UND LANDWIRTSCHAFT: NEIN ZU BAYER – JA ZU ÖKO!

Bayer sieht sich gern als Industrie Sustainability Leader und zielt im Selbstverständnis darauf ab, “to shape agriculture through breakthrough innovation for the benefit of farmers, consumers, and our planet”. Perfider könnte man kaum die Realität verdrehen. Bayer Crop Science vertreibt genmanipuliertes und verzüchtetes Saatgut in Knebelverträgen, das nur mit Hilfe von (ebenfalls angebotenen) Mineraldüngemitteln und Pestiziden Erträge bringen kann – eine Katastrophe für Mensch und Umwelt in vielerlei Hinsicht.

Das (nicht nur) wasserverseuchende System der industriellen Landwirtschaft soll nunmehr mit technischen Heilsversprechen überleben. Folgeabschätzungen zeigen aber, dass Präzisionslandwirtschaft kaum Dünger und Pestizide einspart, keine Böden belebt und schlecht bei wichtiger Anbauvielfalt funktioniert. Diese “Techno-Fixes” lenken von den Ursachen ab und lösen nichts. Mit solchen Hirngespinsten lobbyieren Unter- nehmen wie Bayer aber auch Syngenta (heute zu Chemchina) erfolgreich gegen überfällige europäische Biodiversitäts- und Bodenstrategien. Auch deshalb können in Europa bis heute nicht die Kriterien der EU-Wasserrahmenrichtlinie eingehalten werden.

Anlegerinnen und Anleger der Ökoworld werden solche Unternehmen in keinem Ökoworld-Fonds finden. Wir setzen auf Unternehmen wie HAIN CELESTIAL, einem glaubwürdigen Bio- und Naturkost-Nahrungsmittelhersteller aus den USA, und SUNOPTA, einem kanadischen Hersteller pflanzlicher Bio-Lebensmittel. Wir investieren zudem in führende Einzel- und Großhändler von naturbelassenen und Bio-zertifizierten Lebensmitteln wie NATURAL GROCERS BY VITAMIN COTTAGE und UNITED NATURAL FOOD. Diese Unternehmen schützen unsere Wasserhaushalte und weit mehr.

Mit dem Ziel, die Ressource Wasser für alle Menschen konsequent zu schützen und zu erhalten, unterscheidet sich nach Aussage der Ökoworld der Ökoworld Water for Life fundamental von anderen Wasserfonds, welche in Unternehmen investieren, die den Zugang zu Wasser privatisieren und Umweltschäden auf die Allgemeinheit abwälzen. Das gilt auch für die versteckten und indirekten Auswirkungen wie beim skizzierten Beispiel der Landwirtschaft.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments