Wasser und Abfall als Investmentchance

Wasser
Foto: PantherMedia/Hobra
Wasser gilt oft als eine lukrative Investmentchance.

Alle reden von Öl und Gas, doch eine unterschätzte und unterbewertete Ressource bleibt oft unbeachtet: Wasser. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verbraucht Deutschland derzeit eine Abwassermenge von 9,0 Milliarden Kubikmetern im Jahr. Nicht alleine die Menschen selber, auch die Wirtschaft benötigt sauberes Wasser für die Herstellung von Konsumgütern, und zwar in immer größer werdenden Mengen.

Wasser hält die Wirtschaft im Fluss, denn es gibt keine Wirtschaft ohne Wasser. Es gibt aber auch keine nachhaltige Wirtschaft ohne Abfallwirtschaft. Viele Wasser- und Abfalllösungen sind miteinander verknüpft und untrennbar miteinander verbunden. Um Kreislauflösungen für Abfälle zu finden, brauchen die Volkswirtschaften Wasser. So müssen etwa Glasflaschen gereinigt werden, bevor der Abfüller sie wiederwerten kann. Wasserlösungen brauchen aber auch solide Abfallbewirtschaftungssysteme. Gelingt es, beides zusammen effizient zu verwalten, führt dies zu einer nachhaltigen Wirtschaft.

Lukrativ wie Tech, stabil wie Gold

Beide Branchen profitieren von langfristigen Trends und verzeichnen ein sehr gutes Risiko-Return-Verhältnis. Bei ähnlichen Returns wie Technologie-Werten kommen beide Sektoren auf eine annähernd gleiche Volatilität wie Gold. Diese Mischung aus hohen Returns und niedrigem Risiko macht eine Anlage in diesen Segmenten besonders interessant. Fünf Treiber sind essentiell für die weitere Entwicklung der Segmente:

1) Urbanisierung: mehr Müll in den Städten
Beide Kernsektoren treibt die Urbanisierung. Etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung lebt bis 2050 im städtischen Umfeld, so eine Prognose der Weltbank. Dabei verbrauchen Städter deutlich mehr Wasser als die Landbevölkerung. Gleichzeitig produzieren sie mehr Müll.

2) Konsum: hoher Wasserverbrauch in der Produktion, viel Abfall beim Verbraucher
Der Konsum stimuliert Wasserverbrauch und Abfall gleichermaßen. Denn je mehr die Mittelklasse konsumiert, desto mehr Wasser wird in der Produktion benötigt und desto mehr Müll fällt an. Glaubt man den Prognosen der Weltbankgruppe, wächst allein der Abfallmarkt im Laufe der nächsten Dekade doppelt so schnell wie die Weltbevölkerung.

3) Überalterte Infrastruktur: der Westen muss investieren
Gleichwohl erhöht sich der Bedarf auch aufgrund einer alternden Infrastruktur in der westlichen Welt und infolge neuer Projekte in den aufstrebenden Ländern. Dazu gehören zum Beispiel Alarmsysteme für Lecks, effiziente Anlagen zur Wasseraufbereitung oder Entsalzungssysteme.

4) Hohe Regulierungsstandards – der Staat schafft Märkte
Gesetzte und Verordnungen regulieren zunehmend die Wasserwirtschaft sowie die Art und Weise, wie Abfall zu entsorgen beziehungsweise wiederzuverwerten ist. Dadurch steigt die Nachfrage nach effizienten und nachhaltigen Lösungen in der Wasser- und Abfallwirtschaft. Neue Dienstleistungen und Technologien schaffen Mehrwert. Durch staatliche Eingriffe entstehen neue Märkte und Outsourcinglösungen für die Sammlung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen.

5) Neue zukunftsfähige Lösungen werden benötigt
Abfall ist eine Ressource: Nur Recycling führt zu Müllvermeidung und Ressourcenschonung. Um auch in der Zukunft einen schonenden und gleichzeitig effizienten Umgang mit natürlichen Ressourcen zu gewährleisten, werden neue innovative Technologien im Umgang mit Wasser und Abfall benötigt. Dabei sind Bewässerungstechnologien und Wasseraufbereitungssysteme wesentliche Hebel in der Bekämpfung von Wasserknappheit.

Doch welche Unternehmen landen im Portfolio? Der Regnan Water and Waste Fund investiert in Unternehmen mit nachhaltigen, zukunftsfähigen Lösungen. Dabei suchen die Portfoliomanager nach Investitionen entlang der Wertschöpfungskette: In der Wasserwirtschaft beginnt diese sozusagen an der Quelle mit den Herstellern von Pumpen und Ventilen und den Unternehmen, die das Wasser den Gewässern entnehmen. Sie reicht weiter über die Anbieter von Chemikalien, Wasseraufbereitungsanlagen und Filtern. Auch die Versorger, Produzenten von Wasserzählern sowie die Abwasser-Unternehmen auf der anderen Seite der Kette gehören dazu. Durch Investitionen in die verschiedenen Teile dieser Wertschöpfungskette können die globalen Herausforderungen, die im Bereich Wasser bestehen, angegangen und gleichzeitig Renditen erzielt werden.
Viele dieser Unternehmen produzieren keine schnelllebigen Technologien. Sie denken eher in langfristigen Entwicklungzeiträumen und an stetige Weiterentwicklung. Der Vorteil: Es entsteht dadurch langfristiger Cashflow, was besonders für langfristig orientierte Anleger interessant ist. Im Gegensatz zu den schnellen und oft risikoreichen Entwicklungen der Technologiebranche hat „Slow-Tech“ das Potenzial, langfristig stabile und erfolgreiche Unternehmen hervorzubringen.

Investitionsbeispiele Wasser und Abfall

Auf der Wasserseite gehört American Water Works, einer der größten börsennotierten Wasserversorger Nordamerikas, aktuell zum Portfolio. Er bietet neben Trinkwasser und Abwasseraufbereitung auch damit verbundene Dienstleistungen an. American Water Works wurde von Barrons’s zu einem der 100 nachhaltigsten Unternehmen für 2022 ernannt und hat in den letzten zwölf Monaten durch Effizienzmaßnahmen rund 13,2 Milliarden Liter Wasser eingespart.

Auf der Abfallseite ist das zum Beispiel Waste Management Inc. Das Unternehmen bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen rund um die Abfallwirtschaft. Dazu gehören die Sammlung und Umladung von Abfällen, das Recycling, die Ressourcenrückgewinnung und Entsorgung sowie Anlagen zur Energiegewinnung. Darüber hinaus wandelt Waste Management an 124 Standorten Deponiegas in Energie um und erzeugt damit 538 Megawatt an erneuerbarer Elektrizität.

Konzentriert und diversifiziert gleichermaßen

Das Portfolio fokussiert auf Investitionen in qualitativ hochwertige, Cashflow generierende Unternehmen mit starken Fundamentaldaten und Bilanzen. Wichtig ist auch der Aspekt, dass die Unternehmen so über über die Fähigkeit verfügen, Inflationsdruck zu überwinden. Anleger profitieren von einer zweiseitigen Diversifizierung: Sowohl über die Sektoren als auch über die unterschiedlichen Größen der investierten Unternehmen. Dazu kommt eine Verteilung auf Growth und Value-Titel mit einem Übergewicht in nachhaltige Growth-Werte.

Historisch betrachtet, tendierten die Anlagethemen zu einer antizyklischen Bewegung im Vergleich zu weit verbreiteten Sektoren wie dem Technologiesektor. Dennoch zeigen sie ein starkes Risiko-Rendite-Profil. Aufgrund der starken Fokussierung können Anleger am langfristigen strukturellen Auftrieb der Wasser- und Abfallmärkte teilhaben, die unabhängig vom Konjunkturzyklus über einen längeren Zeitraum hinweg Bestand haben werden.

Autor Bertrand Lecourt ist Head of Thematic Investing bei Regnan, die Boutique für nachhaltiges und thematisches Investieren von J O Hambro Capital Management Limited.

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