DKM: Das große Heulen blieb aus

Die Finanzkrise konnte der Fachmesse DKM nichts anhaben: Im Gegenteil ? erneut verzeichnet der Dortmunder Branchentreff einen Besucherrekord. 19.000 Teilnehmer, ein Plus von 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, zog es in die Westfalenhallen. Dort präsentierten sich mehr als 300 Aussteller aus der Finanzbranche ? darunter überwiegend Versicherer.

Top Thema Private Krankenversicherung

Besucher konnten zwischen rund 80 Workshops der Aussteller und etlichen Konferenzen sowie Diskussionen in der ?Speaker`s Corner? wählen. Dabei kristallisierte sich auch heraus, welche Themen den Vermittler momentan besonders umtreiben. Überaus gut besucht war beispielsweise die Debatte über die Zukunft der Privaten Krankenversicherung (PKV) mit den Teilnehmern Michael Heinz (Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute), Professor Dr. Bernd Raffelhüschen (Institut für Finanzwissenschaften der Universität Freiburg), Gernot Schlösser (Vorstandvorsitzender Axa Krankenversicherung) und Reinholt Schulte (Vorstandsvorsitzender Signal Iduna). Allgemeiner Tenor: Die geplanten Beitragserhöhungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) werden die PKV wieder attraktiv machen.

Friedliche Koexistenz alle Vertriebswege?

Ebenfalls reges Interesse hatten die Besucher an der Diskussion um die künftigen Gewinner im Vertrieb. Tenor nahezu aller Teilnehmer ? darunter Roland Roider (Vorstand BCA), Eugen Bucher (Vorstand Formaxx) und Wolfgang Hanssmann (Vorstandsmitglied Axa Konzern) ? war, dass jeder Vertriebsweg auch in Zukunft seine Bedeutung beibehalten werde, solange dieser professionell aufgestellt ist. Roider sieht infolge der gesetzlichen Regulierung die große Stunde der Maklerpools und auch Bucher ist überzeugt, dass nun die Weichen für die unabhängige Finanzberatung gestellt sind. Hanssmann betonte, dass die Axa mit der Beteiligung an der Aragon AG (cash-online berichtete hier), nicht beabsichtige deren 100-prozentige Tochter Jung, DMS & Cie. (JDC) in Sachen Produktverkauf zu steuern.

Vermittler haben kaum Interesse an Abgeltungssteuer

Weniger Aufmerksamkeit erregte dagegen die Talkrunde zur Abgeltungssteuer ? trotz hochkarätiger Referenten, die bestens vorbereitet waren und fundiert über die Finanzmarktkrise diskutierten. Teilnehmer Professor Dr. Rüdiger von Rosen, Vorstandsmitglied des Deutschen Aktieninstituts (DAI) prophezeite, dass die Krise noch weitere Kreise ziehen und neben der Realwirtschaft auch etwa die Bildungspolitik beeinflussen werde. Professor Dr. Hans-Wilhelm Zeidler, Vorstand der Zurich Gruppe Deutschland, appellierte an die Versicherer, bei der Entwicklung neuer Produkte nicht rückwärtsgewandt zu handeln, um jegliches Risiko zu meiden. Die Zurich Gruppe sei nach wie vor fasziniert von der Aktienwelt und halte an ihren fondsgebundenen Produkten fest. Allerdings werde das Unternehmen im kommenden Jahr stärker auf Garantien setzen. JP-Morgan-Asset-Management-Geschäftsleiter Charles Neuss rief alle Vermittler dazu auf, sich nicht zu verstecken, sondern offensiv auf ihre Kunden zuzugehen und diese mit ihrem Know-how über die momentanen Schwierigkeiten der Branche zu informieren. So optimistisch die Diskutanten sich auch gaben, eines mussten sie einstimmig zugeben: Der erhoffte Schlussverkauf vor Einführung der Abgeltungssteuer im Januar 2009 wird ausbleiben.

Maklermanagement AG und Formaxx mit erster Bilanz

Sowohl Versicherer als auch Vertriebe nutzten die DKM als Plattform, um ihre Erfolgsmeldungen zu verbreiten. So verzeichnet etwa die zum Deutschen Ring gehörende Maklermanagement AG in Hamburg ein Jahr nach ihrer Gründung 5.000 Kooperationen mit Finanzdienstleistern und beschäftigt augenblicklich rund 80 Mitarbeiter. Für Anfang 2009 plant die Gesellschaft, ihren Service auszubauen ? beispielsweise mit der Gründung einer Verwaltung, die sich um die Riester-Zulagen kümmert.

Der noch junge Hannoveraner Finanzvertrieb Formaxx verkündete, dass bereits 80 Regionalbüros mit mehr als 600 Beratern deutschlandweit rund 300.000 Kunden betreuen. ?Während wir auf der vergangenen DKM noch recht neugierig von den Besuchern beäugt worden sind, führen wir dieses Jahr sehr viele konstruktive Gespräche mit potenziellen Maklern und Kooperationspartnern. Unser Stand ist sehr gut besucht?, freute sich Formaxx-Vorstand Ralf Steinmeister.

Neuer HDI-Gerling-Vertrieb stellt sich vor

Erstmals präsentierte sich auch der neu gegründete Vertrieb der HDI-Gerling-Leben-Gruppe, Köln, die Deutsche Privatvorsorge. Zielgruppe sind gut verdienende Personen ab 45 Jahren (cash-online berichtete hier). Als Vorstände zeichnen Lüder Mehren (zugleich Vorstandsmitglied der HDI-Gerling-Gruppe) und Norbert Hergenhahn (vormals Geschäftsführer der Commerz Partner AG) verantwortlich. Nach einem kurzen Intermezzo bei Formaxx ist auch Martin Rossellen von der Partie und wird als Regionalleiter fungieren.

Aussteller zeigen sich sehr zufrieden

Insgesamt herrschte bei den Ausstellern große Zufriedenheit über die Besucherresonanz. Es fiel auf, dass alle Teilnehmer sich bemühten, trotz der nahezu täglichen Hiobsbotschaften von der Frankfurter Börse zuversichtlich aufzutreten. Allerorten riefen die Vorstände dazu auf, die Krisenzeit als Chance zu begreifen. Frank Rottenbacher, Vorstand des Berliner Arbeitgeberverbands der finanzdienstleistenden Wirtschaft (AfW) resümiert treffend: ?Das große Heulen blieb aus?. (aks)

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