Gütesiegel: Verbriefte Orientierung für Unentschlossene?

Überzeugen Gütesiegel auch den Kunden? „Versicherer und Produkte mit positiver Außendarstellung, beispielsweise Gütesiegel auf Plakaten, werden nachhaltig positiver vom Kunden wahrgenommen“, lautet die Einschätzung von Christian Alexander, Marktforschungsreferent der DEVK. Auch die zuletzt geäußerte Kritik wird dieser Wahrnehmung offenbar keinen Abbruch bescheren. Die befragten Unternehmen zumindest bestätigen unisono, dass es seitens der Kunden keine Nachfragen bezüglich der Kritik an Rating-Verfahren oder Gütesiegel gab. Nur Impuls Finanzmanagement hatte eigenen Angaben zufolge vereinzelte Nachfragen: „Da wir aber den aufwendigen Prüfprozess belegen können, konnten wir die wenigen Bedenken auflösen“, sagt Nißel.

Verbraucher haben Vertrauen

Doch wie reagieren Verbraucher auf Sternchen, Krönchen und Triple-As und wie steht es um das Vertrauen in sie? Glaubt man einer bereits zwei Jahre zurückliegenden Studie des Marktforschungsinstituts Psychonomics, so haben diese Informationen unabhängiger Testergebnisse oder Ratings keinen oder nur wenig Einfluss auf die Entscheidung von Verbrauchern. Das gleiche gilt für Reaktionen auf einzelne Testurteile. Zwar haben nur drei Prozent aufgrund dieser Information ihre alte Versicherung gekündigt. Doch nur neun Prozent fühlen sich aufgrund der Informationen in Bezug auf ihre bestehende Versicherung bestätigt, so die Studie.

Gütesiegel_zusammengesetzt

42 Prozent nutzen Gütesiegel als Informationsquelle, für 40 Prozent sind Siegel eine gute Entscheidungshilfe, trotzdem würden 35 Prozent der Befragten auch bei einer Versicherung abschließen, die keine Gütesiegel aufweist. Aussagen dazu, ob sich die Finanzkrise beispielsweise auf die Vertrauenswürdigkeit solcher Siegel ausgewirkt hat, können nicht getroffen werden.

Zukunft der Gütesiegel

Wie geht es künftig weiter? Würden sich die Unternehmen auch mit anderen Marktteilnehmern und der Politik an einen Tisch setzen, um über einheitliche Standards zu diskutieren? Der TÜV Rheinland beispielsweise befindet sich nach eigenen Angaben sowohl auf Ebene der Wirtschaft als auch mit Verbänden und Politik kontinuierlich im Gespräch. Speziell im Bereich des Finanzwesens würde Rempe es für sinnvoll erachten, einheitliche Standards zu verwenden, damit wenige und dafür aussagekräftige Prüfsiegel mehr Hilfe zur Orientierung für Anbieter und Kunden geben können. „Allerdings dürfen dadurch die Qualität und die fachlichen Anforderungen unserer Verfahren nicht verwässert werden“, warnt er.

Franz-Josef Lauer, Vorstand vom TÜV Saarland, gibt sich selbstbewusst: „Wir sind von der Qualität unserer Dienstleistung absolut überzeugt.“ Es gebe aus seiner Sicht keinen Grund, sich einer Diskussion über gewisse Mindeststandards zu verschließen, sagt er. Seiner Meinung nach sei es aber auch wichtig, dass in die Diskussion bezüglich einheitlicher Standards nicht nur die Tüv-Welt einbezogen würde, sondern auch alle anderen Testorganisationen, Gutachter und RatingAgenturen.

Lesen Sie auf Seite 5, welche Ideen und Meinungen es zu Zertifizierungen gibt

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