Sachwert contra Geldwert


Einschätzung von Dr. Hendrik Leber, Geschäftsführer Acatis Investment GmbH, Frankfurt

„Die Lösung der Staatsschuldenkrise ist sehr einfach. Der Staat muss weniger ausgeben als er einnimmt. Einige wenige Länder haben dies schon gelernt (z.B. die Schweiz) oder sind dabei, dies zu lernen (Deutschland). Da große Teile des Staatshaushaltes zur Umverteilung genutzt werden (z.B. als Zuschüsse für die Rentenkasse, Arbeitslosenkasse, Krankenversicherung oder für Staatsangestellte) und somit den Kauf von Wählerstimmen bedeuten, bedeuten Einsparungen im Umkehrschluss, Wähler zu enttäuschen. Das wird ein gewählter Politiker nur dann tun, wenn der Druck sehr hoch ist. Es gibt fundamentale Unterschiede zwischen Europa, USA und Japan. Die USA sind ein recht junges Land, das aus seiner Verschuldung noch herauswachsen kann.

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Außerdem können die USA immer über über Einsparungen beim Militärhaushalt, sparen. Japan ist nahezu hoffnungslos. Die Gesellschaft ist so überaltert und das Staatsdefizit dort so hoch, dass ein Schuldenabbau mir unmöglich erscheint. Ich fürchte, ein Schuldenschnitt ist dort unvermeidlich. Europa ist trotz des aktuellen Chaos auf gutem Weg, Fiskaldisziplin einzuüben. Schließlich ist die laufende Verschuldung Europas viel geringer als die der USA und Japans. Die aktuelle Krise führt über Versuch und Irrtum zu einer Lösung, die sich in Form von „Troika-Kommissaren“ und Sanierungsempfehlungen äußert. Wer nicht sparen will, dem wird das Sparen aufgezwungen. Daran haben vernunftgesteuerte Völker wie Deutschland, Slowakei oder Finnland sehr großen Anteil.

Anleger werden in Zukunft versprechensbasierten Anlageklassen (wie z.B. Staatsanleihen oder gedrucktem Geld) nicht mehr trauen. Auf Sachwerte aber kann man sich verlassen – das sind Immobilien und Unternehmen. Egal wie die Politiker sich verhalten – auch in 20 oder 50 Jahren stehen Haus und Unternehmen noch. Ob Staatsdefizit oder Inflation – diese Anlageklassen überstehen das. Edelmetalle werden immer bleiben. Da aber ihr Preis immer ein „Liebhaber“-Preis ist, ist nicht gesagt, dass man den Rücktausch vom Edelmetall in Geld zu einem guten Kurs realisieren kann.
Ein konservativer Anleger sollten einen breiten Mix an Anleihefonds zusammenkaufen. Staatsanleihen aus Deutschland, USA und Japan sollte man eher meiden. Ein offensiver Anleger sollte Aktienfonds speziell mit den Anlageregionen Europa und USA kaufen. Beide Regionen sind unterbewertet. Emerging Markets in Asien würde ich eher meiden.“

Einschätzung von Dr. Bert Flossbach, Vorstand der Flossbach von Storch AG, Köln

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