Kostenfaktor Pflege

Weitere Verbesserungen für Pflegebedürftige und die Pflegenden soll es im Laufe des kommenden Jahres geben. Ab Januar 2013 ist zudem zur Finanzierung der Pflegereform eine Anhebung des Beitragssatzes um 0,1 Prozentpunkte geplant. Bislang liegt der Beitragssatz zur Pflegeversicherung bei 1,95 Prozent, für Kinderlose sind es 2,2 Prozent. Nach der Erhöhung wären es 2,05 Prozent und 2,30 Prozent für Kinderlose. Die Mehreinnahmen sollen vor allem für die Pflege von Demenzkranken verwendet werden, die bisher nur einen Betreuungsbetrag bekommen.

Außerdem soll der Begriff der Pflegebedürftigkeit neu definiert werden, der auch die Bedürfnisse von Demenzkranken erfasst. Bisher wurde dazu lediglich ein Beirat zur Überprüfung des Begriffs beauftragt. Eine verpflichtende kapitalgedeckte Zusatzabsicherung für den Pflegefall indes soll es, anders als im Koalitionsvertrag vorgesehen, nicht geben. Stattdessen soll die freiwillige Zusatzvorsorge gestärkt werden. Als Beispiel gilt dafür die staatlich geförderte Riester-Rente. Weitere Details sind allerdings noch nicht bekannt.

Drei Modelle für Pflegezusatz

Die Versicherer würde, das ist wenig überraschend, die Einführung eines „Pflege-Riesters“ freuen. Nicht zuletzt sind auch sie als Produktgeber die Profiteure. „Wir sehen die mögliche Einführung eines ‚Pflege-Riesters‘ positiv, da eine staatlichen Förderung einer privaten Pflegevorsorge den Abschluss unterstützt und die Beratung einfacher macht“, sagt Markus Reis, Produktmanager für Kranken- und Pflegeversicherung beim Versicherer Münchener Verein. Der Weg über die Förderung kapitalgedeckter Versorgungsformen sei der richtige, nur so kann den Auswirkungen der demografischen Entwicklung entgegengewirkt werden. Wichtig sei jedoch, dass der Kapitalstock der Versicherten vor dem Zugriff des Staates geschützt werde.

Markus Reis, Produktmanager für Kranken- und Pflegeversicherung, Münchener Verein
Markus Reis, Produktmanager für Kranken- und Pflegeversicherung, Münchener Verein

Auch Klaus Trautmann, Generalbevollmächtigter beim Versicherer Deutscher Ring Lebensversicherung, sieht in den Plänen positive Signale: „Die Einführung eines staatlich geförderten Pflegeproduktes würde der privaten Vorsorge in diesem Bereich ganz sicher zum Durchbruch verhelfen, weil damit das Signal der Politik verbunden wäre, dass es nicht mehr ohne private Absicherung geht.“

Die Gothaer Versicherung macht daraus keinen Hehl, dass sie sich „sehr viel“ von der Pflegereform verspricht. „Das ist eine Chance für die private Krankenversicherungsbranche. Vor allem auch, weil die Branche fundierte Erfahrung mit langjährigen Anspar- und Risikomodellen hat“, so Ralf Gebhardt, Leiter Produktmanagement Gesundheit bei der Gothaer Krankenversicherung.

Die Signal Iduna hält sich indes mit übermäßigen Freudenausbrüchen zurück und gibt sich abwartend. „Konkrete Chancen aus einer möglichen staatlichen Förderung der privaten Pflegezusatzversicherung können zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend beurteilt werden“, sagt Signal-Iduna-Vorstandschef Reinhold Schulte. Entscheidend werde letztendlich die Höhe der staatlichen Förderung sein. In Abhängigkeit von der Höhe einer staatlichen Förderung und Umfang der öffentlichen Diskussion, könnte es zu einem Boom an Pflegezusatztarifen – ähnlich wie vor Jahren bei Zahnzusatztarifen – kommen.

Seite 4: Die drei Arten der Pflegezusatzversicherung

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