BVDIF: „Diskussionen um Beratung sorgen für Verwirrung“

Joachim Klare, Vorstand des BVDIF Bundesverbands der Immobilienfinanzierer (BVDIF) kritisiert den Umgang der Politik mit den Themen Honorarberatung und der Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie.

Joachim Klare, BVDIF

„Selten hat es in der Finanzdienstleistungswirtschaft so viel Verwirrung und Irritation gegeben. Aus Brüssel und Berlin kommen eine Vielzahl an regulatorischen Anforderungen, von denen man jetzt noch nicht weiß, welche Auswirkungen sie auf die Branche haben werden“, meint Klare.

Erschwerend käme hinzu, dass die jeweiligen Gesetzes- und Regulierungsvorhaben nicht aufeinander abgestimmt sind. Die Folge werde ein Stückwerk aus EU-Vorgaben und deutschen Richtlinien sein, die sich zwar jeweils auf unterschiedliche Teilbereiche der Finanzberatung auswirken, jedoch dieselbe Branche betreffen, so Klare weiter. Die Leidtragenden seien letztendlich Finanzberater und Kunden. Für mehr Qualität und Nachhaltigkeit sorge dies nicht.

Klare befürchtet viel Bürokratie und wenig Nutzen

Die von der Brüsseler Bürokratie zum Zwecke der europaweiten Harmonisierung auf den Weg gebrachte Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie lasse zwar nach dem derzeitigen Stand das erfolgreiche deutsche Finanzierungssystem unangetastet. „Betrachtet man allerdings die Kurvenfahrt, die dieser Richtlinienentwurf bisher genommen hat, muss man die Kosten-/Nutzenrelation der Brüsseler Bürokratie in Frage stellen“, kritisiert Klare.

Die damit verbundenen Anforderungen an Berater und Vertriebe hätte man seiner Meinung nach auch einfacher haben können.

Kritik an flächendeckender Honorarberatung

Auch den aktuellen Diskussionen um das Thema Honorarberatung folgt der BVDIF demnach mit Interesse. Positiv sei, dass sich nun auch andere Verbände und Institutionen zu Wort melden und – wie auch der BVDIF – darauf hinweisen, dass eine flächendeckende und politisch verordnete Honorarberatung keinesfalls zielführend sein werde. Negativ sei aber, dass viele Meinungsbildner sich scheuen, eine klare Position zu beziehen, so Klare.

Der BVDIF habe im vergangenen Jahr wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass der überwiegende Teil der deutschen Kunden nicht bereit sein wird, für die Beratungsleistung zu zahlen. Im klassischen Mengengeschäft führe die Honorberatung demnach zu einer Verteuerung der Beratungsleistung. Nur eine sehr eingeschränkte und eher vermögende Zielgruppe sei daran interessiert, auch weil sie sich davon Kostenvorteile erhoffe, so Klare.

 Stellung von Vermittlern und Maklern zukünftig gestärkt

Der BVDIF ist dennoch überzeugt, dass die Position der Vermittler und Makler zukünftig gestärkt wird. „Wir gehen davon aus, dass sowohl die politischen Strömungen in Brüssel als auch der deutsche Gesetzgeber mittel- und langfristig den Makler- und Vermittlerstatus stärken werden – zu Lasten institutioneller Vertriebsformen und einer zu starken Produzentenseite“, so Klare abschließend.

Klare ist seit über vier Jahrzehnten in der Bau- und Immobilienfinanzierung tätig. Nach seinem Eintritt bei der BHW Bausparkasse im Jahr 1996, war er von 1997 bis 2010 Vorstandsmitglied. Er war viele Jahre im Vorstand des BWB Berufsbildungswerk der privaten Bausparkassen aktiv, davon fünf Jahre als Vorsitzender des Vorstands. Seit März 2011 ist er im Vorstand des BVDIF Bundesverbands der Immobilienfinanzierer e.V., dessen Vorsitz er im März 2012 übernahm. (jb)

 

Foto: Dirk Eisermann

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