Neu denken statt verändern

An den Logistikproblemen wurde nicht herumverändert, die Logistik wurde vielmehr neu aufgestellt, bis hin zum Abriss der Lagerhalle: Statt die alte Lagerhalle zu renovieren, veranlasste der Geschäftsführer den Bau einer neuen Lagerhalle und die Implementierung eines Logistiksystems auf der Grundlage der Erfahrungen der Vergangenheit.

Überforderung vermeiden

Die Mitarbeiterschulungen ließ er auf ein Minimum herunterfahren. Denn die Mitarbeiter waren überschult, ständige Weiterbildungen hatten sie zu theoretischen Wissensriesen, aber leider auch zu praktischen Handlungszwergen mit riesigen Umsetzungsdefiziten degradiert. Pointiert ausgedrückt: Die Mitarbeiter benötigten nicht die x-te Theoriebeschulung, sondern die Motivation, endlich wieder Waren effektiv in die Regale einzuräumen beziehungsweise sie kundenorientiert zusammenzustellen, einzupacken und zu verschicken. Back to the Roots eben.

Der Geschäftsführer löste zudem die Beschwerdemanagementabteilung auf und baute einen neuen Kundenservice auf. Nicht die Verwaltung der Beschwerden, sondern die Servicequalität steht jetzt im Vordergrund! Auch den Vertrieb strukturierte er neu, indem er die Fachmitarbeiter zurück in die Kundenberatung beorderte und neue Vertriebsmitarbeiter mit Vertriebs-Sieger-Gen einstellte. Was lässt sich daraus lernen? Welche Handlungsempfehlungen für Ihre künftigen Neugestaltungsprozesse lassen sich ableiten?

Neugestaltung braucht Mut und Innovation

Zunächst einmal: Neugestaltung heißt: Denke die Dinge neu, statt sie nur zu verändern. Prüfe, welche Gewohnheiten, Routinen, Prozesse und Abläufe übernommen werden sollten, an welchen sich der Neugestaltungsprozess anknüpfen lässt. Denn Gewohnheiten und ritualisierte Verhaltensweisen bieten den Vorteil, den Mitarbeitern vertraut zu sein, sie garantieren Sicherheit, Stabilität und Orientierung. Darum sollten Sie die abrupte Loslösung von ihnen vermeiden.

Gewohnheiten erleichtern den Mitarbeitern das alltägliche Leben, weil sie über gewisse Dinge nicht ständig aufs Neue nachdenken müssen und so Arbeitsschritte effizienter ausführen können. Das heißt: Wer an vertrauten Einstellungen anknüpfen kann, hat Zeit und Kraft übrig, um auf dieser Grundlage Anpassungen in einem überschaubaren Maßstab vorzunehmen und diese in das Netzwerk etablierter Gewohnheiten einzuordnen. So lässt sich die drohende Gefahr der Überforderung vermeiden. Wichtig ist aber zudem: Neugestaltung braucht mutige und innovative Menschen wie Sie.

Ardeschyr Hagmaier ist umsetzungsorientierter Business-Mentor und Keynote-Speaker für Führungskräfte und gilt als Experte für „Typorientierte Führung sowie Typorientiertes Changemanagement und Verkaufen“. Der Berater und Coach ist zudem Autor zahlreicher Bücher.

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