„Nicht alle Punkte der IDD-Umsetzung sind misslungen“

Im Rahmen der IDD-Umsetzung hat der Gesetzgeber die Chance verpasst, die Honorarberatung als Alternative zum Verkauf auf Provisionsbasis zu stärken, meint Dieter Rauch, Geschäftsführer der VDH GmbH Verbund Deutscher Honorarberater. Mit Cash.Online sprach er über das neue Gesetz, Mischmodelle und das Nebeneinander von Honorar- und Provisionsvergütung.

Dieter Rauch, VDH
Dieter Rauch: „Honorare sind kein Ersatz für Provisionen, sondern eine Vergütung für eine völlig andere Dienstleistung.“

Cash.Online: Sie sagten kürzlich, die Politik sei bei der IDD-Umsetzung vor der Provisionslobby eingeknickt. Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Versäumnisse?

Rauch: Im Koalitionsvertrag wurde die Stärkung der Honorarberatung als Alternative zum traditionellen Produktverkauf auf Provisionsbasis vereinbart. Dazu muss man verstehen, was mit Honorarberatung gemeint ist: nämlich eine produkt- und provisionsinteressenfreie Beratung, bei der ausschließlich Zeit und Know-how vergütet werden und die Vergütung unabhängig von der Vermittlung eines Produktverkaufs erfolgt.

Der Ende 2016 vorgelegte Referentenentwurf hätte diese Alternative geschaffen: Er sah eine klare Trennung zwischen der unabhängigen Honorarberatung und der produktfinanzierten Vermittlung vor. Das Gegenteil wurde jetzt beschlossen.

Verbraucher haben keine Chance zu erkennen, wer ihnen eigentlich gegenüber sitzt und welche Interessen der Berater beziehungsweise Vermittler verfolgt. Eine Stärkung der Honorarberatung sieht anders aus. Dabei gab es bereits Erfahrungen mit der mangelhaften Umsetzung des 2014 in Kraft getretenen Honorar-Anlageberatergesetzes.

Sie stehen Mischmodellen kritisch gegenüber. Warum?

Mischmodelle sehen wir aus Sicht von Beratern und Verbrauchern kritisch. Honorare sind kein Ersatz für Provisionen, sondern eine Vergütung für eine völlig andere Dienstleistung. Meist wird versucht mit absurd hohen Vermittlungshonoraren – legitimiert durch die Umsetzung der IDD – geringere oder entgangene Provisionen zu kompensieren oder gar zu optimieren.

Für Vermittler sind diese Modelle kaum planbar, weil weiterhin eine Abhängigkeit zur Produktvermittlung besteht. Für Verbraucher bleibt es damit bei den bekannten Interessenskonflikten. Eine unabhängige Beratung erfolgt ergebnisoffen und produktneutral. Weder eine Mischung aus Provision und Honorar (Mischmodelle) noch die Vermittlung von Honorartarifen (Honorarvermittlung) sind dazu geeignet.

Letztendlich ist der Berater beim Provisions-/ Mischmodell sowie der Honorarvermittlung im Hamsterrad der Produktvermittlung gefangen. Es bleibt die Abhängigkeit vom Produktverkauf und von Produktgebern. Von einer unabhängigen Beratung kann hier nicht die Rede sein.

Seite zwei: „Mischmodelle sind nicht zum Umstieg geeignet

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