„Die Neuerungen werden das Geschäft erschweren“

Martina Hertwig, Partnerin und Wirtschaftsprüferin bei Baker Tilly und Mitglied des ZIA-Vorstands, hat sich kritisch zum Referentenentwurf zur Reform der Finanzanlagenvermittlungsverordnung (FinVermV) geäußert. Es gibt aus ihrer Sicht aber auch Lichtblicke.

Martina Hertwig: „Eine Übergangsfrist, in der sich die Vertriebe auf die neuen Regeln vorbereiten können, ist nicht vorgesehen. Das sehe ich sehr kritisch.“

„Die Neuerungen bedeuten einen Mehraufwand und werden meines Erachtens künftig das Geschäft erschweren“, kritisiert Hertwig. „Insbesondere die Aufzeichnungspflicht der telefonischen Kommunikation – sofern sie die Beratung und Vermittlung von Finanzanlagen betrifft – erschwert in der Praxis das Geschäft erheblich. Das zeigen die Erfahrungen aus dem Bankenvertrieb, für den die Regeln schon gelten. Die Vermittlungen übers Telefon dauern länger oder es kommt überhaupt nicht mehr zu Abschlüssen.“

Paragraf 11a des Referentenentwurfs sieht vor, dass alle Interessenkonflikte bei der Vermittlung so weit als möglich ausgeschaltet werden müssen. Ist eine vollständige Vermeidung von Interessenkonflikten nicht möglich, müssen sie dem Anleger gegenüber transparent gemacht werden. Dies hat vor dem Abschluss zu erfolgen und die Information muss auf einem dauerhaften Datenträger übermittelt werden. Auch diese Regelung sieht Hertwig kritisch: „In der Praxis dürfte dies dazu führen, dass dem Anleger eine Menge Papier überreicht wird, das tatsächliche und potenzielle Interessenkonflikte beschreibt. Ob die Anleger die Ausführungen tatsächlich lesen und verstehen, darf bezweifelt werden.“

Mehr Ausnahmen vom Provisionsverbot

Die Neuerungen sollen mit dem Tag der Verkündung in Kraft treten. „Eine Übergangsfrist, in der sich die Vertriebe auf die neuen Regeln vorbereiten können, ist nicht vorgesehen. Das sehe ich sehr kritisch“, so Hertwig.

Zu begrüßen sei, dass es für die freien Vertriebe mehr Ausnahmen vom Provisionsverbot gebe als im Bankenvertrieb. Der Gesetzgeber scheine eingesehen zu haben, dass die Finanzanlagenvermittler in wesentlichem Maß von diesen Einnahmen leben. (kb)

Foto: Baker Tilly

 

 

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