Schiffsfonds: Die Ära der Asset Manager ist da

Wie andere Emissionshäuser auch fahren die Hanseaten zweigleisig, um frisches Eigenkapital für die Fonds einzusammeln: Die beiden Beteiligungsangebote Deutsche Schiffsvorzüge und HCI Shipping Select 26 Vorzugskapital 2011 wurden planmäßig zum Jahresende 2011 mit einem Platzierungsstand von zusammen über elf Millionen Euro geschlossen. Mit den Mitteln sollen Liquiditätsengpässe von bestehenden Schiffsfondsgesellschaften überbrückt werden. Die Zeichner dieser Fonds erwerben mit ihrem Beitritt einen Anspruch auf Vorzugskonditionen im Vergleich zu den Altgesellschaftern.

Daneben hat der börsennotierte Initiator in den ersten neun Monaten 2011 rund elf Millionen Euro Sanierungskapital bei Kommanditisten der jeweiligen Schiffsfonds eingeworben, halb so viel wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ein Trend, der sich auch bei anderen Schiffsfondsanbietern zeigt, wie aus der letzten Platzierungsstatistik des Berliner VGF Verband geschlossene Fonds hervorgeht: Demzufolge sank das eingeworbene Sanierungskapitalvolumen der Mitgliedshäuser von 40,3 Millionen Euro im ersten Quartal 2011 kontinuierlich auf 8,2 Millionen Euro im dritten Quartal 2011.

Ein Indiz für den gesunkenen Kapitalbedarf der Gesellschaften oder die abnehmende Nachschussbereitschaft der Kommanditisten? „Eine weitere Sanierungswelle wird deutlich schwieriger mit den Anlegern umzusetzen sein“, meint jedenfalls Florian Maack, Geschäftsführer des Emissionshauses Nordcapital. „Viele wollen und einige können unserer Einschätzung nach notwendige Kapitalerhöhungen nicht mehr mittragen. Neben der Unterstützung der Investoren arbeiten wir deshalb an alternativen Lösungen zur Sicherstellung der notwendigen Liquidität in den betroffenen Schiffsgesellschaften“, so Maack weiter, dessen Haus im Jahr 2011 rund 21,7 Millionen Euro für Restrukturierungskonzepte zweier Fondsgesellschaften eingeworben hat. Der Großteil sei dafür verwandt worden, alle neun Massengutfrachter des Schiffsbeteiligungsangebots Nordcapital Bulkerflotte 1 an sichere Ufer zu bugsieren und den ersten Insolvenzfall des Emissionshauses abzuwenden.

Dessen voluminösester Schiffsfonds kam Ende Juni 2008 auf den Markt, investierte rund 485 Millionen US-Dollar in insgesamt neun Bulker und wurde exklusiv über die Deutsche Bank platziert, die rund 170 Millionen US-Dollar bei Anlegern dafür einsammelte. Sieben Fondsfrachter, von denen der letzte im November 2011 abgeliefert werden sollte, wurden für jeweils fünf Jahre an die Korea Line verchartert, zwei Supramax-Bulker waren bei Hanjin langfristig unter Vertrag.

Im Februar 2011 dann der Schock – die Reederei Korea Line meldete überraschend Insolvenz an. Die vereinbarten Chartereinnahmen blieben nach Mitteilung des Initiators allerdings nur 44 Tage aus, weil für die betroffenen Fondsschiffe kurzfristig eine alternative Beschäftigungsmöglichkeit gefunden wurde: Sie werden seither im Bulkhandling-Pool der norwegischen Klaveness-Gruppe eingesetzt. Gleiches gilt für Fondsschiff Nummer acht, die „E.R. Bornholm“, die planmäßig Ende September 2011 von der Werft abgeliefert und von der konzerneigenen Reederei E.R. Schiffahrt übernommen wurde.

Bulker Nummer neun sollte eigentlich im November 2011 abgenommen werden. Dazu kam es nicht, stattdessen sei mit der Werft vereinbart worden, dass diese die geleistete Anzahlung gegen Verzicht auf Geltendmachung anderweitiger Ansprüche einbehält. Dieser teure Schritt war unausweichlich: Auf der Gesellschafterversammlung am 1. Juni 2011 hätten sich zwar 96 Prozent der Kommanditisten für die Annahme des von Nordcapital vorgelegten Fortführungskonzepts ausgesprochen, am Ende blieben die nachträglich eingeworbenen und beachtlichen 26,8 Millionen US-Dollar aber um zehn Prozent hinter der Summe zurück, die im Restrukturierungskonzept kalkuliert worden war. Bis Ende August 2011 hatten die Banken zugesagt stillzuhalten.

Das kurz zuvor fertig gestellte Rettungskonzept sieht vor, dass die Nordcapital-Gruppe über ihre bereits im Vorwege der Umsetzung zugesagten Beiträge von rund vier Millionen US-Dollar sowie Bürgschaften in Höhe von 33 Millionen US-Dollar hinaus weitere drei Millionen US-Dollar als Erhöhungskapital zur Verfügung stellt. Der Initiator selbst zählt auch zum Gesellschafterkreis des Flottenfonds und hatte sich bereits mit einem Kommanditkapital von 4,6 Millionen US-Dollar beteiligt. Zudem hat sich die Deutsche Bank bereiterklärt, ein zusätzliches Darlehen über drei Millionen US-Dollar zu gewähren.

Seite 4: Notverkäufe sorgen für weiter sinkende Schiffspreise und helfen den Banken nur bedingt

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