Digitalmakler: „Technik ist der Diener des Menschen – nicht der Ersatz“

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Thomas Aigner, Aigner Immobilien

Thomas Aigner über das Scheitern der Digitalmakler und die Zukunft der Maklerbranche

Derzeit wird ja nicht nur viel über den Immobilienmarkt angesichts von Krieg, Energiekrise und Inflation geschrieben. Es wird gleichzeitig über die Zukunft der Immobilienmaklerbranche spekuliert. Wie sieht diese aus? Ist sie digital, wie viele mit dem Hochkommen der sogenannten Hybridmakler dachten? Also jener Makler, die jetzt Mitarbeiter in Scharen entlassen?

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin nicht hämisch. Ich war lediglich ob des Hypes um dieses Phänomen skeptisch und habe mich von Anfang an gefragt, warum die großen Player wie Google und Amazon nicht schon längst in diesen Markt eingestiegen sind. Und ich glaube, die Antwort zu kennen.

Womöglich wussten genau diese großen Technik-Unternehmen – die im Übrigen durch bedingungslose Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden so mächtig geworden sind –, dass sie den entscheidenden Faktor des Immobiliengeschäfts nicht abdecken können: Die kluge Verbindung von Mensch und Maschine, von klassischen Vertriebsmaßnahmen und persönlicher Beratung mit innovativen digitalen Prozessen.

Die Digitalisierung hat unser Leben insgesamt leichter, komfortabler und in manchen Bereichen auch deutlich schneller werden lassen. Ihr Einzug in die Immobilienbranche ist ein wichtiger und auch unausweichlicher Schritt, den wir bei Aigner Immobilien bereits sehr früh gegangen sind. Schon lange vor den sogenannten Hybridmaklern haben wir mit speziellen neuartigen Digitalprozessen und KI-Algorithmen gearbeitet. Doch im Grunde war und ist dies lediglich eine ständige und frühe Anpassung an den Zeitgeist. 

Nicht alles lässt sich automatisieren

Wer jedoch nur auf Digitalisierung setzt, läuft fehl. Denn auch, wenn sie vieles kann: Den menschlichen und damit den emotionalen Aspekt beim Thema Immobilien vermag sie nicht zu ersetzen. Um Menschen zusammenzubringen reicht es nicht, eine Plattform bereitzustellen. Man muss mit ihnen sprechen, sie begleiten, Fragen beantworten, komplexe Sachverhalte lösen.

Natürlich ist der Einsatz von aktuellen technischen Errungenschaften wesentlich, sonst würden wir heute alle noch mit der Schreibmaschine schreiben. Jedoch sind der Kauf und der Verkauf einer Immobilie eben nicht nur rein geschäftliche Dinge, die ohne Emotionen ablaufen und allesamt automatisiert werden könnten. Gerade das Thema Sicherheit spielt eine große Rolle. Genau diese menschliche Komponente kann Künstliche Intelligenz nicht leisten.

Onlineportale – die ja nicht mehr sind als ein virtueller Marktplatz – arbeiten seit über 20 Jahren schon nach dem Prinzip, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen. Dieses „digital Matching“, das die sogenannten Hybridmakler ausmacht, ist nun wirklich ein alter Hut und wird den Maklerberuf nicht ersetzen.

Denn nicht das rein technische Zusammenbringen von Interessenten, die suchen, mit jenen, die verkaufen, ist die Zukunft. Es geht nicht ohne die Technik, aber sie sollte immer das bleiben, was sie ist: der Diener des Menschen und nicht dessen Ersatz.

Ich stehe dafür ein, dass die Aigner Immobilien GmbH zwar auch weiterhin Technologieführer bei der Digitalisierung der Immobilienvermittlung bleibt – aber nie auf Kosten von echten Menschen mit ihrem Verstand, ihren Emotionen und ihrer Intelligenz!

Autor Thomas Aigner ist Geschäftsführer von Aigner Immobilien aus München.

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