Derbe Verluste bei Corestate

Voll verglaste Fassade eines Bürohauses
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Voll verglaste Fassade eines Bürohauses (Symbolbild).

Die Corestate Capital Group meldet eine "schwache Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten 2022". Firmenwertabschreibungen und Sonderfaktoren belasten das Ergebnis zusätzlich. Zudem werden im November 2022 und April 2023 zwei Anleihen fällig, die ohne Restrukturierungen wohl nicht zu stemmen sind.

In den ersten neun Monaten 2022 beträgt das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) der fortgeführten Geschäftsaktivitäten minus 108,3 Millionen Euro gegenüber einem Plus von 53,4 Millionen Euro im Vorjahr, teilt Corestate mit. Zurückzuführen sei diese Entwicklung im Wesentlichen auf Einmalaufwendungen für Risikovorsorge und Wertberichtigungen von Brückenfinanzierungen, Performance-Gebühren und Immobilienprojekten.

Die Gesellschaft hat per Ende September 2022 aufgrund der perspektivischen Geschäftsentwicklung und der damit verbundenen künftigen Ertragserwartung zudem den gesamten bilanziellen Firmenwert der Tochtergesellschaft HFS abgeschrieben.

Konzernminus von fast 600 Millionen Euro

Unter Einbeziehung aller Aufwandsposten, inklusive der außerordentlichen Wertanpassungen und Abschreibungen auf Geschäftswerte und immaterielle Vermögensgegenstände, verbucht der Konzern einen Verlust nach Steuern aus fortgeführten Aktivitäten in Höhe von 581,9 Millionen Euro. Das um Sondereffekte aus Abschreibungen sowie latenten Steuern bereinigte Konzernergebnis aus fortgeführten Geschäftsaktivitäten liegt aktuell bei minus 137,4 Millionen Euro (Vorjahr: 25,2 Millionen Euro).

Im Kerngeschäft, Real Estate Equity und Real Estate Debt, beläuft sich das verwaltete Immobilienvermögen zum 30. September 2022 auf 17,3 Milliarden Euro (2021: 20,0 Milliarden Euro). Auf der Erlösseite sind die Gesamtumsätze aus fortgeführten Aktivitäten im Berichtszeitraum 2022 rückläufig und von 156,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 49,7 Millionen Euro eingebrochen.

„Die spürbar eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Verbindung mit der Zins- und Inflationsdynamik führten seit dem Frühjahr zu einem deutlichen Einbruch der Transaktionsvolumina im Immobiliensektor“, heißt es in der Mitteilung. In der Folge verzeichne die Gruppe vor allem im Real Estate Debt Segment einen starken Rückgang der Einnahmen aus der Strukturierungs- und Finanzierungsberatung.

Restrukturierung des Stratos Fonds

Zudem fielen aufgrund der initiierten Restrukturierung der Stratos Fonds die Erlöse aus den Performancegebühren weg. Entsprechend niedrig belaufen sich die Segmentumsätze im Debt-Bereich auf 20,0 Millionen Euro (Vorjahr: 91,7 Millionen Euro). Die Einnahmen im Segment Real Estate Equity liegen bei 44,0 Millionen Euro (Vorjahr: 59,2 Millionen Euro), auch hier seien es vor allem die transaktionsgebundenen Erlöse, die im Vergleich zum Vorjahr „fast vollständig weggefallen sind“.

Der Vorstand habe die bereits zu Jahresbeginn eingeleiteten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung sowie zur Kostensenkung im dritten Quartal konsequent fortgeführt und die vorhandenen Kapazitäten an das aktuelle Geschäftsaufkommen angepasst. Erklärtes Ziel sei es unverändert, „bis Jahresende eine strukturelle Transformation der Gruppe hin zu einem effizienten und leistungsfähigen Investment-Haus mit den bestehenden Schwerpunkten Real Estate Equity und Debt zu erreichen“. Dazu werden weiterhin operative Bereiche gebündelt, Doppelfunktionen und Overheads abgebaut, einzelne Standorte geschlossen sowie alle Sachkosten und sonstige Aufwendungen überprüft.

Liquiditätssicherung „oberste Priorität“

Jenseits der operativen und marktseitigen Herausforderungen habe weiterhin die Liquiditätssicherung des Konzerns „oberste Priorität“. Ende September 2022 betrug die Nettofinanzverschuldung der Gruppe 556,4 Millionen Euro, die konsolidierten liquiden Mittel der Gruppe lagen bei 40,1 Millionen Euro.

Mit Blick auf die beiden fälligen Anleihen – eine Wandelanleihe in Höhe von 188 Millionen Euro (November 2022) und eine Anleihe in Höhe von 300 Millionen Euro (April 2023) – habe der Vorstand die Gespräche mit einer Gruppe von großen Anleihegläubigern und deren Berater sowie verschiedenen potenziellen Eigenkapitalinvestoren im dritten Quartal fortgesetzt, um eine tragfähige alternative Refinanzierungslösung zu sondieren.

Über die hierfür erforderlichen Satzungsänderungen soll auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 22. November 2022 abgestimmt werden. Darüber hinaus hat die Gesellschaft die Investoren ihrer beiden Anleihen zu am 28. November 2022 stattfindenden Gläubigerversammlungen eingeladen, auf denen über die vorgelegten Restrukturierungskonzepte entschieden werden soll.

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