Umfrage: Rendite weit wichtiger als Nachhaltigkeit

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Befragt wurden Kunden und Kundinnen mit mehr als einer Million Euro liquidem Vermögen.

Der Asset Manager Wealthcap und das Meinungsforschungsinstitut Civey haben private Investoren nach den Präferenzen bei der Kapitalanlage befragt. Rendite steht demnach klar an erster Stelle. Die Umfrage erfolgte allerdings nur bei einer bestimmten Klientel.

Bei den grundsätzlichen Auswahlkriterien für Geldanlageprodukte steht das Renditepotenzial demnach mit 51,1 Prozent an erster Stelle. Es folgen mit weitem Abstand Umweltkriterien (12,2 Prozent), das angemessene Management durch den Produktanbieter (ebenfalls 12,2 Prozent) sowie soziale Faktoren (10,3 Prozent). Insgesamt entfällt auf die ESG-Kriterien zusammengefasst damit ein Anteil von 34,7 Prozent, womit ein Drittel der Befragten dies bei verantwortungsvollem Investieren priorisiert.

Noch deutlicher wird das Ergebnis bei der Frage speziell nach der relativen Priorisierung zwischen den beiden Faktoren Rendite sowie Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft. 68,7 Prozent der Befragten sprachen sich für Rendite aus, 19,3 Prozent finden beides gleich bedeutsam, während mit 9,7 Prozent nur jeder Zehnte Umwelt und Gesellschaft als wichtiger einstuft. Frauen (17,9 Prozent) und jüngere Anleger (18,4 Prozent der 30- bis 39-Jährigen) priorisieren Umwelt und Gesellschaft dabei deutlich häufiger.

Für den Marktcheck zum Thema „verantwortungsvolle Geldanlage“ legten Wealthcap und Civey den Schwerpunkt auf die Private-Banking-Zielgruppe. Entsprechend wurden 500 vermögende Privatpersonen mit einem liquiden Vermögen von mehr als einer Million Euro befragt. Die Umfrage fand zwischen 20. Mai und 12. Juni 2022 statt.

Anbieterauswahl: Ökologie noch hinter Transparenz

Immerhin sehen 52,3 Prozent der Anleger und Anlegerinnen eine prinzipielle Vereinbarkeit von Rendite und Nachhaltigkeit. Frauen (57,4 Prozent) sind dabei optimistischer als Männer (50,3 Prozent), was die Vereinbarkeit der beiden Zielsetzungen betrifft. 12,0 Prozent wollten sich dazu nicht eindeutig äußern.

Die Umfrage untersucht auch Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen einen Produktanbieter. Bei mehrfacher Antwortmöglichkeit landet auch hier das Renditeversprechen mit 43,4 Prozent an erster Stelle. ESG-Aspekte wie Transparenz in der Firmenführung und Kommunikation (35,2 Prozent), gesellschaftliche und soziale Verantwortung (17,1 Prozent) und ökologische Verantwortung (14,6 Prozent) erweisen sich als weniger wichtig, aber ebenfalls als relevant.

„Erwartungen deutlich gestiegen“

„Die Erwartungen an eine verantwortungsbewusste Geldanlage sind deutlich gestiegen. Heutzutage geht es um doppelte Nachhaltigkeit, das heißt nachhaltig auskömmliche Renditen zu erwirtschaften mit ökologisch und sozial nachhaltigen Produkten. Es ist unsere Aufgabe als Asset- und Investment-Manager, zu zeigen, dass dies möglich ist. Dafür braucht es aktive Strategien, um kosteneffizient Werte zu heben und die Investitionen zu identifizieren, die zugleich die größte ESG-Hebelwirkung entfalten und langfristig zur Wertsteigerung beitragen. Genau dazu wollen wir verstärkt in den engen Dialog mit Investoren und Vertriebspartnern gehen und unter Beweis stellen, dass Rendite und Nachhaltigkeit künftig immer stärker Hand in Hand gehen“, sagt Julian Schnurrer, Leiter Strategie, Produktmanagement und Strukturierung bei Wealthcap.

„Gleichwohl zeigt das Ergebnis auch, dass knapp die Hälfte der Befragten an einer Vereinbarkeit von Rendite und Nachhaltigkeit zweifelt“, so Schnurrer weiter. „Die Annahme, dass nachhaltige Kapitalanlagen per se eine schlechtere Rendite einbringen, ist weiterhin verbreitet. Hier ist die Branche gefragt, diesem Trugschluss entgegenzuwirken. Mit dem klaren Beweis, dass bei Investments in Real Assets Rendite und Nachhaltigkeit vereinbar sind, lässt sich die Skepsis der Anleger ausräumen.“

„Die deutliche Fokussierung auf das Thema Rendite ist unserer Ansicht nach stark geprägt vom aktuellen wirtschaftlichen Umfeld. Die gestiegene Inflation, die volatile Zins- und Konjunkturentwicklung sowie geopolitische Unsicherheiten wie der Krieg in der Ukraine haben Nachhaltigkeitsüberlegungen derzeit, relativ gesehen, sicher ein Stück weit in den Hintergrund gedrängt“, erklärt Schnurrer. „Zukünftig kann allerdings ohne eine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie keine seriöse Renditeprognose mehr gestellt werden. Denn Investments, die mangels ESG-Strategie negative Werteffekte aufweisen, entwickeln sich perspektivisch zu Stranded Assets.“

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