Investmentmärkte: „Risikoaversion spürbar“

Die Turbulenzen auf den Aktien- und Anleihenmärkten in den letzten beiden Monaten stehen im direkten Zusammenhang mit vier miteinander verbundenen makro-ökonomischen Kräften. Zusammengenommen erzeugen diese Faktoren Wellen der „Risikoaversion“, die die Investmentmärkte erschüttern.

Jaques Gordon, LIM
Jaques Gordon, LIM

Gastkommentar von Jaques Gordon, LaSalle Investment Management

1. Das G-7 Wachstum ist zum Stillstand gekommen. Die USA, Japan, Großbritannien und Europa werden im zweiten Halbjahr 2011 wahrscheinlich nicht mehr wachsen. Und eine leichte Schrumpfung ist derzeit eine sehr reale Möglichkeit.

2. Die Herabstufung der Bonität einzelner Staaten und die Volatilität schaden der Gesundheit des globalen Bankensystems, insbesondere in Europa.

3. Die Unternehmen halten sich bei der Einstellung neuer Mitarbeiter und bei Investitionen in eine ungewisse Zukunft zurück – insbesondere, wenn noch Unklarheit in Bezug auf regulatorische Neuregelungen herrscht.

4. Die Regierungen stehen durch die gleichzeitige Forderung nach Sparprogrammen, Anreizmaßnahmen und Reformen unter Druck – eine fast unmöglich zu bewältigende Aufgabe.

Die offensichtliche „Risiko-Aversion“ zeigt sich an den sich ausweitenden Spreads von Unternehmensanleihen und Immobilien gegenüber Staatsschulden – auch wenn die Kreditwürdigkeit dieser Staaten gerade erst herabgestuft wurde (wie im Falle von Japan und den USA im August). Sie zeigt sich auch an der steigenden Volatilität des Aktienmarktes. Schließlich verstärkt sie die Zurückhaltung großer Unternehmen und Investoren, geschäftliche Entscheidungen zu treffen und wohlüberlegte Risiken einzugehen, die für ein gesundes Wirtschaftswachstum notwendig sind.

Welche Auswirkungen hat diese Risikoaversion auf Gewerbeimmobilien? In den ersten Wochen nach der Herabsetzung des Kreditratings der USA wurden die Immobilienaktien ebenfalls von den Tumulten erfasst. REITs werden an den wichtigsten Börsen der Welt gehandelt, deshalb reagierten sie empfindlich auf lautes „Aktienmarktgeschrei“. In den Wochen danach machten die REITs jedoch mehr als die Hälfte ihrer Kursverluste wieder gut, was anderen Aktien nicht gelang. Mit Stand vom 31.August verloren globale REITs neun Prozent gegenüber ihrem Höchststand im Juli. Der allgemeine Aktienmarkt verzeichnete Verluste von 30 bis 40 Prozent.

Die Investoren erkannten, dass die Ertragsströme aus Gewerbeimmobilien nicht so volatil wie Bankenumsätze sind, da Mieteinnahmen auf festen vertraglichen Vereinbarungen beruhen. Eine Rezession der G-7 beeinträchtigt zwar die Wachstumsfähigkeit dieser Erträge, der Ertragsstrom als solcher wird jedoch nicht unterbrochen. Die sich ausweitenden Spreads von Immobilien gegenüber den sinkenden Renditen von US-amerikanischen, britischen, europäischen oder japanischen Staatsanleihen erscheinen einigen risikoscheuen Investoren nun attraktiver. Obwohl die Staatsverschuldungsrisiken zunehmen und die Kreditwürdigkeit einiger Staaten herabgestuft wurde, haben risikoscheue Investoren die Preise für viele hochbewertete Staatsanleihen in die Höhe getrieben. Dies lässt die große Renditespanne von Immobilien gegenüber diesen Anleihen für ertragsorientierte Investoren noch attraktiver erscheinen.

Seite 2: So sieht es im Bereich der nicht-börsennotiertern Immobilien aus

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