B-Standorte: Stars der zweiten Reihe

In Mittelstädten haben die wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen eine größere Bedeutung für den Immobilienmarkt als in Großstädten. „Der Standort muss durch Zuzug geprägt sein, so dass die Wohnraumnachfrage nachhaltig ist. Eine stabile wirtschaftliche Lage oder geographisch vorteilhaft gelegene Standorte sind weitere wichtige Pluspunkte“, sagt Egger. Vor diesem Hintergrund würden etwa Wiesbaden, Nürnberg und Dresden überzeugen.

„Auf der Suche nach aussichtsreichen Mittelstädten wird man vor allem in Bayern fündig. So weisen zum Beispiel Bayreuth, Bamberg und Ingolstadt eine durchaus attraktive Entwicklung vor“, ist Kiefer überzeugt. „Im Norden bieten sich Bremen und Hannover als Standorte an, wobei es sich um Großstädte der zweiten Reihe handelt. Dort ist das Preisniveau noch wesentlich niedriger als in Hamburg und die Wachstumsperspektiven sind gut“, ergänzt Rieckhoff.

Zu den stabilen B-Standorten zählen zudem oft Universitätsstädte, in denen eine starke Zuwanderung vor allem von Fachkräften und Akademikern gewährleistet ist. „Beispiel Regensburg: In dieser Universitätsstadt ist die Bevölkerung in den letzten Jahren um fünf Prozent gestiegen – Tendenz weiter steigend. Und dies ist kein Einzelfall: Seit 2010 ziehen die Mieten in Städten wie Dresden, Freiburg oder Regensburg kontinuierlich an und haben vergleichsweise stärker zugelegt als die in den sogenannten Top-Städten“, sagt Egger.

Hochschulstandorte profitieren

Doppelte Abiturjahrgänge führen in den kommenden Jahren an den Hochschulstandorten zu einem weiteren deutlichen Anstieg der Nachfrage. Allerdings wird sich dieser Effekt in einigen Jahren wieder abschwächen. Auch Rieckhoff beobachtet diese Entwicklung. „Derzeit setzen viele Vermieter auf früher eher verpönte studentische Wohngemeinschaften, da sie einen höheren Mietertrag erzielen als bei einer Einzelvermietung.“

Aachen etwa ist nicht nur als Universitätsstandort etabliert, sondern weist zudem viele Arbeitnehmer im Bereich Wissenschaft und Forschung und damit eine stabile Nachfrage nach hochwertigem Wohnraum vor. Ähnliches gilt für Karlsruhe. Als eher hochpreisig ist dagegen Heidelberg einzuschätzen. „Heidelberg ist zwar eine klassische Universitätsstadt aber zudem mit seinem historischen Flair auch ein begehrter Wohnort im Raum Rhein-Neckar“, sagt Rieckhoff. Zu den Hochschulstädten mit hoher Lebensqualität zählt auch Freiburg. Dort gibt es zudem eine deutliche Nachfrage von Schweizern, die ihren Wohnsitz in das günstigere Deutschland verlegen wollen.

Auf der Suche nach geeigneten B-Standorten lohnt auch ein Blick ins Ruhrgebiet. Dort gehört Dortmund zu den interessanten Standorten der zweiten Reihe. Die Stadt betreibt eine aktive Stadtentwicklung, bei der auch schwierige Viertel aufgewertet werden. Auch Essen bietet durchaus Investitionschancen. „Essen ist zweigeteilt: Im Süden der Stadt finden sich florierende Lagen mit guten Renditeaussichten während die problematischen Lagen sich tendenziell im Norden befinden“, so Rieckhoff. Wer in aussichtsreiche B-Standorte investieren möchte, findet somit eine Reihe von geeigneten Kandidaten. Dennoch sind sie oft noch nicht im Fokus überregionaler Investoren. „An den meisten B-Standorten sind hauptsächlich regionale Investoren aktiv, für C-Städte gilt dies ausschließlich“, sagt Rieckhoff.

Zudem müssen Anleger bei Investments in B-Standorte grundsätzlich verschiedene Faktoren gegeneinander abwägen. „Einerseits bieten Investments in Mittelstädten oft eine wesentlich höhere Mietrendite als in Metropolen, andererseits sind die Entwicklungsmöglichkeiten beim Mietniveau und beim Objektwert deutlich geringer“, gibt Goronczy zu bedenken. Diese Gegebenheiten gelte es zu beachten.

Seite 5: Florierende Immobilienmärkte in Ostdeutschland

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