Deutsche Wohnimmobilien: „Ein Boom, keine Blase“

Niedrige Zinsen, steigende Preise auf der einen Seite, Diskussionen über mögliche inflationäre oder deflationäre Tendenzen auf der anderen Seite. Führende Experten diskutieren die Perspektiven von Wohnimmobilien in Deutschland.

Michael Neumann (links), Geschäftsführer bei Qualitypool und Dieter Pfeiffenberger, Bereichsvorstand Immobilienfinanzierung DSL Bank.

Cash.: Wie beurteilen Sie das wirtschaftliche Umfeld mit der hohen Käufernachfrage nach Wohnimmobilien?

Grunwald: In den vergangenen fünf Jahren sind die Hauspreise am deutschen Wohnimmobilienmarkt preisbereinigt um rund drei Prozent jährlich gestiegen. Nominal entspricht dies einem Anstieg von rund fünf oder sieben Prozent in Großstädten.

Die Hauptgründe sind die relativ hohe Beschäftigung, die niedrigen Kreditzinsen sowie der Trend zu Urbanisierung und eine starke Zuwanderung nach Deutschland. Sicherlich hat auch die unsichere Situation an den Finanzmärkten das Interesse an Immobilien verstärkt – sowohl bei deutschen als auch bei ausländischen Investoren.

Die Immobilie als Altersvorsorge oder zur Kapitalanlage bleibt weiterhin attraktiv. Die Nachfrage nach deutschen Wohnimmobilien sollte also anhalten – in der Folge dürften auch die Preise nochmals zulegen. Im laufenden Jahr könnte der Preis von Einfamilienhäusern im Schnitt um drei Prozent und der von Neubauwohnungen um fünf Prozent steigen. Aber: Dank der niedrigen Zinsen und höherer Einkommen bleiben Immobilien trotz der vielfach gestiegenen Preise erschwinglich.

Neumann: Ich erwarte ebenfalls, dass die Nachfrage auf dem hohen Niveau bleibt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind sehr gut. Wir haben eine sehr niedrige Arbeitslosenquote und wir hatten in den letzten Jahren Lohnsteigerungen. Grundsätzlich führt das zu einer höheren Nachfrage nach Wohneigentum.

An den Rahmenbedingungen wird sich in meinen Augen auch 2014 nicht viel ändern. Aber es ist natürlich richtig, dass durch steigende Grunderwerbssteuern sowie Notar- und Grundbuchkosten die Nebenkosten in der Spitze auf bis zu 15 Prozent steigen können.

Als Verkäufer stellt man sich dann natürlich die Frage, ob man eine solche Wertsteigerung während des Immobilienbesitzes hatte. Wer berufsbedingt umzieht, bevorzugt deshalb zunächst meist eine Mietwohnung, ohne gleich Eigentum zu erwerben.

Heemstra: Dann müssten die Kaltmieten nächstes Jahr steigen, woran ich persönlich nicht glaube. Denn Vermieter haben die Möglichkeit, wenn das Objekt finanziert wurde, sich bei der Anschlussfinanzierung relativ günstig und meist sogar günstiger als vorher zu refinanzieren.

Wenn das zutrifft, besteht auch keine Notwendigkeit, Mieten ansteigen zu lassen. Denn die Marge auf die Miete wird dann vergleichsweise besser. Sollten die Mieten doch wider Erwarten steigen, dann glaube ich, dass es einen Push gibt, tatsächlich zu kaufen oder zu bauen. Da sieht man bislang eigentlich sehr wenig Bewegung.

Seite zwei: Käufernachfrage bleibt weiterhin hoch

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