Deutsche Wohnimmobilien: „Ein Boom, keine Blase“

Isold Heemstra (links), Bereichsleiter Vertrieb Immobilienfinanzierung ING-DiBa AG und Dirk Günther, Geschäftsführer der Interhyp-Tochter Prohyp GmbH.

Pfeiffenberger: Der Markt ist bereits reguliert und die Politik scheint bemüht, diese Regulierung noch weiter zu treiben. Mietpreise sind ein Kernpunkt, zumindest für die Investoren im Mietwohnungsbau. Ich glaube, das beeinflusst uns auch persönlich für unser privates Haus oder unsere private Wohnung, aber stärker natürlich die Investoren im Wohnungsbau.

Die Befürchtung, dass vielleicht noch nicht mal die Inflation bei Mietanpassungen durchsetzbar ist oder dass Modernisierungs-, Sanierungskosten nicht angemessen umlegt werden können, ist selbstverständlich ein Hemmnis für Investoren. Und das wirkt sich dann wieder bevorzugt in den Ballungszentren aus.

Günther: Also ich erwarte, dass die Käufernachfrage weiterhin hoch bleibt. Die Rahmenbedingungen sind einfach so positiv. Auf der einen Seite prognostizieren alle Wirtschaftsinstitute ein sehr gutes Wachstum für 2014 – ich glaube, wir sind da im Mittel bei 1,8 Prozent Wachstumserwartung für dieses Jahr.

Auf der anderen Seite haben wir historisch niedrige Zinsen, was zumindest in Deutschland nicht zusammenpasst: So haben wir de facto weiterhin den Luxus, dass wir ein kleines Subventionsprogramm von der EZB bekommen, weil wir uns nun mal gemeinsam im großen Euro-Raum befinden. All diese Faktoren werden dazu führen, dass die Nachfrage weiterhin sehr stark sein wird. Wir in der Interhyp-Gruppe sehen das auch ganz klar in den zunehmenden Kundenanfragen.

Wir sehen aber auch, dass viele Transaktionen nicht zustande kommen, weil sich mehr Käufer um dieselbe Immobilie bemühen. Wenn die Menschen Vertrauen haben, dass dieses positive Wirtschaftswachstum stabil ist, und ich glaube, das Vertrauen ist momentan relativ hoch, dann werden sie versuchen, Immobilien zu kaufen. Wir könnten möglicherweise ein Neugeschäftsvolumen von 250 Milliarden Euro sehen, wenn tatsächlich die Immobilien vorhanden wären.

Wie bewerten Sie den rasanten Kaufpreisanstieg in den guten Lagen der Metropolen? Droht eine Überhitzung oder gar eine Immobilienblase?

Neumann: Der Markt ist sehr differenziert zu betrachten, weil es eben keinen breiten Anstieg der Preise gibt, sondern ausschließlich in den Ballungsräumen, in den Metropolregionen – und dort auch oft nur in bestimmten Stadtteilen. Selbst in großen Städten entwickeln sich einzelne Stadtteile extrem heterogen.

Wenn man aber das gesamte Bundesgebiet sieht, dann gibt es sicher keine Preisblase, denn wir sprechen von circa drei Prozent Preissteigerung im letzten Jahr. Aber nichtsdestotrotz gibt es Überhitzungstendenzen in einzelnen Ballungsgebieten.

Seite drei: Immobilienblase: das große Thema heißt Verschuldung

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