Zahl der Baugenehmigungen zu gering

So viele Baugenehmigungen wie letztes Halbjahr wurden seit der Jahrtausendwende nicht mehr vergeben, dennoch liegt der Wohnungsneubau unter der Nachfrage. Der GdW fordert von der Politik, bessere Anreize zu setzen.

In den USA stiegen die Bauausgaben im Oktober an.
Trotz der steigenden Anzahl an Baugenehmigungen, kann der Bedarf an Wohnraum nicht gedeckt werden.

„Die Zahl der genehmigten Wohnungen steigt seit geraumer Zeit, das ist ein positiver Trend. Dennoch dürfen die Zuwächse über eines nicht hinwegtäuschen: Die Zahl der Baugenehmigungen reicht immer noch nicht aus, um den Bedarf von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gerade in den wachsenden Ballungsräumen zu decken“, erklärte Axel Gedaschko Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, zu den heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Fertigstellungen bleiben hinter Erwartungen zurück

„Genehmigt ist noch lange nicht gebaut. Bislang bleibt die Zahl der dann fertiggestellten Wohnungen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Mit dem erhofften Wohnungsbau-Boom hat das bis jetzt nichts zu tun. In absoluten Zahlen bleiben wir leider weit entfernt von den Zielwerten“, so Gedaschko. Die Steigerung bei den Genehmigungen basiere auf niedrigen Ausgangszahlen und sei daher leider nur relativ gesehen stark.

Hinzu komme, dass mehr als ein Viertel des Zuwachses durch die Steigerung bei den Genehmigungen von Wohnheimen unter anderem für Flüchtlingsunterkünfte resultiere. Diese würden aber nicht zu einer dauerhaften Entlastung auf den regulären Wohnungsmärkten beitragen.

Trend bei Baugenehmigungen setzt sich fort

Im ersten Halbjahr 2016 sei in Deutschland der Bau von rund 182.800 Wohnungen genehmigt wurden. Das seien 30,4 Prozent oder knapp 42.700 Wohnungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit setze sich das 2009 begonnene Wachstum bei den Baugenehmigungen fort.

Im Geschosswohnungsbau seien im ersten Halbjahr 2016 rund 80.700 Wohnungen genehmigt, im Ein- und Zweifamilienhausbau rund 61.400 Wohnungen. Ohne Berücksichtigung der Wohnungen in Wohnheimen seien die Baugenehmigungen in neuen Wohngebäuden nur um 22,5 Prozent gestiegen.

Fehlende Anreize

„Die Politik muss vom Erkenntnismodus nun endlich in den Entscheidungsmodus umschalten“, forderte Gedaschko. „Dies richtet sich insbesondere an Stadträte. Denn eines fehlt ganz besonders: bezahlbares Bauland.“ Mit einer immer weiter steigenden Auflagenflut und fehlenden Anreizen für den Wohnungsbau sorge die Politik zudem dafür, dass die Dynamik beim Wohnungsbau schon wieder deutlich abebbt.

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Hohe Baukosten, steigende Grunderwerbsteuern und hohe energetische Anforderungen in Kombination mit Diskussionen um die Verbreiterung des Mietspiegels und ein Absenken der Modernisierungsumlage würden dazu führen, dass die Neubautätigkeit nicht ausreichend an Fahrt aufnehmen könne.

Streitigkeiten im Planungsprozess

Zudem wachse der Bauüberhang, immer weniger Wohnungen würden zügig fertig gestellt – die meisten davon auch noch im hochpreisigen Segment. Grund für die mangelnden Fertigstellungen seien auch zunehmende Streitigkeiten im Planungsprozess, die den Neubau verzögern würden. In Deutschland müssten bis zum Jahr 2020 jährlich rund 140.000 Mietwohnungen mehr als im letzten Jahr gebaut werden.

„Was der Wohnungsbau dringender denn je braucht, sind wirksame Anreize“, erklärte Gedaschko. Es müssten mehr Bauflächen zur Verfügung gestellt und durch die Kommunen verstärkt nach Konzeptqualität vergeben werden.

Neben einem Stopp der Preisspirale insbesondere bei der Grunderwerbsteuer sei zudem eine Erhöhung der linearen Abschreibung für Abnutzung von zwei auf mindestens drei Prozent notwendig. „Sollte sich hier nicht zügig etwas ändern, werden die Neubauzahlen trotz des vermeintlichen Anstiegs bei weitem nicht an das heranreichen, was eigentlich gebraucht wird“, so Gedaschko. (kl)

Foto: Shutterstock

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