Baukosten sind nur in einem Viertel der Fälle im Plan

Bauherren unterschätzen meist, wie teuer und aufwändig der Bau des eigenen Hauses sein kann. So ist ein Großteil der in den letzten fünf Jahren gebauten Häuser teurer als geplant geworden, oft dauerte es auch länger als vorgesehen. Das sind zwei der Ergebnisse der Bauherren-Studie 2017.

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Der Bau der eigenen Immobilie wird meistens teurer als geplant und oft auch langwieriger.

Drei Viertel der in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland errichteten Eigenheime sind am Ende spürbar teurer geworden als geplant. Während bei jedem dritten Haus die Baukosten letztendlich bis zu zehn Prozent über Plan lagen, waren es bei jedem fünften Neubau bis zu 20 Prozent und bei gut jedem zehnten Haus sogar bis zu 30 Prozent. Das sind Ergebnisse der „Bauherren-Studie 2017“.

Im Juli 2017 befragte der Bauherren-Berater Almondia 1.046 Bundesbürger. Die Hälfte der Befragten hat innerhalb der vergangenen fünf Jahre ein selbstgenutztes Haus gebaut. Die andere Hälfte der Studienteilnehmer plant einen Bau für die nächsten zwei Jahre und hat teilweise auch schon ein Baugrundstück. Die Umfrage erfolgte unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Evi Hartmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Verzögerungen können zu Domino-Effekt führen

Neben den höheren Kosten hätte vor allem die verlängerte Bauzeit viele Bauherren belastet. Laut der Studie konnte ein Viertel der Häuser erst mit einer Verzögerung von drei oder mehr Monaten bezogen werden.

„Bauprojekte folgen häufig einem sehr engen Zeitplan. Da die Arbeiten aufeinander aufbauen, können selbst kleine Verzögerungen zu einem Dominoeffekt führen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann von der Universität Erlangen-Nürnberg, die die Studie wissenschaftlich begleitet hat.

„In der Folge verschieben sich die Arbeiten immer weiter nach hinten. Wenn dann noch ein besonders kalter Winter dazukommt, können bestimmte Arbeiten erst gar nicht ausgeführt werden“, so Hartmann weiter. So ließe sich etwa Estrich bei niedrigen Temperaturen nicht fachgerecht gießen. Oder nur zu hohen Mehrkosten, da in diesem Fall eine mobile Heizung eingesetzt werden müsste.

Bauaufwand wird oft überschätzt

„Jede Bauverzögerung kostet zusätzliches Geld. Das ist bei Bauherren ohnehin oft knapp“, sagt Dr. Gordian Rättich, Geschäftsführer von Almondia. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer, die einen Bau planen, hätten erlebt, wie im Familien- und Freundeskreis die Baukosten explodiert sind. Von Finanzierungsproblemen hätten vier von zehn Befragten gehört.

Darüber hinaus sei der Hausbau oft auch emotional belastend. Gut ein Drittel der Bauinteressierten habe beobachtet, dass die Strapazen zu Stress innerhalb der Familie führten. Zwölf Prozent berichten sogar von beruflichen Problemen ihrer Freunde und Familienmitglieder.

„Die meisten Menschen bauen nur einmal im Leben. Da unterschätzt man sehr schnell den finanziellen und zeitlichen Aufwand, den ein solches Vorhaben mit sich bringt“, so Rättich. (kl)

Foto: Shutterstock

 

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