Kolumne: Mikro statt Makro in Europa

Was macht einen Aktienmarkt mittelfristig attraktiv? Nicht zuletzt die Situation, dass viele Anleger ihn aktuell kritisch betrachten.

Kolumne: Philipp von Königsmarck, Fidelity Woldwide Investment

 

Philipp von Königsmarck, Fidelty Worldwide Investment

In Europa ist das zum Teil so. Die negativen Schlagzeilen zu Europa, die oft kurzfristig die Börsen treiben, haben die Fakten überdeckt: Eine Anlage in europäische Unternehmen ist etwas ganz anderes als ein Investment in die Volkswirtschaften des Kontinents. Betrachtet man den Zeitraum von 1980 bis heute, hinkt Europa zwar beim Wirtschaftswachstum dem Rest der Welt hinterher, bei der Gewinnentwicklung sind hiesige Unternehmen jedoch global spitze.

Viele Unternehmen Europas international top

Und nachdem die Firmen gut gewirtschaftet haben und die Bilanzen eine unterdurchschnittliche Verschuldung aufweisen, oft sogar Bargeldbestände, zieht auch das Geschäft der Übernahmen und Fusionen an. Besonders europäische Firmen werden sehr wahrscheinlich sowohl als Übernahmeziele als auch als Käufer von diesem Trend profitieren. So dürfte in den kommenden Jahren wieder viel Kapital nach Europa fließen. Gerade US-Investoren scheinen aus Chance-Risiko-Perspektive ihr Geld aus den USA in Aktien auf der anderen Seite des Atlantiks umzuschichten.

Weshalb viele in Europa beheimatete Unternehmen der Krise in der EU trotzen können, liegt auf der Hand: Sie sind international aufgestellt und global führend. So konnten sie die Schwächen ihrer Heimatmärkte mehr als ausgleichen. Zudem haben sie ihre Margen durch Effizienzsteigerungen, technologische Verbesserungen und eine starke Preissetzungsmacht beibehalten können. Unterstützt wird der Case für europäische Aktien auch durch ihre attraktive Bewertung: Auf Basis der Gewinnschätzungen für 2014 beträgt ihr KGV durchschnittlich knapp über 12. In den USA und Japan liegt es bei über 14. Und nicht zuletzt schlägt die Dividendenrendite europäischer Aktien mit rund 3,5 Prozent alle anderen wichtigen Regionen.

Keine Chancen mit Indexfonds

Im Unterschied zu ihren Heimatstaaten geht es vielen europäische Unternehmen wirklich gut. Entscheidend für Anleger sind jedoch ein aktiver Investmentansatz und die Einzeltitelauswahl auf Basis einer soliden Analyse. Sie muss vor allem Faktoren berücksichtigen, die auf die potenzielle künftige Entwicklung des Unternehmens schließen lassen.

Worauf es nicht ankommt, ist die Gewichtung eines Unternehmens in einem Index. Aber genau das geschieht bei einem passiven Indexansatz, der die Gewinner von gestern bevorteilt. Das ist nicht gut für Anleger. Zahlreiche Studien belegen, dass sich Aktienfonds langfristig am besten entwickeln, die stark von ihrer Benchmark abweichen. Es besteht also ein enger positiver Zusammenhang zwischen „aktiven Geld“ – dem Anteil des Vermögens eines Fonds der vom Vergleichsindex abweicht – und der Fondsperformance. Wer an den Chancen des europäischen Aktienmarktes partizipieren will, sollte deshalb aktiv investieren.

 

Autor Philipp von Königsmarck leitet den Vertrieb über Family Offices und Vermögensverwalter bei der Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment, Kronberg im Taunus, und ist regelmäßiger Cash.-Kolumnist.

Foto: Fidelity Worldwide Investment

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