„Berater muss Kunden zeigen, in Alternativen zu denken“

Seit 2009 haussieren die Aktienmärkte nahezu ununterbrochen. Nicht wenige Multi-Asset-Fonds sind hinsichtlich des Aktien-Exposures allerdings gedeckelt. Ist das denn den Anlegern zu vermitteln?

Nareike: Ich habe den Eindruck, und ich bin bei sehr vielen Kundenveranstaltungen vor Ort, dass so etwas wie Vernunft eingekehrt ist bei den Kunden. Erstaunlicherweise kam diese Vernunft durch die Erkenntnis, welche Renditen mit ihrem Sparbuch zu erzielen sind. Das heißt, mit Renditen von drei, vier oder fünf Prozent lässt sich eine relativ große Aufmerksamkeit erzeugen, was vor fünf, sechs, sieben oder acht Jahren nicht so gewesen wäre.

Müller: Es gibt dazu eine faszinierende Studie einer Bank. Es wurden Privatkunden befragt, ob sie in den letzten Jahren an Aktien partizipiert haben. Die Antwort der Mehrheit lautete: „Nein“. Auf die Frage, ob es ihnen leid täte, antworteten fast ebenso viele mit „Nein“. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Die Distanz zum Thema einer reinen Aktienanlage ist so groß, dass die Anleger im Bezug auf die Renditeerwartungen deutlich geerdeter sind.

Alexander Lehmann, Geschäftsführer, Invesco Asset Management Deutschland: Aber Renditen von drei, vier oder fünf Prozent lassen sich eben nur mit komplexen Strategien erreichen. Diese komplexen Strategien müssen wir einfach erklären, ansonsten kauft der Kunde sie nicht. Bei dem Thema „einfach erklären“ kommen wir aber zu einem ganz anderen Punkt. Manchmal dürfen wir die Dinge gar nicht so einfach erklären, weil von der Aufsicht regulatorische Grenzen gesetzt sind, und weil uns auch unsere eigene Compliance gar keine einfachen Erklärungen erlauben darf. In der Folge erlebe ich dann oft, dass schlichtweg gar nichts gekauft wird. Was der Berater nicht versteht, das verkauft er nicht. Hier haben wir Anbieter eine große Verantwortung, ihr Handeln und ihre Strategien rechtlich sauber zu kommunizieren.

Müller: Anders ist es auch nicht zu erklären, dass 40 Prozent des Geldvermögens mehr oder weniger in Cash liegen oder bei niedriger Verzinsung auf Bankkonten schlummern. Wir sprechen hier von ca. 2.000 Milliarden Euro. Da sind 20 Milliarden Euro Zufluss in Mischfonds in diesem Jahr nur ein erster Schritt zur Vermögenssicherung.

Nareike: Und das ist ja nur das, was Sichteinlagen sind. Jetzt denk mal an das Geld, das die Versicherungen noch in Cash oder Rentenpapieren halten und als Altersvorsorge zu sehen ist – ich meine, da sprechen wir von einer ähnlichen Problematik. Meiner Meinung sprechen wir viel zu selten über die Vorteile von Anlagesondervermögen.

Seite drei: „Wir dürfen nicht lockerlassen, unsere Produkte verständlich zu erklären“

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