Gecam: Aktienmärkte chancenreich

Das zweite Halbjahr bietet Investoren viel Potenzial. Davon ist Daniel Zindstein vom Vermögensverwalter Gecam überzeugt, warnt aber auch vor Risiken.

Daniel Zindstein, Gecam

 

„Der Konjunkturausblick in Richtung 2016 verbessert sich weiter“, sagt der Experte. Im Rückblick reibe man sich die Augen, wenn man die beiden ersten Quartale dieses Jahres an den Aktienmärkten Revue passieren lässt: „Im ersten Quartal traten die politischen Krisen rund um die Ukraine, Griechenland und IS in den Hintergrund und ließen die Aktienmärkte haussieren.“

Aktien und Renten haussierten

Weiter heißt es in Zindsteins Kommentar: In erster Linie profitierten hiervon die 2014 zurückgefallenen Europa-Aktien. Der K-Dax (ohne Dividenden) kam rund 22 Prozent und der Euro Stoxx 50 knapp 18 Prozent voran, während der US-Aktienmarkt (S&P 500) nur mit Mühe eine schwarze Null schaffte. Doch nicht nur die Aktien boomten – auch die Rentenmärkte erklommen nie geahnte Höhen und die Renditen entwickelten sich im Umkehrschluss geradezu unterirdisch. Im Tief erreichte die zehnjährige deutsche Staatsrendite 0,05 Prozent und bis zu achtjährige Laufzeiten notierten im negativen Bereich. Grund war die insbesondere von der EZB geschürte Deflationsangst und das erwartete Anleiheaufkaufprogramm.

Mitte April – also relativ früh im zweiten Quartal – war es jedoch mit einem Schlag vorbei mit der sorglosen Kursrallye an den wichtigsten Kapitalmärkten Europas. Die Renditen zogen plötzlich massiv an, was bei Anleihen guter Bonität einen kleinen Crash verursachte, der bis Mitte Juni anhielt und zu Kursverlusten für die verwöhnten Bond-Anleger von bis zu 12 Prozent führte. Just zu diesem Zeitpunkt war es auch mit der schönen Aktien-Hausse vorbei und Dax & Co. absolvierten eine signifikante Korrektur von über 10 Prozent. Derart schnell steigenden Renditen (von quasi Null auf ein Prozent in wenigen Wochen) und die Griechenland-Problematik waren dann doch etwas zu viel, um die Stimmung am Hochpunkt zu halten. Wichtiger als der Rückblick ist jedoch der Ausblick auf das zweite Halbjahr 2015.

Anleihen: Renditeanstiege begrenzt – Volatilität hoch

Bereits den Renditerückgang im ersten Quartal konnten wir rational nicht mehr nachvollziehen. Es war schon damals absehbar, dass die Inflation allein aufgrund von zeitlichen Basiseffekten spätestens im zweiten Halbjahr wieder anziehen würde. Nun ist sie bereits mit den Mai-Daten wieder ins Plus geklettert. Auch die Konjunktur-Prognosen und die Stimmungsdaten der Wirtschaft waren viel zu gut für Negativ-Renditen über ein breites Laufzeitspektrum. Man kann also sagen, dass der Renditeanstieg nur eine Anpassung an die fundamentalen Realitäten bedeutete, wenn er auch für die meisten Marktteilnehmer etwas schnell vonstatten ging und somit Verunsicherung – nicht nur am Rentenmarkt – auslöste. Mit dem eingetretenen Renditeanstieg hat sich die aus historischen Mustern abgeleitete Gegenbewegung nach Start des QE-Programms bewahrheitet. Ist nun der Zeitpunkt gekommen, eine Trendwende bei den Renditen auszurufen?

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Keine weiteren Renditeanstiege

Wir denken, dass zumindest die Zeit der großen Sorglosigkeit am Rentenmarkt vorüber ist und die Volatilität zunehmend hoch bleiben wird. Gründe hierfür sind zum einen die bevorstehende Leitzinserhöhung in den USA, die für Unsicherheit sorgen wird. Darüber hinaus ist das tägliche Handelsvolumen geschrumpft. Gründe dafür sind die Regulierungswut und die dadurch eingedampften Handelsbücher der Banken sowie das Austrocknen bestimmter Rentenmarkt-Segmente durch die massiven Aufkäufe der EZB. Niedrige Marktliquidität wirkt in fallenden Kurstrends immer trend- und volaverstärkend. Fast schon selbsterklärend ist, dass sich in Zinswendephasen immer etwas höhere Unsicherheit am Markt zeigt.

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