Der Weltspartag ist eine Einladung zur Geldvernichtung

Heute findet in Deutschland der traditionsreiche Weltspartrag statt. Allerdings äußert der Finanzexperte Christian W. Röhl viel Kritik.

Klassisches Sparen ist in dem Umfeld mit negativen Realzinsen kaum förderlich.
Klassisches Sparen ist in dem Umfeld mit negativen Realzinsen kaum förderlich.

Am 28. Oktober ist mal wieder Weltspartag. Dann bringen Kinder den Inhalt ihrer Sparschweine zur Bank und werden dafür mit einem kleinen Geschenk belohnt. Obwohl vor 92 Jahren auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand aus der Taufe gehoben, ist dieser Tag mittlerweile fast so etwas wie ein Synonym für die deutsche Sparkultur. „Es wäre an der Zeit, diesen alten Zopf endlich abzuschneiden und durch einen Weltanlagetag zu ersetzen“, fordert Christian W. Röhl, Gründer der unabhängigen Research-Plattform DividendenAdel, mit Blick auf die niedrigen Zinsen.

Inflation frisst Zinsen mehr als nur auf

Zu belegen sei das mit einer simplen Rechnung: Mal angenommen, ein acht Jahre altes Kind hat es geschafft, in einem Jahr 500 Euro zu sparen. Wird dieses Geld heute auf’s Sparbuch eingezahlt, würde das Guthaben – einen Zinssatz von 0,5 Prozent pro Jahr vorausgesetzt – zum 18. Geburtstag bei gut 525 Euro liegen. „Das reicht dann nicht einmal für eine halbe Tankfüllung“, sagt Röhl.

Am Aktienmarkt ist deutlich mehr zu holen – gerade mit Deutschlands Top-Konzernen wie Siemens, Daimler, Bayer oder Allianz, die im Deutschen Aktienindex Dax zusammengefasst sind. „Trotz aller Krisen hat ein zehnjähriges Investment in den Dax seit 1960 im Schnitt 6,2 Prozent pro Jahr abgeworfen“, erklärt Röhl. Aus den 500 Euro des Achtjährigen wären damit bis zur Volljährigkeit knapp 900 Euro geworden. „Damit lässt sich eine schöne Party feiern“, resümiert Röhl und erinnert daran, dass der Dax nicht nur Kursveränderungen widerspiegelt, sondern auch die Dividendenzahlungen der Unternehmen.

Verlustwahrscheinlichkeit beim Dax auf Dauer gering

Ein weiterer Grund, warum Aktien für Kinder besonders attraktiv sind, ist der Faktor Zeit. „Je länger der Anlagehorizont bemessen ist, umso weniger fallen zwischenzeitliche Kursrückgänge und Krisen ins Gewicht“, erläutert Röhl. So hätte ein fünfjähriges Dax-Investment historisch in immerhin 25 Prozent der Fälle einen Verlust eingebracht. Bei zehn Jahren Anlagedauer sinkt die Verlustwahrscheinlichkeit hingegen auf 15 Prozent und wer mehr als 23 Jahre in den Dax investiert war, hat seit 1960 nie Geld verloren. (tr)

Foto: Shutterstock

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