„America first“ – wirklich?

Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika brüstet sich gern mit dem boomenden Aktienmarkt und führt diesen Erfolg ebenso gerne auf seine eigene Präsidentschaft zurück. Und so ist es absolut folgerichtig, dass sich Trump folgende Frage stellt: Wie kann ich den Aktienmarkt weiter bei Laune halten? 

Die Bröning-Kolumne

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„Jetzt muss sich zeigen, ob es Donald Trump mit „America first“ ernst meint, oder der Duktus seiner Präsidentschaft nicht unter „Trump first“ viel besser zusammengefasst werden kann.“

Genau, mit einer „phänomenalen“ Steuerreform. Dabei sollen vor allem US-Unternehmen mit einer Senkung des Unternehmenssteuersatzes von 35 Prozent auf nur noch 15 Prozent stark entlastet werden. Die daraus resultierenden Ersparnisse könnten die Firmen dann – so die Idee – wieder in den USA investieren.

Weniger Steuern für Unternehmen bedeuten höhere Gewinne, wahrscheinlich mehr Investitionen, mehr Arbeitsplätze, steigende Löhne, mehr Kaufkraft, höheres Wirtschaftswachstum und damit steigende Aktienkurse. Et voilà. Und die Finanzierung der Steuerreform? Wer interessiert sich schon für lästige Detailfragen.

Werfen wir kurz einen Blick auf die Theorie. Niedrigere Steuern sollen einer Volkswirtschaft in einer Rezession auf die Sprünge helfen. So weit, so gut! Nur befindet sich die US-Wirtschaft aktuell unbestritten nicht in einer Rezession, sondern in einem gesunden konjunkturellen Umfeld mit einer moderaten Inflation.

Muss die US-Wirtschaft weiter angekurbelt werden?

Die Arbeitslosigkeit liegt mit gut vier Prozent auf Vorkrisenniveau von 2007. Der S&P 500 ist seit seinem Tief im März 2009 pro Jahr (!) um 16,5 Prozent  gestiegen. Zum Vergleich: langfristig rentiert der Aktienmarkt mit ca. sieben Prozent p.a. Das Shiller-KGV liegt mit gut 30 deutlich über dem historischen Durchschnitt von 17.

Besteht also überhaupt die Notwendigkeit, die Wirtschaft weiter anzukurbeln? Oder sollte man nicht besser einen Gang zurückschalten und mal über das Bremsen nachdenken? Bremsen passt bei Donald Trump aber gar nicht ins Bild.

Anders bei der US-Notenbank Fed: die hat mit dem Bremsen nämlich schon vor der Präsidentschaftswahl begonnen. Seit Dezember 2015 wurden die Leitzinsen ganz behutsam in mehreren Schritten auf eine Spanne von aktuell 1,00 bis 1,25 Prozent erhöht. Schenkt man den Erwartungen der Fed-Mitglieder Glauben, dürften die Zinsen bis Ende 2019 auf 2,75 Prozent steigen.

Seite zwei: „America first“ oder „Trump first“

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