Hans-Werner Sinn: „USA soll sich an die eigene Nase fassen“

Bereits seit Wochen übt US-Präsident Donald Trump harsche Kritik am deutschen Handelsbilanzüberschuss und wirft der Bundesrepublik „Währungsmanipulation“ vor. Der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn stellt in einem aktuellen Kommentar eine völlig andere Diagnose.

Hans-Werner Sinn, Ifo Institut
Hans-Werner Sinn: „Der Handelsbilanzüberschuss ist, und hier hat Trump Recht, dadurch zu erklären, dass Deutschland seine Waren extrem günstig verkauft.“

In einem aktuellen Meinungsbeitrag auf der US-Kommentarwebsite Project Syndicate widerlegt der renommierte deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn den Vorwurf des US-Präsidenten Donald Trump, die Bundesrepublik Deutschland würde den Wechselkurs des Euro zu ihren Gunsten manipulieren und auf diese Weise immer größere Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschaften.

Zwar sei es zutreffend, dass deutsche Produkte zu billig seien, allerdings habe dies andere Gründe als der US-Präsident verlautbaren lasse – diese fänden sich auch in den USA selbst.

Gründe für die Unterbewertung deutscher Waren

Die Unterbewertung deutscher Waren habe mit der Einführung des Euros ihren Lauf genommen. Dieser habe in Südeuropa zur Bildung einer inflationären Kreditblase mit dramatischen Zinssenkungen geführt.

Befeuert durch billige Auslandskredite, hätten die betroffenen Länder Lohnerhöhungen vorgenommen, mit denen die Produktivitätszuwächse nicht Schritt halten konnten. In der Konsequenz seien die Preise gestiegen und die Wettbewerbsfähigkeit der verarbeitenden Industrie untergraben worden.

Deutschland habe damals aufgrund einer Wirtschaftsflaute die Inflation niedrig gehalten – und sei dadurch relativ immer billiger geworden.

Gründe für die Unterbewertung des Euro

Die Unterbewertung des Euros hat Sinn zufolge zwei Gründe: Erstens sei die ultralockere Geldpolitik der EZB, insbesondere ihr Quantitative-Easing-Programm (QE), dafür verantwortlich, dass Teile der so gewonnenen Liquidität ins Ausland geflossen und den Euro entwertet hätten. Allerdings müsse betont werden, dass sich die Deutsche Bundesbank von Anfang an gegen den EZB-Kurs gewehrt habe und die Bundesrepublik somit für diese Politik keinerlei Verantwortung trage.

Seite zwei: „Blick auf Wall Street richten“

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