Die zwei Spannungsquellen der Aktienmärkte

Anfang des Jahres sah es noch so aus, als wäre die größte Sorge der Aktionäre, dass die Geldpolitik zu schnell zu restriktiv wird. Doch seit US-Präsident Donald Trump daran arbeitet, seine  Ankündigungen aus dem Wahlkampf umzusetzen, sieht das anders aus.

Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management
Benjamin Melman: „Die jüngsten Importzölle werden vermutlich keinen sichtbaren Einfluss auf die globale Wirtschaft haben.“

Seit Anfang des Jahres gibt es zwei klar identifizierte Spannungsquellen: Die Angst vor inflationärem Druck in den USA und einer Rückkehr des Protektionismus.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erwartet einen Anstieg der Inflation in den USA, sodass drei oder vier Zinsanhebungen in diesem Jahr nach Einschätzung von Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management, möglich sind.

„Einfuhrzölle haben symbolischen Charakter“

„Die Inflation müsste zunächst in einem schnelleren Tempo anziehen, um dem Szenario der Fed zu entsprechen. Folglich ist es noch nicht an der Zeit, sich Sorgen um eine Überschreitung zu machen“, so Melman.

Währenddessen habe Washingtons Entscheidung Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium zu erheben, eher einen symbolischen Charakter. „Die jüngsten Importzölle werden vermutlich keinen sichtbaren Einfluss auf die globale Wirtschaft haben“, sagt Melman.

„Anders sieht es mit dem wiederauflebenden Protektionismus aus. In jedem Fall haben Investoren Zweifel und ziehen aktuell die Möglichkeit eines Handelskrieges mit allen einhergehenden Konsequenzen in Betracht. Wir glauben dennoch, dass es momentan zu früh ist, dieses Risiko als hoch einzustufen“, so Melman. Fragen werfe allerdings der Rücktritt von Donald Trumps obersten Wirtschaftsberater Gary Cohn auf.

„China hat viel zu verlieren“

Gleichzeitig dränge die USA China, seinen Markt zu öffnen. „Das Land ist zwar inzwischen besser entwickelt und stark genug, um Risiken durch die Gewährung von Zugeständnissen abzuwehren. Jedoch hätte China im Falle eines Handelskrieges viel zu verlieren“, meint Melman.

„Die Diskussion um Protektionismus kann folglich noch eine Weile anhalten und für Volatilität sorgen. Wir sehen das Risiko aber als zu gering an, um eine Veränderung in unseren Portfolios vorzunehmen.“

Foto: Edmond de Rothschild

 

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