DIW senkt Konjunkturprognose

Die deutsche Wirtschaft wird langsamer wachsen, als bisher angenommen. Doch „auch wenn sich immer mehr Wolken am Himmel der deutschen Konjunktur zusammenbrauen, die deutschen Haushalte spüren davon zunächst noch nicht viel“, beruhigt Simon Junker vom DIW.

Containerschiff
Die geopolitischen Spannungen und Donald Trumps Handelspolitik lassen deutsche Exporte sinken.

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird nach Einschätzung von Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen als noch vor kurzem angenommen. Das DIW senkte seine Prognose für 2018 von 2,4 Prozent im März auf jetzt 1,9 Prozent.

Die Wissenschaftler wiesen auf einen „unerwartet schwachen Jahresauftakt“ hin und sehen mehrere Risiken. So könnte der Handelskonflikt mit den USA weiter eskalieren und sich die Schuldenkrise in Italien verschärfen. Dadurch werde die deutsche Wirtschaft direkt geschwächt, aber auch indirekt durch die sinkende Nachfrage nach deutschen Exporten.

Furcht vor Wiederaufflammen der Eurokrise

DIW-Präsident Marcel Fratzscher sagt dazu: „Die Situation in Italien lässt ein Wiederaufflammen der Eurokrise befürchten. Es ist ein Weckruf für das Politikpersonal in Europa, und insbesondere für die Bundesregierung, sich endlich im Reformprozess für ein krisenfesteres Europa einzubringen. Die Vorschläge und Optionen sind da, es muss nun gehandelt werden. Auch gegenüber Trump und seinem Protektionismus müssen die europäischen Länder gemeinsame Front machen.“

Die Konflikte würden Unternehmen verunsichern, weshalb sie sich bei Investitionen zurückhalten würden, sagt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. „Es könnte aber noch viel schlimmer kommen, falls der Handelskonflikt zum offenen Krieg eskaliert. Hier hat Deutschland als exportstarke Wirtschaft sehr viel zu verlieren“, so Fichtner.

Deutsche Haushalte spüren wenig

Für 2019 erwartet das DIW eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,7 Prozent, vor drei Monaten hatte es noch 1,9 Prozent vorhergesagt. Trotz der leicht gedämpften Konjunktur sei die deutsche Wirtschaft weiter in guter Verfassung. Der private Konsum bleibe eine wichtige Stütze. Die Arbeitslosigkeit werde weiter zurückgehen, auf eine Quote von 5,2 Prozent in diesem und 4,9 Prozent im nächsten Jahr.

„Auch wenn sich immer mehr Wolken am Himmel der deutschen Konjunktur zusammenbrauen, die deutschen Haushalte spüren davon zunächst noch nicht viel. Der Arbeitsmarkt bleibt vorerst robust, mehr und mehr Menschen haben einen Job und die Löhne steigen. Das führt dazu, dass mehr konsumiert wird, der private Verbrauch bleibt ein wesentlicher Treiber des Wachstums“, sagt Simon Junker, Experte für die deutsche Wirtschaft beim DIW. (dpa-AFX/kl)

Foto: Shutterstock

 

 

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