Ende der Technologiehausse?

Es waren vor allem die Faang-Titel, die die US-Aktienindizes in den letzten Monaten getrieben haben. Doch die Entwicklung der Technologieaktien zeigt typische Anzeichen einer Finanzblase. Ist der Aufschwung nachhaltig, oder müssen Anleger das Platzen einer Blase fürchten?

Alle Anzeichen einer Finanzblase treffen auf die derzeitige Technologiehausse zu.

„Ist die große Zeit der Technologieaktien jetzt zu Ende?“, fragt Dr. Manfred Schlumberger, Vorstand und Leiter des Portfoliomanagements des Vermögensverwalters Starcapital, in seinem Monatsbericht Starinvest.

Ende Juli hätten die „Faang“-Aktien Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google (heute Alphabet) circa zehn Prozent ihres Börsenwerts in einer Woche verloren. Geschuldet seien die Verluste den hohen Erwartungen der Anleger. Facebook, das seinen Umsatz um 40 Prozent und die Zahl seiner aktiven Nutzer um zehn Prozent steigern konnte, habe dennoch 20 Prozent seines Börsenwertes verloren. Netflix erging es ähnlich.

überhöhte Erwartungen

„Trotz des Kurseinbruchs übertrifft der Börsenwert von Facebook den von Indien, Netflix erreicht fast den Kurswert von Russland und Apple, ergänzt um Microsoft, ist gleichauf mit China“, so Schlumberger. Der komplette Anstieg des S&P 500 in diesem Jahr sei auf den Kurszuwachs der FAANG-Aktien zurückführen. Der US-Technologiesektor habe einen Anteil von 26 Prozent am S&P 500.

Der Sektor habe 2000 33 Prozent zum S&P 500 beigetragen; drei Jahre später nach dem Platzen der Dotcom-Blase sei der Anteil auf 16 Prozent gesunken. Mit annualisierten Mittelzuflüssen 2018 von 36 Milliarden US-Dollar bezeichnet Schlumberger Technologiewerte als „gewaltigen Momentum-Trade“.

Auf der Suche nach dem größeren Narren

Haben wir es mit einer Finanzblase zu tun? „Finanzblasen entstehen, wenn zu viel Geld (Liquidität) einer Wachstumsillusion nachjagt. Menschen werden von Gier getrieben und setzen darauf, einen noch größeren Narren als sich selbst zu finden, der ihnen das Objekt der Begierde zu einem höheren Preis wieder abnimmt“, fasst Schlumberger die „Greater-Fool“-Theorie zusammen.

Alle Eigenschaften einer Finanzblase träfen auf die derzeitige Technologiehausse zu, die jedoch zusätzlich mit technologischer Innovation verbunden sei, wie zum Beispiel künstlicher Intelligenz oder dem Vermögen, große Datenmengen zu verarbeiten, und der Blockchain-Technologie.

„Eine Technologiehausse enthält im Kern stets eine enorme Schumpetersche Innovationskraft mit zerstörerischer Wirkung auf bestehende Unternehmensstrukturen und gewohnte Technologien“, so Schlumberger.

Anfällig für externe Schocks

Starcapital als Value-Investor beurteilt die Technologieunternehmen nach ihrem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Mit einem KGV von 26 kommt Facebook damit auf ein Gewinnwachstum von unter 20 Prozent, während Google mit einem KGV von 32 mit einem Gewinnwachstum von 23 Prozent eine Growth-Aktie sei.

Grundsätzlich gelte, dass das Risiko-/Ertragsprofil der meisten Technologiewerte sehr ambitioniert und ihre Börsenkurse sehr anfällig für Umsatz- oder Gewinnenttäuschungen seien. Extreme Korrekturen wären dann zu erwarten, wenn fast alle investiert seien und die Börsenhausse dann von einem externen Schock, zum Beispiel einer Rezession, getroffen würde.

Die zyklische Natur der Börsengeschichte habe gelehrt, dass Börsenblasen zwar länger dauern als gedacht, aber dafür dann umso heftiger platzen. Als Value-Investor hält sich Schlumberger hier eher zurück: „Endet die Musik, dann lauern in den Trümmern die großen Opportunitäten“.

Foto: Shutterstock

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