Finger weg von aktiven Anleihenfonds?

Nicht nur hohe Kosten belastet die Medianperformance, ebenso werden viele Fonds liquidiert. Doch müssen Anleger beachten, dass es durchaus aktive Fonds gibt, die es schaffen, den Index zu schlagen. In einigen Kategorien sind die Renditeunterschiede zwischen einzelnen Fonds sehr hoch, so die Ergebnisse von Morningstar.

Gründe für die schlechte Wertenwicklung

Verantwortlich für das schlechte Abschneiden der meisten aktiven Strategien sind nach Ansicht von Ali Masarwah, Chefredakteur von Morningstar, vor allem Fehleinschätzungen der Fondsmanager. Sie hätten klassische Fehler gemacht.

Zum Einen hätten sie aus der Überbewertung, niedrigen Renditen und Durationsrisiken der Anleihen durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld die falschen Schlüsse gezogen, zum Anderen hätten sie die Risiken von Euro-Peripherie-Anleihen falsch eingeschätzt.

Durationsrisiken überschätzt

Fondsmanager hätten nicht von überhöhten Durationsrisiken ausgehen sollen, da die niedrigen Renditen nicht durch Angebote und Nachfrage auf dem Rentenmarkt sondern durch die Geldpolitik der Zentralbanken bestimmt worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe ihre Geldpolitik kommuniziert, mit Überraschungen oder steigenden Zinsen sei nicht zu rechnen gewesen.

„Ab dem Herbst 2018 wird sich die Nachfragesituation am Euro-Rentenmarkt voraussichtlich normalisieren. Heute mag es nachvollziehbar sein, das Durationsrisiko bei Eurobonds-Portfolios zu senken, aber das gilt nicht für die Zeit zwischen 2009 und 2018, die für viele Bond- und Mischfondsanleger im Ergebnis verlorene Jahre waren“, sagt Masarwah.

Euro-Peripherie-Anleihen zu früh gemieden

Der zweite Fehler vieler Manager sei gewesen, Anleihen aus Portugal, Italien, Griechenland und Spanien trotz der  Stabilisierungspolitik der EZB zu meiden. Manager hätten berechtigterweise daran gezweifelt, dass die Regierungen der Euro-Peripheriestaaten die Unterstützung der EZB nutzen, um Reformen durchzusetzen und ihre Wirtschaft zu sanieren. Doch sei dies ein Problem gewesen, was die Performance in der Zukunft betrifft.

„Man darf, kann, ja muss den Managern von Euro-Bond-Fonds (bzw. von defensiven Mischfonds), die nach 2010 prinzipiell nur auf deutsche, finnische und österreichische Bonds gesetzt haben, eine gewisse ideologische Verblendung vorwerfen“, so Masarwah. „Sie haben mit Null-Spread-Nicht-Wetten den von ihnen verwalteten Fonds beziehungsweise ihren Anlegern ein Performance-Problem beschert. Sie hätten es besser wissen müssen.“

Worauf Anleger achten sollten

Nicht alle Vermögensverwalter haben die selben Fehler begangen. Einige Fonds liegen durchaus über ihrer Benchmark. Anleger sollten genau darauf achten, in welchen Kategorien sich die Performance meist nah am Index bewegt, hier kann ein passives Produkt die günstigere Variante sein.

In anderen Fondskategorien können die Rendite- und Kostenunterschiede zwischen den einzelnen Fonds sehr groß sein, hier sollten Anleger nicht nur die Performance sondern auch die Kosten vergleichen. (kl)

Foto: Shutterstock

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