Schwellenländer: Volatilität als Chance

Die ungewöhnliche starke Volatilität von Schwellenländertiteln und hohe Kapitalabflüsse sollten Anlegern nicht abschrecken – im Gegenteil– Investoren sollten den Zeitpunkt nutzen, um einzusteigen oder ihr Exposure auszubauen. Dafür gibt es mindestens drei Gründe:

Der Anstieg der US-Zinsen setzt lokale Währungen aus Schwellenländern unter Druck. An guten Fundamentaldaten ändert das jedoch nichts.

„Wir sehen den jüngsten Anstieg der Kreditspreads und die Abschwächung der lokalen Währungen in den Schwellenländern nicht als Zeichen einer Verschlechterung der Fundamentaldaten“, sagt Enzo Puntillo, Head of Fixed Income Team und Portfolio Manager Fixed Income Emerging Markets (EM) bei GAM Investments.

„Vielmehr sind wir der Meinung, dass die graduelle Steigerung der US-Zinsen und ein stärkerer US-Dollar einen erheblichen Gegenwind für die gesamte EM-Anlageklasse darstellen und der Markt sich speziell auf diese Faktoren konzentriert.“ Zudem habe die Unsicherheit über die jüngsten Wahlen in Italien das Ausmaß der Risikoaversion bei globalen Investoren weiter erhöht.

Vorsicht bei Ländern wie Türkei

„Im Hinblick auf die aktuellen Preisentwicklungen in den Schwellenländern sehen wir eine zyklische Aufwärtskorrektur der Markterwartungen gegenüber den Prognosen der US-Notenbank Fed“, sagt Puntillo.

„Es ist wichtig, den jüngsten EM-Ausverkauf in einem Kontext zu betrachten, in dem die Stimmung und Positionierung gegenüber der Anlageklasse sehr positiv war. Wir sind und bleiben jedoch vorsichtiger bei Ländern wie der Türkei, die sich sehr spät mit den zugrunde liegenden Problemen auseinandergesetzt haben – nur die Zeit wird zeigen, ob der politische Wille zur Verbesserung der Situation wirklich vorhanden ist.“ Dies gelte allerdings nicht für Argentinien, wo sofort mehrere unterstützende Maßnahmen umgesetzt wurden.

Drei Gründe für Emerging Markets

„Folglich sehen wir diese Korrektur als Chance, das Exposure in verschiedenen Ländern weiter zu erhöhen.“ Dies könne sich auch für Anleger, die noch kein Engagement in dieser Anlageklasse haben, als günstiger Einstiegspunkt erweisen.

„Generell stützen wir unsere optimistische Einschätzung auf die folgenden drei Kernpunkte“, sagt Puntillo. Erstens hätten sich die Fundamentaldaten der Emerging Markets in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Viele Länder hätten es geschafft, ihre Wirtschaft neu auszurichten.

Nach einigen schwierigen Jahren mit sinkenden Leistungsbilanzdefiziten und sinkenden Kreditwachstumsraten, die zu einem rückläufigen BIP-Wachstum geführt hätten, würden nun die meisten Volkswirtschaften von den Gegenmaßnahmen profitieren.

Positive Leistungsbilanz

„Zweitens sind die gesamte EM-Leistungsbilanz sowie die ausländischen Direktinvestitionen im positiven Bereich, was mittelfristig die Abhängigkeit der Anlageklasse von spekulativen Investmentflüssen verringern dürfte“, so Puntillo.

Günstiger Anleihenmarkt

Drittens seien die ohnehin günstigen Bewertungen verschiedener Hart- und Lokalwährungsanleihen noch günstiger geworden, bei einer laufenden Rendite von durchschnittlich rund 6,5 Prozent in beiden Segmenten.

„Es scheint, dass wir in den kommenden Wochen eine weitere Volatilität im Markt sehen werden, und wir werden versuchen, die damit verbundenen Preisbewegungen zu nutzen, um zusätzliche Chancen bei attraktiven Bewertungen zu nutzen.“

Foto: Shutterstock

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