Hans-Werner Sinn: „Die EZB wird indirekt zum Finanzier der Staaten“

Gabor Steingart, ehemaliger Herausgeber des „Handelblatts“, hat Hans-Werner Sinn in seinen morgendlichen Podcast eingeladen, um über die Probleme Europas zu reden. Sinn warnte vor mehr Protektionismus und einer Schuldenspirale, die durch Vergemeinschaftung der Schulden und eine expansive Geldpolitik angeheizt werde.

Hans-Werner Sinn, ehemaliger Präsident des Ifo Instituts
Hans-Werner Sinn: „Die Geschichte Draghis wird neu erzählt werden müssen. Quantitative Easing ist eine langfristig unverantwortliche Politik.“

„Wenn die Briten weg sind, entsteht ein neues politisches Gleichgewicht in Europa und es besteht die Gefahr, dass wir über die nächsten Jahrzehnte eine Handelsfestung aufbauen“, hat Hans-Werner Sinn im Gespräch mit dem ehemaligen Herausgeber des „Handelsblatts“ Gabor Steingart gewarnt.

Steingart hatte den ehemaligen Präsidenten des Ifo-Instituts in seinen allmorgendlichen Podcast eingeladen, um über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) zu reden, die Wahlen in Italien und die Gefahren der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Thema war auch die Nachfolge des EZB-Präsidenten Mario Draghi.

Künftig andere Verhältnisse

„In der EU werden künftig ganz andere Verhältnisse herrschen, was das Thema Protektionismus betrifft“, sagte Sinn. Mit dem Austritt Großbritanniens entfalle die Sperrminorität der nördlichen Länder und die südlichen Mitgliedsstaaten, mit ihren weniger wettbewerbsfähigen Volkswirtschaften, hätten deutlich mehr politische Macht.

Sinn war einer der Initiatoren einer Petition gegen den Brexit. Auf der Website „new-deal-for-britain.de“ rufen die ehemaligen BDI-Präsidenten (Bundesverband der Deutschen Industrie) Hans-Olaf Henkel, Michael Rogowski und Heinrich Weiss, die Unternehmer Roland Berger, Klaus-Michael Kühne, Manfred Schneider sowie der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Hans-Werner Sinn dazu auf, „den Brexit und damit eine Tragödie historischen Ausmaßes zu verhindern.“

Auch die neue Regierung Italiens sei keine gute Nachricht. Dank der Versprechen von höheren Sozialausgaben und gleichzeitig sinkenden Steuern der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega an den Süden und Norden, würden die Schulden deutlich über die von den Maastricht-Kriterien vorgegebene Grenze von drei Prozent wachsen.

Seite zwei: Angstfreie Zone führt zu mehr Instabilität

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