Trump kritisiert Zinspolitik der US-Notenbank

Der US-Präsident sagt mitunter Dinge, die er besser für sich behalten sollte. Diesmal rüffelt er die unabhängige Notenbank Fed, weil diese die Leitzinsen erhöht hat. Seine Sprecherin muss es wieder richten.

Die Unabhängigkeit der US-Zentralbank von politischer Einflussnahme ist ein Grundprinzip.

US-Präsident Donald Trump hat mit Kritik an der Leitzins-Erhöhung der Notenbank Federal Reserve (Fed) für Verwirrung gesorgt.

„Ich bin nicht begeistert (…). Ich bin nicht glücklich, aber gleichzeitig lasse ich sie machen, was sie für das Beste halten“, sagte er dem Fernsehsender CNBC laut einem vorab verbreiteten Bericht. Außerdem nannte der Präsident Notenbank-Chef Jerome Powell, den er selbst ernannt hatte, einen „sehr guten Mann“.

Fed lässt Kritik unkommentiert

Wenig später stellte Trumps Sprecherin Sarah Sanders klar: „Natürlich respektiert er (Trump) die Unabhängigkeit der Fed. Die Sicht des Präsidenten auf Zinsen ist gut bekannt, und sein Kommentar von heute wiederholt nur seine seit langem bestehende Haltung.“ Das Interview soll am Freitagmorgen um 6.00 Uhr (Ortszeit/12.00 MESZ) ausgestrahlt werden.

Die Notenbank wollte keinen Kommentar abgeben, verwies aber auf eine Äußerung Powells aus der Vorwoche. Demnach nimmt die Fed auf politische Erwägungen keine Rücksicht. Dies sei tief in ihrer DNA.

Die Unabhängigkeit der US-Zentralbank von politischer Einflussnahme ist ein Grundprinzip. Trump räumte deshalb wohl auch ein, sein Kommentar sei ungewöhnlich – aber das kümmere ihn nicht. Er sage genau das, was er auch als normaler Bürger sagen würde.

Trump sieht wirtschaftliche Nachteile

„Es gefällt mir nicht, dass wir all die Arbeit in die Wirtschaft stecken und dann sehen, wie die Zinsen steigen“, meinte er. Er sei besorgt, dass der Zeitpunkt schlecht gewählt sei und die USA jetzt im Nachteil seien, weil die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von Japan weiter an ihrer Politik niedriger Leitzinsen festhielten.

„Chinas Währung fällt wie ein Stein, das bringt uns einen Nachteil“, sagte Trump. Tiefe Zinssätze können etwa für günstigere Kredite von Geschäftsbanken sorgen und so über leichtere Investitionen die Wirtschaft ankurbeln.

Zugleich wird der Außenwert der eigenen Währung schwächer, weil Finanzanlagen im Land weniger attraktiv werden. Aber eine schwache Währung kann auch zu mehr Exporten ins Ausland führen – Trump kritisiert Staaten wie China oder die Länder der EU für ihre großen Außenhandels-Überschüsse mit den USA.

Zwei weitere Erhöhungen  in diesem Jahr möglich

Die Fed hat in diesem Jahr die Leitzinsen bereits zwei Mal angehoben und außerdem signalisiert, dass bis zum Jahresende zwei weitere Erhöhungen folgen könnten.

Der Schlüsselsatz, zu dem sich Banken gegenseitig kurzfristige Kredite geben, stieg Mitte Juni um 0,25 Punkte auf eine Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent.

So hoch waren die US-Zinsen zuletzt 2008, ehe durch den Zusammenbruch großer Teile des amerikanischen Immobilienmarktes die letzte globale Finanzkrise begann. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

 

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