Gelingt der Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik?

Die lockere Geldpolitik nach der Finanzkrise 2008 war ein Experiment, noch spannender könnte jetzt der Ausstieg sein. Die Federal Reserve hat bereits vor Jahren damit begonnen. Die Europäische Zentralbank muss jedoch in einem wesentlich riskanteren Umfeld agieren. Ist der Weg der Fed dennoch ein Vorbild? Gastbeitrag Teil 1/2 von Patrice Gautry, Union Bancaire Privée – UBP

Patrice Gautry ist Chef-Volkswirt, Union Bancaire Privée - UBP
Patrice Gautry: „Es scheint, als würde die EZB einen ähnlichen Weg einschlagen wie einst die US-Notenbank, allerdings sind die Risiken und die politische Situation wesentlich komplexer.“

Seit der globalen Finanzkrise der Jahre 2008-2009 hat die US-Notenbank  Federal Reserve (Fed) mit dem Quantitative Easing (QE) den Trend für andere Zentralbanken vorgegeben. Die Fed hat den Leitzins auf nahezu null gesenkt und aggressive Strategien für den Ankauf von Anleihen eingeführt. Das Ziel war, die längerfristigen Zinsen zu senken, um die lahmende Wirtschaft anzukurbeln.

Der Weg der Fed

Bereits 2013 hat die Fed damit begonnen, aus ihrem QE-Programm auszusteigen und das Volumen von Anleihekäufen zu reduzieren (Tapering), da der Erholungszyklus in der US-Wirtschaft vergleichsweise weit fortgeschritten ist. Im Oktober 2014 stellte sie ihr QE-Programm schließlich gänzlich ein.

Aufgrund von Anzeichen für einen Inflationsanstieg hob die Fed die Zinsen im Dezember 2015 trotz nachlassender Wachstumsdynamik erstmals wieder an. Als sich die US-Konjunktur zwischen 2015 bis 2016 abkühlte und die Inflationserwartungen nachließen, nahm die US-Notenbank 2016 eine abwartende Haltung ein.

Erst mit 2017, mit dem wiederauflebenden Wachstum erhöhte sie die Zinsen wieder. Zudem machte sie den nächsten Schritt, um ihre QE-Strategie zu beenden, indem sie ihre Reinvestitionspolitik einstellte und ihre Bilanz reduzierte.

Fed bleibt flexibel

Wenngleich sich der restriktivere Kurs der US-Notenbank wie ein roter Faden durch den gesamten Ausstiegsprozess zog, betonte die Fed stets ihre Bereitschaft, das Tempo und den Umfang ihres Ausstiegs zu verringern, in Abhängigkeit von der Entwicklung des Wachstums, der Inflation und der allgemeinen finanziellen Bedingungen. Ziel war, dass sich die Konjunktur selbst in Schwächephasen wie im Jahr 2016 erholt.

Angesichts des derzeit soliden Wachstums und der innerhalb des Zielkorridors liegenden Inflationsrate dürfte die US-Notenbank somit nach unserer Einschätzung ihre Bilanz reduzieren, auf ein Volumen von  ein bis 1,2 Billionen US-Dollar in US-Treasuries und 800 Milliarden in US-Mortgage-Backed Securities.

Seite zwei: Vor diesen Problemen steht die EZB

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