Der Klimawandel fordert gemeinsames Engagement

Die drohende Erderwärmung hat sich zu einem der beherrschenden Themen entwickelt. Dabei kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass die notwendigen Investitionen in Maßnahmen gegen den Klimawandel gewaltig sind. Das Problem wird sich ohne die Einbeziehung der Finanzwirtschaft nicht lösen lassen. Ein Beitrag von Dr. Andreas Steinert, Head of 3rd Party Distributors und Mitglied der Geschäftsführung, Amundi Deutschland.

 

 

Der Klimawandel ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ein Beleg dafür ist unter anderem die wachsende Popularität der Grünen. Allerdings kommt auch keine andere Partei mehr ohne den Programmpunkt Umweltschutz aus. Vor allem junge Menschen, machen sich mehr und mehr Gedanken um den Erhalt des grünen Planeten und zeigen ein wachsendes Interesse an Nachhaltigkeitsthemen. Beispiele dafür sind die Fridays-for-Future-Demonstrationen oder die Shell-Jugendstudie 2019, nach der drei von vier Jugendlichen die Umweltverschmutzung als das Problem Nummer eins benennen. Kein Wunder: Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht extreme Hitze-, Kälte-, Regen- oder Dürrerekorde zu verzeichnen sind. Laut NASA fielen 16 der 17 wärmsten Jahre, die seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts registriert wurden, in den Zeitraum seit dem Jahr 2001. Der Klimawandel ist im Alltag angekommen – nicht nur bei der Generation „Greta“.

„ESG“ interpretiert Nachhaltigkeit neu

Spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015, in dem sich 197 Staaten zu hohen nachhaltigen Klimaschutzstandards verpflichtet haben, und den 2016 in Kraft getretenen 17 Nachhaltigkeitszielen der UN, ist das Thema auch im Finanzbereich allgegenwärtig. Drei Buchstaben stehen heute für einen grundlegenden Wandel bei der Kapitalanlage und einem erweiterten, modernisierten Verständnis des Nachhaltigkeitsbegriffs: ESG! Dabei bedeutet das Kürzel für die englischen Begriffe Environment, Social, Governence mehr, als einfach nur Umweltschutz. Der Dreiklang – übersetzt „Umwelt, Soziales und Unternehmensführung“ – bedeutet vielmehr einen ganzheitlichen ökologischen, sozialen und ethischen Ansatz bei der Auswahl eines Portfolios.

Selektion der „Guten“

ESG-Investments werden zumeist in einer Kombination aus sogenanntem „negativem und positivem Screening“ ermittelt – also vereinfacht gesagt, einer Ausschluss- und einer ESG-Bestenliste. Zuerst werden die Bereiche definiert, in die das ESG-Portfolio generell nicht investieren darf. Häufig sind dies Themen, die im allgemeinen Verständnis als ethisch problematisch gesehen werden: z.B. Tabak, Rüstung, Glücksspiel, Kinderarbeit, aber auch der Anteil an Atomenergie am Energiemix. Dieser negativen Selektion folgt dann die Analyse ausgewählter Faktoren in allen drei ESG-Teilbereichen. Etwa CO2-Emissionen, Wasser- und Energieverbrauch, Erhaltung der Biodiversivität im Bereich „Umwelt“. Unter „Soziales“ fallen z.B. die Prüfung von Arbeitsbedingungen, Anti-Diskriminierungsmaßnahmen, Gesundheitsvorsorge, Sicherheit oder Menschenrechtsverletzungen eines Unternehmens oder – im Falle von Staatsanleihen – Landes. Die gute Unternehmensführung (Governance) zeigt sich demnach z.B. in einer unabhängigen Unternehmensleitung, Compliance- und Anti-Korruptionsmaßnahmen, angemessener Vergütung oder den Rechten der Anteilsinhaber.

Markt für nachhaltiges Investieren wächst rasant

Das ESG-Konzept überzeugt: Immer mehr Kunden wollen nachhaltig investieren. Die Kapitalzuflüsse in entsprechende Finanzprodukte stiegen in den letzten Jahren enorm an – insgesamt betrug das Wachstum zwischen 2008 und 2016 über 1000%*. Und diese Dynamik hält weiter an: Allein innerhalb eines Jahres – von 2017 auf 2018 – betrug der Zuwachs in nachhaltigen Mandaten und Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz 63%**. Und dieser Wandel ist notwendig, denn nach Schätzungen von New Climate Economy sind in den nächsten 15 Jahren global umgerechnet mehr als 80 Billionen Euro an Investitionen nötig, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen und die Energiewende zu finanzieren. Es werden Billionen von Euro für den Ausbau erneuerbarer Energien, intelligenter Netze, grüner Gebäude, nachhaltiger Verkehrslösungen und anderer grüner Sektoren gebraucht.

Bereitschaft der Anleger fordert Politik und Wirtschaft

Die von New Climate Economy erhobenen Zahlen zeigen, dass das Thema eine hohe Relevanz für alle hat. Das in diesem Jahr von der Bundesregierung beschlossen Klimapaket unterstreicht hier beispielhaft, dass immense Anstrengungen auch von Seiten der Politik notwendig sind, um die Erderwärmung zu begrenzen und den Planet Erde als Lebensraum für nachfolgende Generation zu erhalten. Die hier notwendigen Investitionen sind ohne die Einbeziehung der Finanzwirtschaft nicht zu stemmen. Die Bereitschaft der Investoren und Anleger ist vorhanden. Allein in Deutschland ist im vergangenen Jahr laut Forum Nachhaltige Geldanlagen das Volumen von nachhaltigen Fonds und Mandaten um 45 Prozent auf 133,5 Milliarden Euro gestiegen. Einen so großen Zuwachs gab es noch nie und zudem ein beeindruckendes Beispiel für den Wandel in den Köpfen der Anleger.

ESG-Investments oft renditestärker

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Studien, aus denen vereinfacht gesagt hervorgeht, dass Investmentstrategien, die auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen, keineswegs den klassischen Anlagekonzepten hinterherhinken. So zeigt zum Beispiel eine Analyse der Rating-Agentur Scope von 2018, dass sich das Risiko-Rendite-Profil nachhaltig ausgerichteter Fonds im Durchschnitt wenig von dem herkömmlichen Fonds unterscheidet – die nachhaltigen Fonds konnten über den Betrachtungszeitraum von fünf Jahren sogar leichte Performance-Vorteile erzielen.

Foto: Dr. Andreas Steinert, Head of 3rd Party Distributors und Mitglied der Geschäftsführung, Amundi Deutschland

 

Rechtliche Hinweise: Soweit nicht anders angegeben, beruhen die hier enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und Informationen von Amundi Asset Management und haben den Stand 20.11.2019. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden. Diese Veröffentlichung ist kein Verkaufsprospekt und stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Außerdem stellt diese Veröffentlichung kein solches Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. Amundi Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Amundi Gruppe.

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